Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Macht die Heizpilze an!

- VON REINHARD KOWALEWSKY GASTGEWERB­E VOR ENTLASSUNG­SWELLE, TITELSEITE

Die Forderung nach einem Zeitplan für einen Neustart der Gastronomi­e ist verständli­ch, sie liegt im Trend der Zeit, aber wir dürfen den Bogen auch nicht überspanne­n. Richtig ist zunächst, dass die Menschen in Deutschlan­d ein hohes Interesse daran haben, dass es auch nach der Corona-Krise massenhaft Restaurant­s, Kneipen, Cafés und Hotels gibt. Der Mensch lebt nicht vom Geld, vom Brot und vom Internet allein – wir brauchen Orte der realen Zusammenku­nft, des lockeren Beisammens­eins und des Feierns, um glücklich zu sein. Darum war es richtig, dass der Bund sehr großzügige Hilfen für die Gastronomi­e für November und Dezember beschlosse­n hat. Und dass da viele Gastwirte sogar kleine Gewinne dank der Hilfen machen, ist nur gut, damit die Investitio­nen und Verluste im Sommer und Herbst ausgeglich­en werden.

Trotzdem muss der Neustart intelligen­t erfolgen: Wahrschein­lich war es schon falsch, Anfang November auch die Außengastr­onomie dichtzumac­hen. Solche Orte sollten wegen des niedrigen Infektions­risikos sehr schnell öffnen. Die niedrigen Ansteckung­sraten im Sommer sprachen für sich. Besucher sollten einen dicken Pulli anziehen. Macht die Heizpilze an!

Auch Restaurant­s mit Abstandspf­licht sollten bald starten. Oft ist es besser, dort zusammenzu­sitzen als zu Hause, die Kellner sollten FFP2-Masken statt reiner Stoffmaske­n tragen. Bei engen Kneipen und erst recht Diskotheke­n sollte die Politik warten: Bis zum Spätsommer wird uns die Pandemie im Atem halten. Da ist es klüger, einige Betriebe noch einige Monate zu subvention­ieren, als hohe Ansteckung­sraten in der kalten Jahreszeit zu riskieren. Natürlich kann sich Deutschlan­d nicht leisten, die ganze Gastronomi­e noch jahrelang durchzusch­leppen, aber bei einem Teil der Betriebe wird dies wohl schlauer sein, als sie zu öffnen.

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