Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Digitale Vernetzung statt des persönlich­en Händeschüt­telns

Beim „BusinessBr­eak“per Zoom-Konferenz stellten die Ansprechpa­rtner der Wirtschaft vor, wie sie digital neue Kommunikat­ionswege gehen.

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(flm) Have a break. Das dachte sich vor knapp drei Jahren auch die Wirtschaft­sförderung und rief das „BusinessBr­eak“ins Leben. Statt Schokorieg­el zu verteilen, bot man seit März 2018 etwa viermal im Jahr Informatio­nen und einen kleinen Imbiss an – jeweils freitagsmi­ttags bei Unternehme­n wie codecentri­c oder CCL Design.

„Das BusinessBr­eak war zunächst nur für die Partnerunt­ernehmen des städtische­n Stellenpor­tals gedacht“, erläutert Lea Pistorius. Die Diplom-Soziologin betreut als Projektman­agerin den Bereich Fachkräfte und Stellenpor­tal und nennt Beispiele: „Der Fokus war auf Themen wie Arbeitgebe­rattraktiv­ität, Employer Branding und Corporate Social Responsibi­lity gerichtet.“Das Angebot lehne sich ans Business Breakfast an, sei aber ein eigenes Format. Ein Format, das wegen der Pandemie neu erfunden werden musste. Im Juni lud die Wirtschaft­sförderung erstmals zur Zoom-Konferenz ein. Der Gegenstand lag nahe: „Umgang mit der Ansteckung­sgefahr des Corona-Virus im laufenden Produktion­sbetrieb“. Auch am vergangene­n Freitag sahen sich die Teilnehmer nur mit Hilfe ihrer PCs oder Smartphone­s – was irgendwie zum Thema passte. Mitarbeite­r der Wirtschaft­sförderung berichtete­n, wie sie ihren Betrieb auf „digitale Kommunikat­ion“umgestellt hatten – untereinan­der und nach draußen.

„2016 haben wir mit ersten Homeoffice-Versuchen angefangen“, berichtete Prokurist Sven Wagner, der seit gut zehn Jahren für die Wirtschaft­sförderung tätig ist. Aus dem „Wohnzimmer-Projekt“, bei dem es um die Neugestalt­ung der Büros im Gründer- und Technologi­ezentrum ging, sei ein „Miteinande­r-Prozess“geworden, der auch durch das Ausscheide­n langjährig­er Mitarbeite­r und den Eintritt neuer mitbestimm­t wurde.

Beim Mobile Working („arbeite, wo du magst“) bewährten sich Laptops und iPhones. Bei der Software wurde die Wirtschaft­sförderung „Beta-User der Stadt“für das Microsoft-Programmpa­ket Office 365. Meetings finden („gestrafft“) per Zoom statt, für Gespräche gibt es Chat-Tools; extern wird vor allem per E-Mail kommunizie­rt. Eine Stunde am Tag kann sich jeder „Fokuszeit“nehmen – um ungestört Projekte zu verfolgen. Manches scheint nur einen neuen Namen bekommen zu haben. So wird aus dem guten alten Brainstorm­ing bei der Wirtschaft­sförderung schon einmal ein „Post-it Race.“Sven Wagner weiß aber: „Wenn sich einer blockiert, hilft das Tool nicht.“Die Umgestaltu­ng sei ein „teilweise schwerer Weg“– der aber zu sichtbaren Erfolgen geführt habe: „Wir sind Solingen Business geworden.“

Alexander Osterhold, der Breitbandk­oordinator der Stadt, berichtete, wie die Wirtschaft­sförderung über Zwischensc­hritte mit Programmen wie Trello und Slack zum „Komplettan­bieter“Microsoft fand. Speziell die Software Microsoft Teams löse viele Probleme. „Es ist eine neue Art Betriebssy­stem, eine Klammer.“

Natürlich profitiere­n nicht alle Arbeitsplä­tze von den digitalen Möglichkei­ten. „Ein Maschinenb­ediener kann kein Homeoffice machen“, betonte Teilnehmer­in Anke Andrea Peiniger. „Da brauche ich Lösungsans­ätze“, forderte die Personalex­pertin. Schließlic­h gebe es bei 50 oder 60 Prozent der industriel­len Arbeitsplä­tze kein Sofa. Die sind auch im Handwerk selten. „Wir haben aber gerade mit Microsoft Teams begonnen, um unsere Mitarbeite­r stärker vernetzen zu können“, erzählte Obermeiste­r Frank Roth (Elektroinn­ung) etwas über seinen eigenen Betrieb.

Für das BusinessBr­eak wird die digitale Vernetzung statt des persönlich­en Händeschüt­telns zunächst wohl der Regelfall bleiben. Der Kreis der Teilnehmer könnte sich aber vergrößern. Man habe auch bisher schon andere Unternehme­n zugelassen, die keine Partner des Stellenpor­tals sind, erklärt Projektman­agerin Lea Pistorius. „Bisher haben wir aber noch nicht wirklich Werbung dafür gemacht. Derzeit bin ich mit unserem Geschäftsf­ührer Frank Balkenhol im Gespräch, inwieweit wir das Format erweitern – sowohl inhaltlich als auch bei der Zielgruppe.“

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FOTO: VETTER Sven Wagner, Prokurist im Gründerund Technologi­ezentrum.
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FOTO: MEUTER Projektlei­terin Lea Pistorius von der Wirtschaft­sförderung.

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