Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die Laschets haben sich nichts vorzuwerfen
Die Empörungswelle rollt bereits im Kurznachrichtendienst Twitter, wo sachliche Diskussionen nur am Rande stattfinden. Von „NRW-Klüngel“ist die Rede, von „Vetternwirtschaft in Corona-Zeiten“. Geht’s noch? Armin Laschets Sohn Johannes hatte im Frühjahr einen Kontakt zwischen dem Modehersteller Van Laack und seinem Vater angebahnt. Van Laack hatte damals begonnen, Masken und Kittel statt Hemden und Sakkos zu produzieren. Der Ministerpräsident rief an, das Gesundheitsministerium übernahm nach Angaben der Staatskanzlei die Abwicklung. Wo ist der Skandal?
Ja, das Männermodel Joe Laschet arbeitet freiberuflich für Van Laack. Bislang gibt es jedoch keinen Hinweis, dass Laschet junior Vorteile durch die Vermittlung hatte. Und was ist so schlimm daran, wenn ein Ministerpräsident inmitten einer Pandemie selbst zum Hörer greift? Sollte man das nicht sogar erwarten? Die Beschaffung von Masken und medizinischer Schutzausrüstung war im Frühjahr eine Mammutaufgabe. Das scheinen viele vergessen zu haben. Und so wittert auch die Opposition ihre Chance. Die SPD möchte von der Landesregierung wissen, welchen Einfluss die Geschäftsbeziehungen von Joe Laschet zu Van Laack auf die Auftragsvergabe der Landesregierung hatten. Die Antwort, das dürfte man selbst in der SPD wissen, ist vermutlich relativ einfach: keinen.
Selbstverständlich ist es die Aufgabe der Opposition, die Regierung zu kontrollieren. Aber man kann die Geschichte auch anders sehen: In einer Notlage ist es ein NRW-Unternehmen, das eine Schlüsselrolle bei der Versorgung mit Masken einnimmt. Und der Ministerpräsident hat dafür gesorgt, dass von den Produkten auch das eigene Bundesland profitiert. In dieser Geschichte müsste man nicht von Vetternwirtschaft sprechen, sondern könnte einfach sagen: Danke.