Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
30 Millionen Euro für ein Kolleg
Mit dem ersten Spatenstich haben am Hauptbahnhof die Bauarbeiten für Remscheids ersten Schulneubau seit fast drei Jahrzehnten begonnen. Im Sommer 2022 soll das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung hier einziehen.
Mit dem ersten Spatenstich haben am Hauptbahnhof die Bauarbeiten für Remscheids ersten Schulneubau seit fast drei Jahrzehnten begonnen.
14 Jahre nach der Regionale 2006 wird auch das letzte Puzzleteil am damals von der Politik identifizierten „Tor zur Stadt“eingefügt. Bei bergischem Wetter fand am Dienstagmittag auf dem Baufeld 6 am Hauptbahnhof der symbolische erste Spatenstich für den Neubau des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung statt. Auf dem schmalen,
„Wer klugen Nachwuchs haben will, der muss dafür die Grundlagen legen“
Burkhard Mast-Weisz
Oberbürgermeister
dafür aber lang gestreckten Grundstück gleich neben der Bahnstrecke der Regionalbahn S7 soll bis Sommer 2022 für den vertraglich festgeschriebenen Betrag von 30,3 Millionen Euro ein modernes Schulgebäude für 1400 Schüler entstehen. Das sind rund zehn Millionen Euro mehr als bei ersten Schätzungen im Jahr 2016 vorgesehen.
Gebaut wird es von der holländischen Ten Brinke-Gruppe, die als Generalunternehmer den Zuschlag bekam. Die Stadt kennt Ten Brinke aus Lennep, wo sie an der Kölner Straße einen Teil des Hertie-Geländes bebaute. Das Unternehmen soll, so der Plan, den Neubau am Bahnhof im Juni 2022 schlüsselfertig an die Stadt übergeben.
Dann, so sagte Schulleiterin Cornelia Berghaus-Biermann, bleibe in den Sommerferien ausreichend Zeit, um vom aktuellen Standort an der Stuttgarter Straße an den neuen Standort umzuziehen. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) erinnerte in seiner kurzen Rede an den langen Vorlauf der Entscheidung.
Für den Neubau wurden unterschiedliche Standorte geprüft. Während der Oberbürgermeister das Kolleg gerne als Frequenzbringer in einem Leerstand auf der Allee untergebracht hätte, gab es im Rat Strömungen, den Schulneubau am Neuenkamp unterzubringen, wo es zusammen mit dem Berufskolleg Technik einen Schulschwerpunkt gebildet hätte. Eine Vergleichsuntersuchung
ergab schließlich, dass das sich im Besitz der Stadt befindliche Grundstück am Bahnhof die beste Lösung sein.
Das Berufskolleg am Hauptbahnhof ist der erste Schulneubau seit 26 Jahren und wird die Sophie-Scholl-Gesamtschule am Hohenhagen als jüngster Schulstandort ablösen. Für Remscheid, das wegen seiner Finanzschwäche seit Jahren Zwangsmitglied im Stärkungspakt des Landes ist, bedeutet die Finanzierung einen Kraftakt. Der OB sprach auch darum von einer „mutigen Entscheidung“des Rates, als er sich für diese Lösung entschied. Sie sei ein Zeichen, dass Rat und Stadtspitze Bildung weiterhin als wichtiges Thema sehen, sagte Mast-Weisz. „Wer klugen Nachwuchs haben will, der muss dafür die Grundlagen legen“, sagte der OB.
In den kommenden Jahren stehe die Stadt vor weiteren Herausforderungen bei der Schulentwicklungsplanung. Sowohl für die Rückkehr zum längeren Abitur (G9) als auch für den Ausbau der Offenen Ganztagsbetreuung muss an den Schulstandorten zusätzlicher Raum geschaffen werden. Auch das werde hohe Investitionen verlangen. Schulleiterin Cornelia Berghaus-Biermann stand trotz Matsch, Kälte und Regen die gute Laune ins Gesicht geschrieben. Für die Schule ist der Neubau ein Glücksfall.
Sie erinnerte im Gespräch daran, dass bereits 2008 bei einer Qualitätsanalyse die Mängel des aktuellen
Schul-Standortes an der Stuttgarter Straße aufgelistet worden seien. Im Kollegium sei die Vorfreude auf das neue Zuhause schon seit längerem groß. „So etwas erlebt man nur einmal in seiner Laufbahn.“Die Schule sei von der Stadt und dem Bauträger von Beginn an gut einbezogen worden.