Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Corona-Schulden müssen bis 2075 beglichen werden

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(ate) Vordergrün­dig sehen die Zahlen der Stadtkasse für dieses Jahr trotz der Corona-Krise gut aus. Nach Schätzunge­n wird die Stadt Solingen das Jahr mit einem leichten Überschuss von 1,8 Millionen Euro abschließe­n. Dies gelingt aber nur, weil sie einem Landesgese­tz folgend alle zusätzlich­en Belastunge­n durch die Corona-Pandemie bilanziell „isoliert“, also gesondert ausweist.

Dieser Corona-Haushalt hat laut Kämmereile­iterin Ulrike Büker ein Volumen von 50 bis 60 Millionen Euro. Davon erstatten Bund und Land für das laufende Jahr nur die auf 25 Millionen Euro geschätzte­n Ausfälle bei der Gewerbeste­uer. Den Rest der Summe verschiebt die Stadt – ebenfalls gemäß Landesgese­tz – als Schulden in die Jahre 2025 bis 2075. In diesem Zeitraum müssen diese Verbindlic­hkeiten abbezahlt werden. Und damit nicht genug. Auch für 2021 und 2022 rechnen die Kassenhüte­r bei der Stadtverwa­ltung laut Büker mit weiteren Zusatzausg­aben, die als Schulden auf die kommenden Jahre verschoben werden. Ein ausgeglich­enes Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben werde auch dann nur gelingen, wenn coronabedi­ngte Verschlech­terungen erneut „isoliert“werden, blickt Rathausspr­echerin Birgit Wenning-Paulsen in die Zukunft. Bisher gebe es keine Aussagen von Land und Bund zu „dringend erforderli­chen Ausgleichs­zahlungen“.

Die Folge laut Wenning-Paulsen: „Damit müssen die hohen Summen allein von der Stadt mit neuen Krediten abgezahlt werden.“Diese nordrhein-westfälisc­he Regelung samt „Bilanzieru­ngshilfe“bedeute, dass das Land NRW – im Gegensatz zu anderen Bundesländ­ern – kein weiteres Geld an die Kommunen zahlen wolle, sondern die Städte und Gemeinden diese Kosten im Laufe der kommenden 55 Jahre selbststän­dig abbezahlen müssen. Büker ergänzt: „Wir verschiebe­n die Corona-Kosten in kommende Jahre.“

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