Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Aserbaidschan übernimmt zurückeroberte Regionen
(ap) Aserbaidschan hat am Dienstag die Übernahme aller bisher armenisch kontrollierten Gebiete in und um Berg-Karabach abgeschlossen, die ihm in einem von Russland vermittelten Abkommen zugesprochen wurden. Mit dem am 10. November geschlossenen Waffenstillstand endeten Kämpfe, in denen aserbaidschanische Truppen seit Ende September die Oberhand gewonnen hatten.
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyew nahm den Abzug aus dem sogenannten Latschin-Korridor zwischen Armenien und dem umstrittenen Kaukasusgebiet Berg-Karabach zum Anlass für eine Siegesrede an die Nation. „Wir haben alle einen Traum gelebt und diesen erfüllt“, sagte er. „Wir haben einen Sieg auf dem Schlachtfeld und in der politischen Arena errungen, und dieser Sieg eröffnet eine neue Ära für unser Land. Es wird eine Ära der Entwicklung, Sicherheit und des Fortschritts.“Aliyew zufolge sollen in den Kreis Latschin 50.000 Flüchtlinge zurückkehren, die dort ursprünglich gelebt haben. Mit Nachkommen schätzte er die Zahl auf mittlerweile 80.000 Menschen.
Die militärischen Erfolge Aserbaidschans in 44 Tagen schwerer Kämpfe zwangen Armenien, die von Russland vermittelten Waffenstillstandsbedingungen anzuerkennen. Baku bekam damit einen großen Teil Berg-Karabachs zurück, das zu sowjetischen Zeiten ein autonomes Gebiet inmitten Aserbaidschans gewesen war. Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er-Jahren ein Krieg mit 30.000 Todesopfern. Die selbst ernannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
Russland stationiert eine Friedenstruppe mit fast 2000 Mann mindestens für fünf Jahre in der Region. Sie soll auch den Verkehrskorridor von dem weiterhin armenisch bewohnten Teil Berg-Karabachs nach Armenien in der Region Latschin überwachen. Aserbaidschan wurde bei seiner Militäroffensive von der Türkei unterstützt. Ankara ist auch an der Überwachung des Waffenstillstandsabkommens beteiligt.