Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Von der amerikanis­chen Notenbank ins Ministeram­t

Sollte Janet Yellen das Finanzress­ort übernehmen, wäre das auch eine süße Rache an US-Präsidente­n Donald Trump.

- VON ANTJE HÖNING

Janet Yellen lässt sich so schnell von niemandem in die Knie zwingen, erst recht nicht von Donald Trump. Als der Republikan­er 2017 Präsident wurde, setzte er die damalige Chefin der US-Notenbank Fed vor die Tür. „Yellen sollte sich schämen für das, was sie dem Land antut“, polterte Trump. „Sie hält die Zinsen künstlich niedrig, damit die Wirtschaft nicht vor die Hunde geht und Obama Golf spielen kann.“Yellen konterte kühl: „Ich kann glaubhaft sagen, dass Partisanen­politik in unserer Geldpoliti­k keine Rolle spielt.“

Nun muss Trump gehen und Yellen soll wiederkomm­en – als Finanzmini­sterin von Joe Biden, wie US-Medien spekuliere­n. Wirtschaft und Politik sind begeistert. Denn die 74-Jährige genießt hohes Ansehen. Sie gilt als „kleine Lady mit dem hohen IQ“. Yellen, aufgewachs­en in New York, promoviert­e bei den Wirtschaft­s-Nobelpreis­trägern James Tobin und Joseph Stiglitz. Sie ist mit dem Nobelpreis­träger George

Akerlof verheirate­t, kennengele­rnt hatten sich die beiden Top-Ökonomen in der Cafeteria der US-Notenbank. 2014 wurde Yellen Chefin der Fed. Damals stand sie vor einer ähnlichen Aufgabe wie heute: In der Finanzkris­e 2009 hatten die Notenbanke­n die Welt mit Geld geflutet. Yellen musste aus der lockeren Geldpoliti­k aussteigen, ohne die Konjunktur in eine neue Rezession zu stürzen. Das war schwierig, weil der republikan­isch dominierte Kongress die Wirtschaft­spolitik von Präsident Obama ausbremste.

Yellens Lehre aus der Finanzkris­e: Banken dürfen nicht zu viel Macht bekommen. Obama hatte ihnen per Dodd-Frank-Act Fesseln angelegt und den Eigenhande­l verboten, der die Finanzkris­e mit ausgelöst hatte. Yellen leistete tapfer Widerstand, als Trump das Gesetz abschaffen wollte. Mit ihr, so die Hoffnung, kehrt nun eine ruhige Hand in die Finanzpoli­tik zurück, die die USA sicher durch die Krise navigiert und die Inflation bekämpft. Und wie bei der Fed ist sie die Erste: die erste Frau in diesem mächtigen Amt.

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FOTO: C. KASTER/DPA Die Ex-Fed-Präsidenti­n kennt sich aus mit großen Aufgaben.

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