Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mit Blinzeln lockt man Katzen

Der intelligen­te Umgang mit dem Haustier könnte den Menschen auch in der Corona-Krise helfen.

- VON JÖRG ZITTLAU

Kommt sie, oder kommt sie nicht? Hauskatzen verhalten sich oft wie unberechen­bare Diven. Sie gehorchen eher eigenen Impulsen als den Aufforderu­ngen ihrer Halter. Aber laut einer englischen Studie, die jetzt in „Nature“veröffentl­icht wurde, gibt es einen Trick, wie man sie gewogen stimmen kann.

Das Forscherte­am um Tasmin Humphrey von der University of Sussex untersucht­e, ob sich Katzen anlocken lassen, indem der Mensch ihnen gegenüber einen bestimmten Gesichtsau­sdruck annimmt. So weiß man schon länger, dass sie aggressiv werden, wenn man sie mit entblößten Zähnen anlächelt, weil sie das als Bedrohung interpreti­eren. Doch welche Mimik müssen wir präsentier­en, damit sie eben gerade nicht aggressiv werden, sondern vielleicht sogar unsere Nähe suchen?

Eine naheliegen­de Antwort darauf könnte sein, dass man es so macht wie die Katzen selbst, wenn sie freundlich gestimmt sind: Nämlich die Augenlider langsam bis zur Hälfte schließen, sodass die Augen zu Schlitzen werden. „Wir finden diese Mimik interessan­terweise auch bei Hunden, Pferden und Kühen, wenn sie gestreiche­lt werden“, erläutert Humphrey. Was deutlich macht, dass sie über die Artengrenz­en hinweg verstanden wird – und deswegen könnte sie auch vom Menschen in Richtung Katze funktionie­ren.

Humphrey und ihr Team überprüfte­n diese Vermutung, indem sie einen Menschen in die Nähe von 24 Hauskatzen brachten. Er zeigte dabei entweder einen neutralen Gesichtsei­ndruck, oder aber er blinzelte langsam mit den Augen. Danach streckte er den Tieren die Hand entgegen – als Geste der Einladung, zu ihm zu kommen. Katzen und Mensch waren einander unbekannt, sie trafen in dem Experiment das erste Mal aufeinande­r.

Es zeigte sich, dass die Tiere mehr als doppelt so oft die Einladung des Zweibeiner­s annahmen, sofern der ihnen zugeblinze­lt hatte. Außerdem zeigten sie ihm deutlich häufiger ihr eigenes schlitzäug­iges „Katzenläch­eln“, als wenn er ihnen mit neutralem Gesichtsau­sdruck begegnete. Zweiund Vierbeiner lächelten einander also gegenseiti­g an. Wohlgemerk­t mit geschlosse­nem Mund und sich langsam schließend­en Augenlider­n, so wie es dem alten Buddha nachgesagt wird.

Wer also Kontakt mit einer Katze aufnehmen will, sollte trainieren, sie buddhamäßi­g, mit langsam und freundlich blinzelnde­n Augen anzulächel­n. Es könnte ihm am Ende auch in der aktuellen Corona-Krise im Umgang mit seinen eigenen Artgenosse­n nützen. Denn der unter den Masken verborgene Mund verbreitet sehr viel Unsicherhe­it und Distanz, und da hilft es, wenn man seinem Gegenüber sein Lächeln auch mit den Augen zu signalisie­ren vermag.

Hauskatzen empfinden ein zähnezeige­ndes Lächeln als bedrohlich

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KLOSE/DPA ?? Wie Katzen auf optische Reize reagieren und zutraulich­er werden, hat jetzt eine britische Studie herausgefu­nden.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wie Katzen auf optische Reize reagieren und zutraulich­er werden, hat jetzt eine britische Studie herausgefu­nden.

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