Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

TVW setzt zum Höhenflug an

Die Handballab­teilung des Vereins aus dem Höhendorf erlebt in jüngster Vergangenh­eit einen enormen Aufschwung.

- VON FABIAN HERZOG

Die Handballab­teilung des Vereins aus dem Höhendorf erlebt in jüngster Vergangenh­eit einen enormen Aufschwung.

Die Querverbin­dungen nach Remscheid, Wermelskir­chen, Hilgen oder Burscheid sind enorm. Klar, angesichts der geografisc­hen Lage ist es kein Wunder, dass sich beim TV Witzhelden viele bekannte Handballer­innen und Handballer aus der Region tummeln. Gründe dafür gibt es aber weitere. Vor allem den Höhenflug der Höhendörfe­r, die sich sportlich wie gemeinscha­ftlich zu einer beliebten Adresse im Bergischen gemausert haben.

Kaum einer kann die Entwicklun­g besser beurteilen als Matthias Adam. Der 27-Jährige ist nicht nur Abteilungs­leiter, sondern auch Spieler in seiner achten Saison im TVW-Trikot. „Wir haben in den vergangene­n Jahren vieles entwickelt“, sagt er nicht ohne Stolz und verweist auf rund 230 Mitglieder und jeweils drei Senioren-Mannschaft­en. „Das war mal anders“, erinnert sich Adam an die Zeit, als sich der TVW aus der Spielgemei­nschaft mit den Bergischen Panther wieder rauslöste, nur noch auf rund 150 Handballer und Handballer­innen kam und mit den ersten Männern erst einmal in die Kreisliga abschmiert­e. „Wir haben uns breiter aufgestell­t“, sagt er zu den Gründen.

Dazu zählen aus seiner Sicht auch drei wesentlich­e Faktoren. Erstens: „Wir haben den Spaß in den Vordergrun­d gestellt.“Zweitens: „Wir versuchen, alle gleich zu behandeln.“So findet die alljährlic­he Weihnachts­feier beispielsw­eise mit allen Mannschaft­en gemeinsam statt. Und drittens: „Die Trainer haben großen Anteil am Aufschwung.“

Streng genommen auch Achim Hagenbruch. Er ist seit Jahren der Hallenspre­cher in Witzhelden und genießt beinahe schon Kultcharak­ter. Bei den Toren spielt er für jede

Spielerin und jeden Spieler individuel­le Jingles ein.

Blick zu den Frauen, wo Lidija Hepp in der zweiten Saison das Sagen bei der ersten Mannschaft hat. Die Witzhelden­erin, die Anfang des Jahrtausen­ds bei der Lenneper TG beziehungs­weise HG Remscheid zum Durchmarsc­h in die Zweite Liga beigetrage­n und später bis 2014 die Handballer­innen des TuS Wermelskir­chen trainierte, schloss sich dem TVW vor drei Jahren zunächst als Spielerin an, musste aber in der

Saison 2018/19 wegen Achillesse­hnenproble­men ihr Karriereen­de akzeptiere­n. „Mehr als leichtes Jogging ist seitdem nicht drin“, sagt die 45-Jährige.

Hepp hat sich damit abgefunden und fühlt sich in der Trainerrol­le „total wohl“. Grund dafür sei vor allem das homogene Miteinande­r, der Zusammenha­lt im Verein und das Verhältnis zu ihren Spielerinn­en. „Ich kann mich auf alle total verlassen“, schwärmt sie regelrecht von ihrem Team. „Ich muss niemanden kontrollie­ren. Die Aufgaben, die ich stelle, werden zu 100 Prozent umgesetzt. Das macht mich glücklich.“Dass sie mit ihrem Ehemann Lars, der so oft es sein Trainerjob beim Drittligis­ten Leichlinge­r TV zulässt bei den ersten Männern spielt, „nur fünf Minuten“von der Halle entfernt wohnt, sei ein zusätzlich­er Wohlfühlfa­ktor.

Auch sportlich läuft es voll nach ihrem Geschmack. In der Oberliga steht für die „Turmladies“derzeit Platz vier zu Buche, dieser war es auch in der abgebroche­nen Vorsaison. „Das ist das, wo wir hingehören“, findet Lidija Hepp und betont: „Die Nordrheinl­iga ist überhaupt kein Thema. Da würden wir uns keinen Gefallen mit tun.“Dagegen spräche unter anderem die Tatsache, dass viele der Spielerinn­en Mütter sind und „eine Menge Kompromiss­e“eingehen, um am Training teilzunehm­en. Mehr als ein bis zwei Einheiten pro Woche würde aber niemand schaffen.

Zu ihrem Trainertea­m gehören mit Katja Maurer (coacht die Torhüterin­nen) und „Statistik-Steffi“van Walsem ehemalige Mitstreite­rinnen aus Wermelskir­chen. Bekannte Gesichter tummeln sich auch im Spielerkad­er: mit der Lüttringha­usenerin Anja Mohr, Jessica Hantusch (früher unter dem Namen Niederstet­ter bei den Panthern aktiv) oder Sonja Strauf (TuS/HCW).

Blick zu den Männern, wo zeitgleich zu Lidija Hepp bei den Frauen Rainer Hantusch den Trainerpos­ten zur Saison 2019/20 übernommen hat. Der frühere Klasse-Handballer, der es bis in die Zweite Liga geschafft und bei der TG Hilgen beziehungs­weise den Bergischen Panthern gespielt hat, führte den TVW direkt in seiner ersten Saison und nach elf Jahren Abstinenz in die Landesliga, wo in den ersten sechs Partien nur 4:8-Punkte herausspra­ngen. „Wir haben uns nicht gut präsentier­t“, findet der Burscheide­r, der das bisherige Abschneide­n aber einzuordne­n weiß: „Für viele ist die Landesliga Neuland.“

Für Jens Cornelsen, Manuel Wichert, Flo Streit und Niki Empersmann gilt dies freilich nicht. Das Quartett kam vor der Saison vom HC Wermelskir­chen ins Höhendorf. Den gleichen Weg hatte zuvor schon Torhüter Joe Mientus eingeschla­gen. Auch dessen Pendant zwischen

den Pfosten, Sebastian Kallien, kennt man aus Wermelskir­chen. Und aus Remscheid. Hantusch: „Wir haben eine coole Truppe.“

Mit dieser verfolgt er verschiede­ne Ziele. Einerseits den Klassenerh­alt in der Landesliga, anderersei­ts aber vor allem eine gewisse Nachhaltig­keit. „Wir wollen eine Identifika­tion mit Witzhelden schaffen“, verdeutlic­ht der Trainer. Außerdem ginge es darum, den TVW für junge Spieler attraktiv zu machen.

Das Gemeinscha­ftsgefühl liegt dem 43-Jährigen dabei besonders am Herzen. Wie wichtig dies sei, habe er in seiner aktiven Zeit erlebt. „Da gehe ich voll drin auf“, sagt Hantusch, „das ist das Größte.“Es ist dem früheren Rückraumsh­ooter, der nach einer Meniskus-Operation und acht weiteren Eingriffen die Schuhe an den Nagel hängen musste, anzumerken, dass ihm der Trainerpos­ten liegt. „Ich möchte den Jungs etwas beibringen“, sagt Hantusch, der zugibt: „Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich zu viel will.“

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FOTO: MISERIUS (ARCHIV) Lidija Hepp und Rainer Hantusch trainieren in Witzhelden die Damen- und Herrenmann­schaft.

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