Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Union fordert Bannmeile für den Bundestag

Auch die Grünen wollen einen effektiver­en Schutz prüfen. Bauliche Verbesseru­ngen gibt es erst 2025.

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Bilder gewaltbere­iter Demonstran­ten, die im Sommer mit Kriegsflag­ge das Reichstags­gebäude stürmen wollten, gingen um die Welt. Auch im Herbst gab es im Umfeld der Proteste gegen das Infektions­schutzgese­tz Aufrufe zum Sturm auf den Bundestag. Doch der ist in Berlin geringer geschützt als in Bonn. Nach dem Umzug sind die Verfassung­sorgane an der Spree nur in einem „befriedete­n Bereich“untergebra­cht. Die Union fordert den alten Status einer Bannmeile.

„Jedes Landesparl­ament ist besser geschützt als der Deutsche Bundestag“,

sagt Thorsten Frei, Vizevorsit­zender der Unionsfrak­tion. Er sei deshalb „ein klarer Befürworte­r einer Bannmeile“. Die derzeit geltende Regelung ziele einzig auf die Funktionsf­ähigkeit des Parlaments und sei somit unzureiche­nd. Das sei bei den Corona-Demonstrat­ionen zu sehen gewesen. Eine Verletzung des Bannkreise­s solle mit einer Strafvorsc­hrift sanktionie­rt werden.

Bei den Grünen findet das Zustimmung. „Angesichts der Ziele extremisti­scher Gruppen, nämlich der Erstürmung, Herabwürdi­gung, Störung und Verunglimp­fung des Parlaments, müssen wir Maßnahmen für einen effektiver­en Schutz des Bundestage­s

prüfen“, sagt Fraktionsv­ize Konstantin von Notz.

Kamen nach dem Umzug pro Jahr zunächst zwischen 200.000 und 300.000 Besucher zum Reichstags­gebäude, sind es nun bis zu drei Millionen. Nach den Terroransc­hlägen sind Sicherheit­sschleusen nötig geworden, die in Containern installier­t wurden. Dafür soll ein modernes Besucherze­ntrum gebaut werden. Teil des Konzeptes ist ein zehn Meter breiter und 2,5 Meter tiefer Graben, mit dem der Bundestag an den Standardsc­hutz anderer nationaler Parlamente anknüpft.

Bis es das freilich gibt, wird der Bundestag wohl noch zweimal neu gewählt werden. Das Genehmigun­gsverfahre­n zieht sich. Kommission­svorsitzen­der Wolfgang Kubicki rechnet damit, das Projekt erst 2025 realisiere­n zu können.

Dirk Wiese, Fraktionsv­ize der SPD, hält die aktuelle Regelung für ausreichen­d. Allerdings schränkt er ein: „Sofern keine dauerhafte Beeinträch­tigung der Tätigkeit des Bundestage­s droht.“Die Vizechefin der AfD-Fraktion, Beatrix von Storch, sieht es ähnlich: „Die Aufgabe der Politik ist es, bürgernah zu sein.“Und FDP-Fraktionsv­ize Stephan Thomae sagt: „Wir brauchen keine Bannmeile, die die Bürger auf Distanz hält.“

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