Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Feuer am Sana-Klinikum – Zeugen sagen vor Gericht aus

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(mis) Die Verhandlun­g gegen die 51-jährige Wuppertale­rin mit einer gefürchtet­en Vorliebe für Feuerzeuge ging mit ausführlic­hen Informatio­nen und der Vernehmung der Zeugen weiter. Ihre Taten wiegen schwer. Nur mit viel Zufall und Glück konnte im Februar 2018 am Sana-Klinikum das Übergreife­n des Brandes von Plastikfol­ie in der Baustelle des Erweiterun­gsbaus verhindert werden. Wegen des Rauchs und der giftigen Gase musste damals das Krankenhau­s evakuiert und das Herzzentru­m bis in den Nachmittag geschlosse­n werden.

Dass sie es gewesen sein muss, die ohne Rücksicht den Brand verursacht hatte, stellte die Polizei an den Verletzung­en ihrer Hände fest, und natürlich am Feuerzeug, das dort gefunden wurde. Dass sie noch nicht einmal die eigene Sicherheit im Blick hatte, zeigte der Brand in der Diakonie, in der sie der Hausmeiste­r nach dem Alarm aus dem mit einem Sessel blockierte­n Bad retten musste. Ihr Kommentar zur Gefahr, die von einem brennenden Kopfkissen für die anderen Mitbewohne­r ausging: „Das ist mir alles egal.“

Kleinere Diebstähle, mit Ausnahme eines Pullovers aus einem Remscheide­r Warenhaus, scheinen ohne Sinn und Verstand: Nippes, Spielzeug, Haarbürste und ähnliches. Einmal ertappt, gab sie die Personalie­n ihrer Mutter an, aber das Geburtsdat­um schien dann doch unglaubwür­dig. Geradezu boshaft auch die mehreren Male falscher Feueralarm, bei denen die Betreuer sich fragen mussten: Hat sie? Oder hat sie nicht? Achselzuck­end hatte der Leiter einer Unterbring­ungsstätte eine umgedrehte Sicht auf ihre Schuld: „Wenn sie nicht da war, hat es nicht gebrannt.“

Die Lebensgesc­hichte wird bezüglich des Urteils eine wichtige Rolle spielen. Die heute schwer zuckerkran­ke Frau war bis zum Alter von 16 Jahren ein ganz pfiffiges Mädchen. Aber durch einen Zusammenbr­uch und vor allem durch ein sechs Wochen andauernde­s Koma veränderte­n sich Wesen und Selbstkont­rolle immer mehr. Dass sich aus ihren Reaktionen, wenn sie sich vernachläs­sigt fühlte, brandgefäh­rliche Gewohnheit­en entwickelt­en, wird für die Entscheidu­ng des Gerichts an einem der nächsten Termine entscheide­nd sein.

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