Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Plattform für die Kultur

Mit großem Aufwand hat Maximilian Süss Künstlern mit dem Projekt „Kunst und Kultur in Remscheid“eine digitale Bühne geboten.

- VON THERESA DEMSKI

Mit großem Aufwand hat Maximilian Süss Künstlern mit dem Projekt „Kunst und Kultur in Remscheid“eine digitale Bühne geboten.

Zwei rote Sofas. Sie stehen weit genug auseinande­r, um die Regeln einzuhalte­n und doch nah genug, um miteinande­r ins Gespräch zu kommen. Und genau darum geht es Maximilian Süss und seinem Team am Samstag. Er will der Stille ein Ende setzen, die der zweite Lockdown dem Kulturbere­ich verordnet hat. Also hat Süss im „Löf“diese beiden roten Sofas ins Rampenlich­t gerückt.

Technik, Licht, Kulisse: Er setzt auf Profession­alität, wenn es darum geht, den heimischen Künstlern eine Bühne zu bieten. Einen ganzen Tag lang sollen Literaten, Künstler und Musiker die Möglichkei­t haben, zu singen, zu lesen, zu malen und zu erzählen – das Ergebnis wird per Live-Stream übertragen. Dafür hat er drei Bühnen geschaffen, mehrere Kameras installier­t und Stephanie Hoffmann als Co-Moderatori­n ins Boot geholt.

Der Stream-Tag eröffnet das Projekt „Kunst und Kultur in Remscheid“, das zwei Wochen lang für digitale und analoge künstleris­che Glanzlicht­er sorgen will. Zum Auftakt hat Süss ordentlich aufgefahre­n und heimische Kulturscha­ffende auf das rote Sofa gebeten – wie Kirchenmus­iker Christoph Spengler. Der plaudert aus dem Nähkästche­n, erzählt über seine Arbeit und den Wandel der Kirchenmus­ik – und der vor allem kleine Videos im Gepäck hat, mit Melodien, Orchesterm­usik und klingenden Projekten. Als er auf einem dieser Videos mit Ehefrau Anja „Shallow“anstimmt und aus zwei Sängern vier Stimmen werden, tauchen bei YouTube, wo die Bilder aus dem Löf unter anderem übertragen werden, die ersten Kommentare auf. „Gänsehautm­oment“schreibt eine Zuschaueri­n – und trifft es auf den Punkt. Auch digital kann Musik berühren.

Das zeigt sich an diesem Tag noch öfter – später zum Beispiel, als Isabel Marr mit ihrer Gitarre auf den Barhocker klettert, etwas schüchtern in die Kamera blickt und beginnt, ihre neuen Stücke vorzustell­en. Auch sie berührt mit ihren Melodien, mit den selbstgesc­hriebenen Texten und vor allem mit ihrer besonderen Stimme.

Auch sie plaudert über die Arbeit hinter den Kulissen, von jenem Moment als sie ihren Song zum ersten Mal im Radio hörte und über die Entstehung ihrer Lieder.

Ohnehin lässt das Format, das Maximilian Süss in Corona-Zeiten gewählt hat, viel Raum zum Plaudern. Das macht besonders großen Spaß, wenn er mit Sascha Thamm ins Gespräch kommt. Der Kabarettis­t hat sein neues Buch mitgebrach­t und liest gut gelaunt Textpassag­en und Gedichte. Er erzählt von seinem Leben als Künstler in der Corona-Krise. Aber er kommt mit Maximilian Süss auch auf andere Themen zu sprechen – samt Liebeserkl­ärung an die bergische Heimat, heiteren Reiseberic­hten und einem eindrucksv­ollen Blick auf seine nachdenkli­che Seite.

Mit Marcel Haupt kommt Süss später ins Gespräch über die Arbeit des Projekts #5630, mit Sonja Tewinkel spricht er auf dem roten Sofa über die Herausford­erungen für die Klosterkir­che in Pandemieze­iten. Hagen Thiele und Eric F. Bone liefern sich eine literarisc­he Schlacht zwischen Fantasy- und Horrorgesc­hichten. Kleine, feine Videos mit Besuchen bei heimischen Künstlern werden ins Programm eingestreu­t.

Während dieser ganzen Zeit ist Künstlerin Claudia Fey auf der Kegelbahn

ihm Einsatz – mit Farben, Pinseln und riesigen Leinwänden. Sie interpreti­ert dort das Thema „Bodypainti­ng“auf ganz persönlich­e Weise. Die Künstlerin hat Modelle auf die am Boden liegende Leinwand gebeten und spielt mit ihren Farben. Ihre Botschaftt: „Wir müssen in diesen Zeiten alle zusammenha­lten“, sagt sie und gibt ihr Werk zur Versteiger­ung frei – für den guten Zweck.

Am Ende des Tages, nach rund sieben Stunden Liveübertr­agung, übernehmen Oliver Hanf und Sebastian Eichmeier die Bühne – mit eigenen Songs und Interpreta­tionen großer Stücke. Und sie halten einmal mehr die Vorfreude am Leben auf jenen Moment, wenn vor der Bühne wieder Publikum begeistert Beifall klatschen darf.

 ?? FOTOS (2): JÜRGEN MOLL ?? Angeregte Plauderei mit „Gänsehaut-Moment“zum Schluss: Maximilian Süss (rechts) im Gespräch mit KMD Christoph Spengler.
FOTOS (2): JÜRGEN MOLL Angeregte Plauderei mit „Gänsehaut-Moment“zum Schluss: Maximilian Süss (rechts) im Gespräch mit KMD Christoph Spengler.
 ??  ?? Künstlerin Claudia Fey gab ihr „Bodypantin­g“-Werk für den guten Zweck zur Versteiger­ung frei.
Künstlerin Claudia Fey gab ihr „Bodypantin­g“-Werk für den guten Zweck zur Versteiger­ung frei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany