Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das ist Remscheids steilste Straße

Wer die Dorfmühler Straße passieren möchte, muss eine gewaltige Steigung überwinden. Es wirkt fast, als würde man auf eine Wand zufahren.

- VON MANUEL BÖHNKE

Vor dieser Rampe hätten wohl selbst die Radprofis bei der Tour de France Respekt. Fast als würde man auf eine Wand zufahren, fühlt sich, wer in die Dorfmühler Straße einbiegt. 24 Prozent beträgt die Steigung dort. Vor dem unteren Abschnitt warnt ein Straßensch­ild sogar vor einem Gefälle von 25 Prozent. Damit gilt sie als steilste Straße Remscheids.

Einer, der die Verbindung zwischen Nord- und Haddenbach­er Straße bestens kennt, ist Helmut Quabeck. Seit 30 Jahren wohnt er an der Dorfmühler Straße. „An und für sich bringt die starke Steigung nur wenige Probleme mit sich“, sagt der 79-Jährige. Vorsichtig muss er lediglich sein, wenn er mit seinem Wohnmobil unterwegs ist. Damit bergab in Richtung Hauptstraß­e zu fahren, ist kaum möglich. Zu groß ist die Gefahr, dass das Fahrzeug aufsetzt.

„Da muss man tatsächlic­h aufpassen“, bestätigt Frank Schauff. Er ist bei der Paul Schulten GmbH & Co. KG für Marketing und Kommunikat­ion zuständig. Der Gebäudedie­nstleister hat seinen Sitz unmittelba­r an der oberen Zufahrt zur Dorfmühler Straße. „Das ist in der Tat teils sportlich, im Endeffekt funktionie­rt aber alles“, sagt Schauff über die steile Zuwegung.

Zumindest in den wärmeren Monaten. Ganz anders ist die Situation bei Glatteis und Schneefall, betont Helmut Quabeck. „Im Winter ist es wirklich übel, wenn noch nicht geräumt wurde“, ergänzt eine Nachbarin. Bei schlechten Straßenver­hältnissen drohen die Fahrzeuge bergab auf die Haddenbach­er Straße zu rutschen. Auf der anderen Seite in die Nordstraße einzubiege­n, ist nicht erlaubt. Dennoch lebt die 85-jährige Anwohnerin gerne an der Dorfmühler Straße. Seit mehr als 50 Jahren nennt sie Remscheids steilste Fahrbahn ihre Heimat. „Es ist schön ruhig hier. Im Haus haben wir eine tolle Nachbarsch­aft.“Ihr Zuhause sorgt immer wieder für Schmunzeln bei Bekannten: „Ich habe Angehörige in Soest. Die denken immer, sie müssten ihr Auto mit Steinen hinter den Reifen vor dem

Wegrollen schützen.“Die Dorfmühler Straße hat eine lange Geschichte. Erstmals schriftlic­h erwähnt wurde sie im Jahr 1573. Im Mittelalte­r war der Abschnitt eine wichtige Verbindung zwischen Alt-Remscheid und

der Dorfmühle. Die befand sich unterhalb der heutigen Wohnbebauu­ng. Die Remscheide­r Bauern nutzten den Weg, um ihr Getreide zur Mühle zu transporti­eren. Auch der Fuhrverkeh­r zwischen Remscheid und Lennep erfolgte hauptsächl­ich über die Kirchhof- und Dorfmühler Straße. Heute ist der 240 Meter lange Abschnitt deutlich weniger stark frequentie­rt.

Unter anderem mit der Hammerstra­ße und dem Holscheids­berg gibt es in Remscheid innerstädt­isch noch weitere steile Rampen. Zur steilsten Straße Deutschlan­ds reicht es allerdings nicht.

Mit diesem Titel rühmt sich die Gemeinde Deesbach im thüringens­chen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Internatio­nal kann das Gefälle von 25,3 Prozent der dortigen Oberweißba­cher Straße dagegen nicht mithalten. Dem Guinness-Buch der Rekorde zufolge befindet sich die steilste Straße der Welt übrigens in der nordwalisi­schen Stadt Harlech – mit einem Gefälle von 37,45 Prozent. Sie löste erst im vergangene­n Jahr die Baldwin Street im neuseeländ­ischen Dunedin (35 Prozent Gefälle) ab.

 ?? FOTO: ROLAND KEUSCH ?? Von der Haddenbach­er Straße führt diese Rampe zu den Häusern an der Dorfmühler Straße. Der Beschilder­ung zufolge hat der untere Abschnitt, der hier abgebildet ist, ein Gefälle von 25 Prozent.
FOTO: ROLAND KEUSCH Von der Haddenbach­er Straße führt diese Rampe zu den Häusern an der Dorfmühler Straße. Der Beschilder­ung zufolge hat der untere Abschnitt, der hier abgebildet ist, ein Gefälle von 25 Prozent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany