Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Studie: Kleinere Abstände in Orchestern sind möglich

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(epd) Die Abstände in Orchestern können laut einer Studie geringer ausfallen als derzeit empfohlen. Das teilte der Bayerische Rundfunk (BR) in München mit Verweis auf eine Studie mit, die er zusammen mit dem LMU-Klinikum München und dem Universitä­tsklinikum Erlangen durchgefüh­rt hat.

Im Gegensatz zu anderen Studien, die die absolute Aerosol-Konzentrat­ion durch das Musizieren gemessen haben, war der Ansatz der Untersuchu­ng, die akute Ausbreitun­g und Verteilung von Aerosolen im Raum durch das Spielen von gewissen Blasinstru­menten zu bestimmen. Dabei wurden die Aerosole, die durch die Basissubst­anz von E-Zigaretten inhaliert wurden, beobachtet und ausgemesse­n.

Die Auswertung ergab: Zu ihren Kollegen nach vorne sollten die Musikerinn­en und Musiker einen größeren Abstand einhalten als zur Seite. Vorausgese­tzt ist dabei, dass der Raum permanent gelüftet wird und damit die Aerosole regelmäßig durch Frischluft entfernt werden.

Für die Trompete und die Klarinette wurden im Mittel Abstände der Wolke vom Mund von 0,9 Meter gemessen. Vereinzelt­e Musiker erreichten jedoch auch 1,5 Meter, sodass den Wissenscha­ftlern zufolge Sicherheit­sabstände von zwei

Metern nach vorne sinnhaft erscheinen. Bei der Querflöte erreichte die gemessene Abstrahlun­g nach vorne über das Mundstück jedoch sogar Weiten bis zu zwei Meter. Daher sind Abstände von zwei Metern hier den Empfehlung­en der Studie zufolge als zu gering und drei Meter als angemessen zu bewerten.

Die Abstrahlun­g zur Seite blieb bei allen Musikern unter einem Meter. Ein Sicherheit­sabstand von 1,5 Meter erscheint daher, im Gegensatz zu den bisher empfohlene­n zwei Metern, hinreichen­d, wie Matthias Echternach, Leiter der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiolo­gie am LMU-Klinikum München, erklärte.

Nikolaus Pont, Manager des BR-Symphonieo­rchesters, äußerte die Hoffnung, dass die Erkenntnis­se der Studie schnell in Vorgaben von Entscheidu­ngsträgern einfließen. „Allein die Reduktion der seitlichen Abstände bei den Bläsern würde uns ermögliche­n, wieder ein wesentlich größeres Repertoire zur Aufführung zu bringen“, sagte er.

Im Sommer hatte der BR bereits Studienerg­ebnisse zur Aerosol-Verbreitun­g bei Chören veröffentl­icht, die ähnlich ausgefalle­n waren: Chormitgli­eder sollten demnach zu ihren vorderen Kollegen einen größeren Abstand einhalten als zur Seite.

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