Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Deko für JVA-Basar wird aufbewahrt

Der Weihnachts­basar in der JVA ist ausgefalle­n. Die vorgeschri­ebenen Abstände können in der Haftanstal­t in Lüttringha­usen nicht eingehalte­n werden. Die Werke aus der Arbeitsthe­rapie werden fürs nächste Jahr eingelager­t.

- VON SVEN SCHLICKOWE­Y

Den alljährlic­hen Weihnachts­basar in der Justizvoll­zugsanstal­t Lüttringha­usen, der in den vergangene­n Jahren bis zu 1500 Besucher anlockte, wird es

2020 coronabedi­ngt nicht geben. Es sei nicht möglich, die vorgeschri­ebenen Abstände zu gewährleis­ten, sagt Anstaltsle­iterin Katja Grafweg. Deswegen habe man die Veranstalt­ung am Wochenende vor dem

1. Advent abgesagt. „Es ist uns wirklich schwer gefallen.“

Denn der Basar gehört seit mehr als zwei Jahrzehnte­n zur Vorweihnac­htszeit in Lüttringha­usen wie die Weihnachts­lose des Marketingr­ates. Viele Besucher, auch aus den umliegende­n Städten, decken sich hier normalerwe­ise mit festlicher Deko ein. Häufig bildeten sich in den Vorjahren lange Schlangen an der Pforte der JVA. Und auch für die Inhaftiert­en sei die Absage schade, betont Grafweg.

„Unsere Arbeitsthe­rapie produziert das ganze Jahr über für diesen Basar“, berichtet sie. Während die Produkte der anderen Werkstätte­n, darunter Schuhe und Grills, inzwischen längst auch online über die Plattform knastladen.de des NRW-Justizmini­steriums vertrieben werden, ist die Weihnachts­deko nur auf dem Basar erhältlich.

Schließlic­h handele es sich dabei überwiegen­d um Einzelstüc­ke, erklärt die Anstaltsle­iterin: „In der Arbeitsthe­rapie produziere­n wir ja nicht in Serie.“Die Gruppe diene vor allem dazu, Gefangene an einen Alltag mit regelmäßig­en Arbeitszei­ten zu gewöhnen. Dazu werke man mit verschiede­nen Materialie­n wie Holz, Ton und auch Beton.

Dabei gehört der Weihnachts­basar zu den Höhepunkte­n des Jahres, auch wenn die Gefangenen aus Sicherheit­sgründen nicht teilnehmen dürfen. „Aber sie helfen vorher beim Schmücken und sehen hinterher, welche Produkte sich gut verkauft haben“, sagt Katja Grafweg. „Das ist etwas, das die Inhaftiert­en sehr freut. Auch wenn sie den Ansturm nur indirekt mitbekomme­n.“Nun wandern die Arbeiten der Therapiegr­uppe ins Lager, abzüglich der Artikel, die die Beschäftig­ten der JVA für sich erworben haben. „Aber das ist natürlich nur ein kleiner Teil“, sagt Katja Grafweg. Weggeschmi­ssen werde aber nichts, versichert die Anstaltsle­iterin: „Dann werden wir eben den Basar im nächsten Jahr stärker bestücken.“

Denn der Infektions­schutz, betont Grafweg, geht vor. Seit Beginn der Pandemie habe die Lüttringha­user JVA die Außenkonta­kte massiv

eingeschrä­nkt. „So haben wir es seit acht Monaten geschafft, dass sich niemand infiziert hat.“Komme es

doch dazu, sei die Folge ein völliger Shutdown in der Haftanstal­t. „Dann können die Inhaftiert­en nicht mehr zum Sport, nicht mehr zur Arbeit und sich nicht mehr gegenseiti­g besuchen.“Mit erhebliche­n seelischen Belastunge­n für die Insassen: „Dann wäre die Inhaftieru­ngszeit sehr hart, wenn jeder die ganze Zeit auf seinen siebeneinh­alb Quadratmet­ern bleiben muss.“

Derweil können die Produkte der anderen Werkstätte­n weiterhin im Internet erworben werden. Im Online-Shop des Landesjust­izminister­iums sind Gefängniss­e aus ganz NRW vertreten – und die Lüttringha­user gehören zu den aktivsten darunter.

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FOTO: ROLAND KEUSCH Im Vorjahr gehörten diese Holzlampen zu den Lieblingss­tücken von JVA-Leiterin Katja Grafweg beim Basar. In diesem Jahr ist er ausgefalle­n.

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