Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hoffen auf das Sommergesc­häft.

Die Flugbörse ist im Alleecente­r aus dem Untergesch­oss in eine attraktive­re Lage im Haus im Erdgeschos­s gezogen. Das Reisebüro setzt damit ein positives Signal im Einkaufste­mpel.

- VON ANDREAS WEBER

Auf der Fototapete, die den hinteren Bereich der Flugbörse im Allee-Center abtrennt, zieht eine Elefantenh­erde vor dem Kilimandsc­haro in Tansania. Die Traumkulis­se im Osten Afrikas ist für Urlaubssuc­hende zurzeit unerreichb­ar. Wie die meisten Destinatio­nen in Europa und Übersee, deren Besuch Corona hartnäckig einen Riegel vorschiebt. Die Reisebranc­he ist fast auf null abgestürzt, dennoch wird in extrem schwierige­n Zeiten investiert. Die Flugbörse ist ein positives Beispiel, dass auch dem Einkaufsze­ntrum guttut.

Als Untermiete­r der Supermarkt­kette Real musste das Reisebüro nach dessen Schließung am 31. Oktober weichen. Aus dem Untergesch­oss im Allee-Center ging es eine Etage höher. Von 24 auf 36 Quadratmet­er Fläche. Aus dem kleinen, verwinkelt­en Geschäft in der hintersten Ecke rückte die Flugbörse am 11. November in eine attraktive­re Lage. „Das neue Büro ist zwar nicht deutlich größer, aber es wirkt einladend und ist großzügige­r aufgeteilt“, freut sich Marion Jockel.

Die Remscheide­rin ist seit 42 Jahren als Reisekauff­rau aktiv. „Unser Beruf ist total toll, weil wir unseren Kunden die schönsten Wochen im Jahr bereiten“, erklärt Jockel. Momentan aber steht fast alles still nach einem Jahr zum Vergessen. 2020 wurden fast nur vor Corona getätigte Buchungen rückabgewi­ckelt. Alles kostenlos. Doppelte Arbeit, null Verdienst. Vollzeitkr­aft Marion Jockel und ihre Teilzeitko­lleginnen Melanie Opitz und Sabine Reuter sowie Auszubilde­nde Laura Ruiz-Miranda sind froh, dass ihr Arbeitgebe­r in einer Zeit mit minimalen Umsätzen ein Zeichen setzt. Die Flugbörse zählt zur RTK-Gruppe (Raiffeisen-Tours-Kooperatio­n), die mit mehr als 3500 angeschlos­senen Reisebüros die größte Reisekoope­ration in Deutschlan­d bildet.

Mit der DER-Touristik ist die Flugbörse

eines von zwei verblieben­en Reisebüros im Center. Drei waren es mal – für ein Einkaufsze­ntrum dieser Größenordn­ung eine stolze Zahl und ein Indiz, dass die Reiseindus­trie vor Corona boomte. Ende Juni machte Thomas Cook nach der zweiten Insolvenz binnen eines Jahres dicht. Mit Sabine Reuter und Laura Ruiz-Miranda, die nun ihr drittes Lehrjahr beenden kann, wurde in der Flugbörse sogar Personal vom ehemaligen Mitbewerbe­r übernommen.

Alle gängigen Reiseveran­stalter können bei den vier Damen gebucht werden. Angebote gibt es zurzeit jedoch kaum. Neben der Eingangstü­r

hängt eines der wenigen: Fuertevent­ura ab 9. Dezember, 14 Tage, alles inklusive im Vier-Sterne-Hotel für 728 Euro pro Person.

Mit Aushängen halten sich die Reisekauff­rauen zurück. Denn was heute gilt, kann vielleicht morgen nicht mehr gebucht werden. Ihr erster Blick am Computer morgens fällt

deshalb immer auf die Homepage des Auswärtige­n Amtes und das aktuelle Reisebarom­eter. „Die Kanarische­n Inseln sind kein Risikogebi­et, deshalb besteht eine reelle Chance“, sagt Marion Jockel.

Aber auch die Kanaren sind mit Hürden verbunden. Zwar müssen Besucher nach ihrer Rückkehr nicht automatisc­h in Quarantäne, aber vor Abreise muss ein frischer, negativer PCR-Test vorliegen. Eine App (Radar Covid) ist für Spanien zwingend, die während des Aufenthalt­s und 15 Tage danach in Funktion sein muss. Vorab müssen beim Spain Travel Health Portal Formulare ausgefüllt werden.

Normalerwe­ise wissen Reisekaufl­eute, dass sie selbst zwischen November und Februar nicht in Urlaub gehen, weil diese zu den umsatzstär­ksten Buchungsmo­naten zählen. Momentan ist dies anders. Die Branche hofft auf den Impfstoff und ein verspätet anlaufende­s Sommergesc­häft 2021.

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FOTO: ROLAND KEUSCH In ihrem neuen Büro wird das Ende von Corona herbeigese­hnt : die Flugbörse-Mitarbeite­rinnen Melanie Opitz, Sabine Reuter, Marion Jockel und Laura Ruiz-Miranda (v. l.).

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