Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

2:3 – Borussia zittert ums Achtelfina­le

Mönchengla­dbach hat gegen Inter Mailand das vorzeitige Weiterkomm­en in der Champions League verpasst.

- VON JANNIK SORGATZ

Für Inter Mailand hatte der Tag in Mönchengla­dbach ganz früh begonnen. Um vier Uhr schossen einige Borussia-Fans vor dem Hotel minutenlan­g Feuerwerks­körper in die Luft, platzierte­n nach eigenen Angaben exakt 1971 Coladosen in der Einfahrt und erinnerten mit einem Banner an das „Büchsenwur­f“-Spiel vor 49 Jahren. Das annulliert­e 7:1 von damals bewegt vor allem Augen- und Ohrenzeuge­n noch heute.

Der Inter-Tross hatte nach der Böllerei genug Zeit, um noch einmal in den Tiefschlaf zu fallen. Am Abend präsentier­ten sich die stolzen und nach neuen Erfolgen lechzenden Mailänder ausgeruht genug. Inter gewann mit 3:2 im Borussia-Park und mischt wieder mit im Kampf um das Achtelfina­le. Gladbach benötigt dagegen nächste Woche Mittwoch einen Punkt bei Real Madrid, um auf Nummer sicher zu gehen. Eine weitere Niederlage reicht nur fürs Weiterkomm­en, wenn Inter und Schachtjor Donezk gleichzeit­ig die Punkte teilen.

Denn Borussias Spiel gegen Mailand war noch gar nicht angepfiffe­n, da hatte Gruppe B wieder eine Überraschu­ng parat gehabt. Während die Fohlen sich im Nieselrege­n aufwärmten, gewann Donezk mit 2:0 gegen Real. Die Ukrainer haben das Kunststück fertiggebr­acht, die „Königliche­n“zweimal zu schlagen, dazwischen in drei Spielen kein Tor zu erzielen und gegen Gladbach insgesamt zehn zu kassieren. Für Borussia, die unter Umständen schon mit einem Remis gegen Inter ins Achtelfina­le eingezogen wäre, hieß das: Die Umstände waren nun völlig andere und das Spektrum der Szenarien für diesen Champions-League-Abend war überrasche­nd in die Breite gezogen. Zwischen vorzeitige­m Gruppensie­g und Bibbern in Madrid war alles plötzlich drin.

Borussia wirkte zu Beginn, als fände sie nicht den richtigen Angang für diese Partie. Lange Ballbesitz­phasen endeten im Nichts, Inter wiederum lauerte erst einmal – und wurde schon nach wenigen druckvolle­n Angriffen mit der Führung belohnt. Über Romelu Lukaku und Roberto Gagliardin­i räumten die Italiener sauber ab. Rechts wurde Matteo Darmian von Oscar Wendt vergessen und ließ Yann Sommer mit einem satten Schuss durch die Beine nicht so glücklich aussehen.

Das Spiel erinnerte nun an das erste Duell im Oktober, als Inter lange Zeit mutiger und sauberer agierte. Damals gelang Borussia nach der Pause mit dem ersten Torschuss der Ausgleich. Wendt hakte in der 26. Minute zumindest das Thema Torschuss ab. Sein Versuch landete aber dort, wo sich in Stadien mit Zuschauern normalerwe­ise der Fangzaun befindet. In höchster Not retteten Stefan Lainer und Sommer gegen Lautaro Martínez.

Doch dann war Gladbach mal am Zug: Lainer prüfte Samir Handanovic mit links aus der Distanz, Lars Stindl mit dem Kopf und Marcus Thuram mit links aus spitzem Winkel. Borussia war rechtzeiti­g angekommen in diesem Spiel und wurde in der Nachspielz­eit der ersten Hälfte mit dem verdienten 1:1 belohnt: Stindl bediente Valentino Lazaro mit einem seiner typischen vorletzten Pässe. Lazaro, ausgeliehe­n von Inter, flankte über seine Kollegen hinweg auf Alassane Plea, der per Kopfballau­fsetzer sein viertes Tor im Wettbewerb erzielte.

Inter musste unbedingt gewinnen, um sich nicht frühzeitig komplett aus Europa zu verabschie­den. Insofern dürfte Jantschkes Aus- und Denis Zakarias Einwechslu­ng gesundheit­lich wie sportlich eine Präventivm­aßnahme von Trainer Marco Rose gewesen sein. Jantschke hatte im ersten Durchgang ein paar Probleme angedeutet, Zakaria widmete sich vor allem dem allzeit gefährlich­en Lukaku.

Das erste Ausrufezei­chen setzte allerdings Martínez, dessen Pfostensch­uss

Sommer nur hinterhers­chauen konnte. Passiert war es dann in der 65. Minute: Thuram verlor den Ball gegen zwei Mailänder, die sofort Lukaku suchte. Zakaria stellte den Belgier, wie das Lehrbuch es will, zog im direkten Duell aber den Kürzeren. In der 73. Minute erhöhte Lukaku mit seinem zweiten Treffer. Diesmal war er gänzlich ohne Bewacher, als er alleine vor Sommer einschob.

Doch Borussia gab nicht auf, auch Plea schnürte einen Doppelpack, Thuram hatte ihn auf die Reise geschickt. In der Schlusspha­se war es ein K.o.-Spiel light: Gladbach konnte viel gewinnen, Inter alles verlieren. Und sieben Minuten vor dem Ende sah es tatsächlic­h so aus. Doch der eingewechs­elte Breel Embolo stand wenige Zentimeter im Abseits, als er bei Pleas vermeintli­chem Tor zum 3:3 hochsprang.

Gruppe B

Gruppe C

Gruppe D

Gruppe E

Gruppe F

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Mönchengla­dbachs Alassane Plea erzielt das Tor zum 1:1.

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