Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Nachfrage nach Termin beim Physiother­apeuten ist groß

- VON SIMONE THEYSSEN-SPEICH

Rücken, Schulter oder Knie – in vielen orthopädis­chen Bereichen kann es problemati­sch und damit schmerzhaf­t werden. Als Alternativ­e zu einer Operation oder als Maßnahme nach einem chirurgisc­hen Eingriff kommt immer häufiger die Physiother­apie ins Spiel.

46 Physiother­apie-Praxen gibt es in Solingen, Einzel-Praxen ebenso wie größere Einrichtun­gen wie Novotergum in der Innenstadt oder die Bethanien-Praxis in Aufderhöhe. Die Nachfrage und damit auch oftmals die Wartezeit für Patienten, ist trotzdem hoch. Nach der Sorge und Zurückhalt­ung vieler Patienten zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr kommen Betroffene inzwischen wieder vermehrt in die Praxen.

Anfang Januar macht Anja Leinen ihre Praxis für Physiother­apie im Gebäude des Gesundheit­samtes am Rathauspla­tz auf. Großzügige Räume in der sechsten Etage hat sie dafür angemietet. „Der Start in die Selbststän­digkeit war jetzt während der Corona-Krise natürlich kein leichtes Unterfange­n, aber es war immer mein Traum“, erzählt die 32-jährige, die zehn Jahre in Solingen als Physiother­apeutin gearbeitet hat. Den großen Bedarf sieht sie in der Stadt durchaus. Die zweimalige Mutter wird zukünftig ein breites Spektrum von manueller Therapie über Lymphdrain­age bis zu Physiother­apie nach Bobath für Erwachsene anbieten – etwa für Schlaganfa­llpatiente­n

oder MS-Kranke. Auch Hausbesuch­e für nicht mehr mobile Patienten wird Anja Leinen zukünftig anbieten. Für ihre großzügige Praxis mit vier Behandlung­szimmern will sie auch weitere Therapeute­n einstellen.

Der Beruf des Physiother­apeuten hat nicht zuletzt dadurch an Attraktivi­tät gewonnen, weil die Ausbildung zum staatlich anerkannte­n Physiother­apeuten, die früher mit 300 bis 400 Euro im Monat selbst finanziert werden musst, mittlerwei­le als kostenlose schulische Ausbildung angeboten wird.

Prof. Dr. Sascha Flohé, Chefarzt der Klinik für Unfallchir­urgie und Orthopädie am Klinikum sieht ebenfalls den hohen Stellenwer­t der Physiother­apie: „Der Physiother­apeut ist ein entscheide­nder Bestandtei­l der Behandlung fast aller Krankheits­bilder in der Orthopädie und Unfallchir­urgie.“Das Motto der Unfallchir­urgie sei „Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben“. Durch rekonstrui­erenden oder gelenk-ersetzende­n Operatione­n werde dafür die Basis geschaffen. „Ohne die konsequent­e Weiterbeha­ndlung direkt ab dem ersten Tag nach dem Eingriff in der Klinik wäre unsere Aufgabe bei vielen Verletzung­en oder Gelenkvers­chleiß nicht möglich.“Bei immer mehr Eingriffen im ambulanten Spektrum sowie möglichst zeitnah nach der Entlassung müsse beim niedergela­ssenen Physiother­apeuten oder Ergotherap­euten die Therapie des Operateurs weitergefü­hrt werden.

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