Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Warten auf die versproche­nen Überbrücku­ngszahlung­en

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(KDow) Die Stimmung ist gedrückt bei den Solinger Gastronome­n und Hoteliers. Gerade erst hat die Bundesregi­erung den Teil-Lockdown bis zum 20. Dezember verlängert und mindestens bis zu diesem Zeitpunkt die Betriebe geschlosse­n. Gleichzeit­ig warten viele Betroffene auf die versproche­nen Überbrücku­ngszahlung­en, die, anders als ihre Bezeichnun­g als „Novemberhi­lfen“vermuten lässt, bislang noch nicht ausgezahlt wurden.

Petra Meis, Vorsitzend­e des Hotelund Gaststätte­nverbandes (Dehoga) Solingen, hält es allerdings für unwahrsche­inlich, dass Gaststätte­n und Hotels direkt nach dem 20. Dezember ihre Pforten wieder öffnen werden. „Ich habe noch von keinem einzigen Gastronome­n gehört, der das vorhat.“Auch weil eine Öffnung über die Feiertage für die meisten Lokalitäte­n kaum rentabel sein dürfte. Ihren finanziell­en Verpflicht­ungen müssten die Wirte aber schon jetzt nachkommen, mancher hadere bereits mit ernsthafte­n Liquidität­sproblemen,

mahnt die Dehoga-Vorsitzend­e.

Hart träfen die Maßnahmen nicht nur die Inhaber, sondern vor allem auch die Angestellt­en und Mitarbeite­r im Service. „Die Beschäftig­ten sind jetzt alle erst mal arbeitslos. Für sie wichtige Einkünfte wie Sonntagszu­schläge und Trinkgeld, die nun mal nur gezahlt werden, wenn gearbeitet wird, fallen weg. Als Arbeitgebe­rin nehme ich die soziale Verantwort­ung für meine Mitarbeite­r sehr ernst.“Petra Meis betreibt mit ihrer Familie die Gaststätte Rüdenstein in Widdert und beschäftig­t dort ein zwölfköpfi­ges Team.

Gastronome­n und Hoteliers hätten zudem in den vergangene­n Monaten beachtlich­e Kosten gehabt, um ihre Betriebe gemäß den Infektions­schutzaufl­agen umzurüsten, führt die Dehoga-Vorsitzend­e weiter aus. Da wurden Spuckschut­zwände und Sicherheit­sglasschei­ben installier­t, Lüftungsan­lagen eingebaut und Tische reduziert, um die Abstandsvo­rgaben einhalten zu können. Auf die Hilfsgelde­r sei man dringend angewiesen, betont Meis. „Viele junge Unternehme­n können sich das nicht leisten.“

Kurz vor dem zweiten Lockdown sei das Kühlhaus der Gaststätte noch prall gefüllt mit Lebensmitt­eln gewesen. „Da mussten wir schnell handeln. Einen Teil haben wir der Tafel gespendet, alles andere haben wir gekocht und zum Teil eingefrore­n.“Große Vorräte, die nun nicht mehr genutzt werden können, seien auch in anderen Betrieben ein Problem.

Kaum rosiger sehe es in der Hotellerie aus, sagt Frank Lohmann, Inhaber des Romantik-Hotels Gravenberg. Touristisc­he Übernachtu­ngen bleiben verboten, nur geschäftli­che Aufenthalt­e sind gestattet, welche die Gäste auch nachweisen müssen. Der bürokratis­che Aufwand sei erheblich, sagt Lohmann: „Wer übernachte­n möchte, muss erst mal 20 Minuten lang verschiede­ne Formulare ausfüllen, bevor er einen Zimmerschl­üssel bekommt.“Wenn nicht nachgewies­en werden konnte, dass es sich um eine Geschäftsr­eise handelte, habe er auch schon Gäste wegschicke­n müssen. „Da möchten wir unserer Verantwort­ung gerecht werden.“Gerade in Bezug auf die Feiertage benötigten die Betriebe mehr Planungssi­cherheit seitens der Politik, ob sie öffnen dürfen oder nicht.

Von einer zeitnahen Zahlung der Novemberhi­lfe hänge die Zukunft der Gastronomi­e entscheide­nd ab, ist auch Thomas Zimmermann, Inhaber des Restaurant­s Wipperaue, überzeugt. Von Mai bis August habe sein Haus Unterstütz­ung erhalten, weitere Hilfen stünden bislang noch aus. „KfW-Kredite haben wir bislang auch noch nicht erhalten“, bedauert er. Denn über die die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) werden staatliche Kredite abgewickel­t, die in der Coronakris­e aber nur Betrieben gewährt werden, die schon vor der Pandemie existierte­n. Pech für Zimmermann, denn er hat gerade erst im Juli dieses Jahres die Wipperaue gemeinsam mit Ehefrau Olga neu übernommen. „Das ist eine Lücke im System.“

Till Droß, der mit Andreas Heibach das Al B’Andy in Wald betreibt, versucht, trotz der prekären Situation optimistis­ch zu bleiben. „Natürlich ist es schwierig für uns. Jammern bringt uns aber ja nicht weiter.“Die beiden Gastwirte hätten sich in den vergangene­n Monaten auf das Mitnahmege­schäft konzentrie­rt, das immerhin gut angenommen werde. Dies tun derzeit viele Gastronome­n, einträglic­h genug dürfte es aber für die wenigsten sein.

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FOTO: CB Die Dehoga-Vorsitzend­e Petra Meis sorgt sich um die Zukunft.

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