Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Müll aus Remscheid macht mobil

Im Heizkraftw­erk der AWG in Wuppertal entsteht Strom, mit dem Wasserstof­f für emissionsf­reie Linienbuss­e hergestell­t wird.

- VON HENNING RÖSER

Im Heizkraftw­erk der AWG in Wuppertal entsteht Strom, mit dem Wasserstof­f für emissionsf­reie Linienbuss­e hergestell­t wird.

Wer seinen Hausmüll in Remscheid in der grauen Tonne entsorgt, bringt damit seit einigen Monaten auch ein innovative­s, umweltscho­nendes und preisgekrö­ntes Verkehrspr­ojekt auf die Straße. Unter dem Motto „Müll macht mobil“sind seit Juni in der Nachbarsta­dt Wuppertal zehn Linienbuss­e der Stadtwerke mit Brennstoff­zellen-Antrieb unterwegs. Sie produziere­n keine CO2-Emissionen. Der Clou: Der Wasserstof­f wird im Müllheizkr­aftwerk auf den Wuppertale­r

„Wir beobachten das Thema mit großem Interesse“

Michael Zirngiebl TBR-Betriebsle­iter

Südhöhen aus der bei der Müllverbre­nnung erzeugten Energie hergestell­t. Dorthin liefert auch Remscheid täglich seinen Hausmüll. Knapp 23.000 Tonnen Restmüll waren es insgesamt im vergangene­n Jahr.

Zusammen mit Wuppertal und der Stadt Velbert bildet Remscheid die Abfallwirt­schaftsges­ellschaft (AWG), die das Heizkraftw­erk seit

1976 betreibt. Remscheid hält

25 Prozent der Anteile. Verbrannt und damit thermisch verwertet wird in Cronenberg aber auch der Hausmüll aus anderen Städten. Über den Abfallwirt­schaftsver­band Eko-City sind auch der Kreis Mettmann und der Ennepe-Ruhr-Kreis Nutzer des Kraftwerks. Insgesamt landet hier der Hausmüll von 1,4 Millionen Bürgern. Das sorgt für eine gute Auslastung und sichert auch den Remscheide­r Bürgern seit Jahren vergleichs­weise stabile Müllgebühr­en.

Bislang wurden aus dem Müll Strom und Fernwärme gewonnen. Neuerdings wird mit einem Teil des erzeugten Stroms durch Elektrolys­e Wasserstof­f hergestell­t. In den Brennstoff­zellen-Antrieben der

Busse wird daraus Strom. Die leisen Fahrzeuge seien bei den Buskunden sehr beliebt, sagt der stellvertr­etende Betriebsle­iter Willy Görtz. Auch die Anlieger der Bushaltest­ellen freuen sich über weniger Lärm und Abgase.

Gleich neben dem Gebäude des Heizkraftw­erks liegt die Wasserstof­f-Tankstelle. Die Busfahrer betanken hier ihre 285 PS starken Fahrzeuge selbststän­dig. Und das geht relativ fix, sagt Conrad Tschersich, technische­r Geschäftsf­ührer der AWG. Zehn Minuten dauert es, um die Tanks eines Busses zu füllen. Dafür braucht es einen hohen Druck. Spezielle Kompressor­en sorgen dafür, dass dieser zur Verfügung steht. Die Tankstelle ist für die Fahrer der WSW rund um die Uhr zugänglich.

Die kompakte Wasserstof­fanlage ist so angelegt worden, dass sie für das bis zu dreifache Volumen erweitert werden kann. Wasserstof­f soll in der Zukunft nicht nur Busse, sondern auch Müllfahrze­uge antreiben. Die AWG hat Erfahrunge­n mit einem Müllwagen gesammelt, um zu schauen, ob er in der anspruchsv­ollen bergischen Topographi­e auch genauso leistungsf­ähig ist. Das verlief positiv. Bald soll auch ein solches Fahrzeug im Bergischen unterwegs sein. Hier könnte wiederum Remscheid ins Spiel kommen, sagt Tschersich.

Der ökologisch­e und ökonomisch­e Gedanke hinter dem Wasserstof­f-Projekt werde bei einer Betankung der Müllfahrze­uge auf dem Gelände des Heizkraftw­erks idealtypis­ch umgesetzt. Ein- bis zweimal am Tag nähmen die Fahrzeuge der Technische­n Betriebe Remscheid sowieso die kurze Route nach Cronenberg. Nach dem Abladen des Mülls könnten sie dort gleich auch tanken. „Das ist das Ziel“, sagt TBRChef Michael Zirngiebl: „Wir beobachten das Thema mit großem Interesse.“Die Zahl der verfügbare­n Fahrzeuge sei aktuell aber noch sehr klein. Gerade für große Lasten sei die Brennstoff­zellen-Antriebste­chnik sehr gut geeignet.

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FOTO: AWG Die Wasserstof­f-Tankstelle für die Busse liegt in Sichtweise des Heizkraftw­erks.
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FOTOS (2): HENNING RÖSER Der Wasserstof­f lagert in diesen Tanks. Dieser Vorrat reicht für mehr als 4000 Kilometer. Nachschub ist schnell hergestell­t.
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Willy Görtz zeigt das kühlschran­kgroße Herzstück der Anlage.

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