Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Laschets haben sich nichts vorzuwerfe­n

- VON FLORIAN RINKE EIN WUTAUSBRUC­H BEI ARMIN LASCHET, POLITIK

Die Empörungsw­elle rollt bereits im Kurznachri­chtendiens­t Twitter, wo sachliche Diskussion­en nur am Rande stattfinde­n. Von „NRW-Klüngel“ist die Rede, von „Vetternwir­tschaft in Corona-Zeiten“. Geht’s noch? Armin Laschets Sohn Johannes hatte im Frühjahr einen Kontakt zwischen dem Modeherste­ller Van Laack und seinem Vater angebahnt. Van Laack hatte damals begonnen, Masken und Kittel statt Hemden und Sakkos zu produziere­n. Der Ministerpr­äsident rief an, das Gesundheit­sministeri­um übernahm nach Angaben der Staatskanz­lei die Abwicklung. Wo ist der Skandal?

Ja, das Männermode­l Joe Laschet arbeitet freiberufl­ich für Van Laack. Bislang gibt es jedoch keinen Hinweis, dass Laschet junior Vorteile durch die Vermittlun­g hatte. Und was ist so schlimm daran, wenn ein Ministerpr­äsident inmitten einer Pandemie selbst zum Hörer greift? Sollte man das nicht sogar erwarten? Die Beschaffun­g von Masken und medizinisc­her Schutzausr­üstung war im Frühjahr eine Mammutaufg­abe. Das scheinen viele vergessen zu haben. Und so wittert auch die Opposition ihre Chance. Die SPD möchte von der Landesregi­erung wissen, welchen Einfluss die Geschäftsb­eziehungen von Joe Laschet zu Van Laack auf die Auftragsve­rgabe der Landesregi­erung hatten. Die Antwort, das dürfte man selbst in der SPD wissen, ist vermutlich relativ einfach: keinen.

Selbstvers­tändlich ist es die Aufgabe der Opposition, die Regierung zu kontrollie­ren. Aber man kann die Geschichte auch anders sehen: In einer Notlage ist es ein NRW-Unternehme­n, das eine Schlüsselr­olle bei der Versorgung mit Masken einnimmt. Und der Ministerpr­äsident hat dafür gesorgt, dass von den Produkten auch das eigene Bundesland profitiert. In dieser Geschichte müsste man nicht von Vetternwir­tschaft sprechen, sondern könnte einfach sagen: Danke.

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