Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Stadt ersetzt verdorrte Setzlinge
Trockenheit setzt dem Wald zu. Insgesamt 16.000 neue Bäume wurden gepflanzt.
(pm) Drei trockene Sommer in Folge haben die Böden nicht nur auf bis zu 1,80 Meter Tiefe abtrocknen lassen. In der Folge sind viele Bäume gestorben. Sie werden jetzt ersetzt. Der Stadtdienst Natur und Umwelt hat in diesem Jahr bereits 16.000 Setzlinge ausgebracht – ein Teil ist schon wieder verdorrt und wird gerade ersetzt.
Zuletzt hatte der Wupperverband beklagt, dass die Talsperren nicht volllaufen würden, weil die trockenen Waldböden das Wasser zunächst aufsaugten. Die Untere Wasserbehörde Solingen erklärt dazu, sie habe in den letzten drei „Dürrejahren“eine Verschlechterung des Wasserhaushaltes aufgrund von ausbleibenden Niederschlägen festgestellt. Das teilt Matthias Sinn, der Leiter des Stadtdienstes Natur und Umwelt, mit.
„Es werden allerdings keine Bodenfeuchtemessungen durchgeführt, sondern die Wirkungen im Naturhaushalt beobachtet“, sagt er. Mit diesen Ergebnissen: Befinde sich der Wasserhaushalt normalerweise in einem Gleichgewicht aus Niederschlägen, Versickerung, Verdunstung sowie Grundwasserneubildung und oberirdischen Gewässerabfluss, könne das Gleichgewicht durch ausbleibende und zu geringe Niederschläge kippen.
Zudem sei eine Verschiebung der Niederschlagsmengen im Jahresverlauf mit abnehmenden Regenmengen in den Wintermonaten und heftigen punktuellen Niederschlägen in den Sommermonaten zu beobachten. Daher führten vereinzelte Steigerungen
in den Niederschlägen wie zuletzt im Oktober um 30 Prozent zu keinem wirklichen Ausgleich der fehlenden Wassermengen. „Für den Wald ist die Situation weiterhin dramatisch“, erklärt Matthias Sinn. In der Folge der Dürre sterben Bäume ab und müssen ersetzt werden.
Am Beispiel der Ohligser Heide lässt sich die Strategie der Wiederaufforstung gut beschreiben, aber auch die Probleme, auf die Revierförster wie Michael Conrad und sein Team stoßen. Auf dem Gebiet, das das Solinger Tageblatt jetzt besichtigte, standen vorher Fichten. Sie zerstörte der Borkenkäfer. Im ersten Schritt wurden im Frühjahr 1000 neue Eichen gepflanzt. Doch die Trockenheit im Sommer zerstörte viele der grünen Setzlinge. Daher werden nun 400 Stück neu eingesetzt. Eichen werden bevorzugt, denn sie sind tiefwurzelnde Bäume. Bis zu mehreren Metern gehen die Wurzeln in den Boden. In der Gesamtbilanz schaut das dann so aus: 16.000 neue Bäume wurden im Frühjahr 2020 ausgesetzt, doch 6000 müssen wieder ersetzt werden.
Zugleich kommt es der Stadt aber auch auf Artenvielfalt an. Die Waldränder werden mit seltenen Wildgehölzen wie Wildbirnen, Wildäpfeln, Weißdorn und Schlehe besetzt. Dies fördert die heimischen Insekten, hilft Vögeln und schafft Artenreichtum im Landschaftsbild. Das aktuelle Pflanzgebiet in der Ohligser Heide erstreckt sich von der Bonner Straße entlang der Langhansstraße bis über die Autobahn A 3 hinaus.
Für die Artenvielfalt der Tiere wäre aber auch ein Anstieg des Grundwasserspiegels in der Heide wichtig. Aber das Gegenteil ist der Fall: Seit mehr als zehn Jahren sinke er stetig, wie der Biologe Dr. Jan Boomers erklärt. Als Leiter der Biologischen Station Mittlere Wupper macht er auf diesen Zusammenhang aufmerksam: Schon im Frühjahr würde in vielen Gewässern der Wasserstand schnell absinken. „Das betrifft dann natürlich auch in besonderem Maße zahlreiche Amphibien, deren Reproduktion nicht mehr funktioniert.“Boomers führt auch „wassergebundene Insekten“wie Libellen an, deren im Wasser lebende Nachfolgegeneration in den ausgetrockneten Gewässern absterbe.