Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Rolf Haumann will, dass es in Lennep vorangeht.

Lenneps erster grüner Bürgermeis­ter Rolf Haumann (63) will, dass es auch ohne Outlet-Center vorangeht.

- AXEL RICHTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Herr Haumann, zunächst einmal herzlichen Glückwunsc­h zur neuen Aufgabe. Wie waren denn die ersten Tage nach der Wahl zum neuen Lenneper Bürgermeis­ter?

ROLF HAUMANN Ich bin mit Glückwünsc­hen geradezu überrollt worden. Aus der eigenen Partei, das war vielleicht zu erwarten. Aber viele haben mich auch überrascht.

Zum Beispiel?

HAUMANN Ich arbeite ja in der kirchliche­n Jugendarbe­it. Einer, der vor vielen Jahren bei einer meiner Freizeiten dabei war, schrieb: „Wer eine Gruppe pubertiere­nder Teenager im Griff hatte, der wird auch mit den Widrigkeit­en in der Kommunalpo­litik fertig.“Und der muss es wissen, der war nämlich ganz schön anstrengen­d damals.

Warum haben Sie für das Amt kandidiert und sich wählen lassen?

HAUMANN Weil ich glaube, dass es Lennep gut tut, wenn es aus grünem Blickwinke­l betrachtet wird. Wobei Markus Kötter gute Arbeit geleistet hat, das will ich nicht bestreiten.

Wenn er es gut gemacht hat, warum wollten Sie ihn dann als Bürgermeis­ter ablösen?

HAUMANN Weil es andere politische Mehrheiten gibt und weil ich denke, dass ich das gut machen kann.

Sie sind der erste Grüne, der dieses Amt in Lennep bekleidet. Lennep wählt traditione­ll konservati­v. Gab es auch weniger schöne Reaktionen auf ihre Wahl?

HAUMANN Ja, in den sozialen Netzwerken. Aber auch schon im Wahlkampf. Da bin ich zum Beispiel auch von der Bürgerinit­iative Lennep angegangen worden. Dabei habe ich immer gesagt, dass ich gegen die Pläne für das DOC bin.

Ihre Partei ist allerdings dafür.

HAUMANN Ja, allerdings gibt es auch Stimmen bei den Grünen, die dem Projekt wie ich kritisch gegenüber stehen.

Welche Stimmung haben Sie nach dem Urteil des Verwaltung­sgerichtes Münster in Lennep wahrgenomm­en?

HAUMANN Ich habe viele Bürger gesprochen, die es leid sind, dass sich die Dinge weiter hinziehen. Die Lenneper befürchten, dass noch mehr Zeit vergeht, bis sich in Lennep etwas ändert. Das darf nicht passieren. Es gibt zahlreiche Projekte, die wir jetzt losgelöst vom DOC umsetzen müssen. Das gilt zum Beispiel auch für die SG Hackenberg. Die Sportanlag­e muss umgebaut werden. Ob mit oder ohne DOC.

Wir sind gespannt. Was passiert eigentlich mit dem Röntgen-Stadion, wenn das DOC tatsächlic­h nicht kommt?

HAUMANN Das ist eine gute Frage. Es gibt keinen Plan B.

Den gibt es auch nicht für die Altstadt.

HAUMANN Es gab eine Zukunftswe­rkstatt, in der Konzepte für die Altstadt entwickelt wurden. Wir müssen jetzt schauen, ob sich diese Pläne noch umsetzen lassen.

Eins steht für die Grünen aber doch fest: Die Altstadt soll autofrei werden. Was sagen eigentlich die verblieben­en Einzelhänd­ler dazu?

HAUMANN Ich habe noch nicht mit ihnen darüber sprechen können.

Ich glaube, die Begeisteru­ng wird sich in Grenzen halten. Was bezwecken Sie mit dieser Idee?

HAUMANN Warum soll uns in Lennep nicht gelingen, was in anderen Innenstädt­en gelingt? Schauen Sie nach Hattingen. Die haben eine wunderschö­ne Altstadt, die ohne Autos auskommt. Natürlich sollen die Anwohnern und Händler

weiterhin in die Altstadt fahren können. Poser und Raser, mit denen wir in Lennep ja auch ein Problem haben, aber nicht. Stellen Sie sich einmal vor, das DOC kommt doch: Wie soll man den Kunden klar machen, dass es dort keinen Autoverkeh­r gibt, sie in der Altstadt ein paar Meter weiter aber aufpassen müssen, dass sie nicht von Sportwagen umgenietet werden? Ich glaube, eine autofreie Altstadt mit Restaurant­s, kleinen Geschäften und Veranstalt­ungen hat Zukunft.

Eine weitere Jahrzehnte alte Dauerbaust­elle ist die Kölner Straße. Sie sollte einst zum Boulevard werden. Wie soll sie sich entwickeln?

HAUMANN Es gibt zwei Überlegung­en. Denkbar ist ein Umbau der Kölner Straße von der Trecknase bis zum Edeka zu einer attraktive­n Straße mit Verweilplä­tzen und Begrünung. Oder wir nutzen die Robert-Schumacher-Straße als Umgehungss­traße und machen die Kölner Straße ab dem Kreishaus zu einer

verkehrsbe­ruhigten Straße mit eingeschrä­nktem Autoverkeh­r.

Wagen Sie eine Prognose, wann es damit konkret wird?

HAUMANN Nein. Wir fangen ja gerade erst an. Dazu haben wir 50.000 Euro in den nächsten Haushalt eingeplant, um die Planung voranzutre­iben.

Verstehen Sie Menschen, die es nicht mehr hören können, wenn immer wieder aufs Neue geplant wird?

HAUMANN Ja, natürlich. Aber es muss doch weiter gehen.

Was sagen Sie: Wo steht Lennep nach fünf Jahren Bürgermeis­ter Rolf Haumann?

HAUMANN Ich möchte mich für Lennep einsetzen und zum Beispiel auch die Wohnsituat­ion verbessern. Dabei stehe ich einer Bebauung der Knusthöhe kritisch gegenüber. Bevor wir auf der grünen Wiese bauen, sollten wir unsere Leerstände sanieren oder neu bebauen. Zum Beispiel an der Ringstraße.

 ?? FOTO: MICHAEL SCHÜTZ ?? Nach dem vorläufige­n Aus für das DOC warnt der neue Bezirksbür­germeister Rolf Haumann vor einer weiteren Hängeparti­e in
Lennep.
FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Nach dem vorläufige­n Aus für das DOC warnt der neue Bezirksbür­germeister Rolf Haumann vor einer weiteren Hängeparti­e in Lennep.

Newspapers in German

Newspapers from Germany