Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kalenderblatt
Vieles erinnert in Paris an den ehemaligen französischen Kaiser Napoleon
Bonaparte. Der Arc de Triomphe im Zentrum wurde zum Gedenken an dessen größte Schlachten errichtet. Im Invalidendom können Touristen das Grab des 1821 in der Verbannung auf St. Helena gestorbenen Korsen besuchen. Deutlich weniger hell strahlt die Erinnerung an einen nahen Verwandten – obwohl Napoleon III. fast doppelt so viel Zeit auf dem Kaiserthron verbrachte wie sein berühmter Onkel. Charles Louis Napoleon Bonaparte wurde 1808 als Sohn von Louis Bonaparte, dem Bruder des Kaisers, geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er zu großen Teilen im Exil, auch in Deutschland. In Augsburg besuchte er eine Zeit lang das Gymnasium. Nach einem Putschversuch gegen den französischen König Louis-Philippe ging er 1836 nach Nordamerika. Schon 1837 kehrte er zurück, doch auch ein zweiter Putschversuch 1840 scheiterte und endete mit der Haft des damals 32-Jährigen. Nach sechs Jahren floh er nach London. Die Revolution 1848 ermöglichte die Rückkehr nach Paris. Im Dezember desselben Jahres wurde er zum Präsidenten der Zweiten Republik gewählt. Am 2. Dezember 1851, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, putschte Napoleon ein weiteres Mal. Er ließ die Nationalversammlung entmachten, übernahm diktatorische Vollmachten und gab sich selbst den Titel „Prince-Président“. Nach der blutigen Niederschlagung aller Proteste ließ er die neue Verfassung durch ein Plebiszit legitimieren. Ein Jahr später, am 2. Dezember 1852, genau 48 Jahre nachdem sich Napoleon I. die Kaiserkrone aufs Haupt gesetzt hatte, ließ er sich als Napoleon III. zum Kaiser ausrufen. Die Zweite Republik war beendet, das Zweite Kaiserreich begann.