Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mozart einstudier­t: Stipendium nach kurzer Vorbereitu­ng

Unter sechs Kandidatin­nen setzte sich Anna Handler durch und tritt das einzigarti­ge Praktikum bei den Bergischen Symphonike­rn an.

- VON PHILIPP MÜLLER

Gerade einmal 30 Minuten hatten die sechs Kandidatin­nen für ein Stipendium der Orchestera­kademie der Bergischen Symphonike­r jeweils fürs Proben Zeit. Mit den Bergischen Symphonike­rn galt es, einen Teil aus Mozarts „Prager Symphonie“einzustudi­eren. Und dann sollte dieses auch gleich am Stück gespielt werden. Am Ende wählte das Orchester Anna Handler aus München aus, die Musiker ab Januar für ein Jahr durch den Proben- und Konzertall­tag begleiten zu dürfen.

Das Stipendium ist in der Form einmalig und richtet sich an Studentinn­en im Fach Dirigat. Das Land NRW fördert die ganz auf die praktische Arbeit angelegte Zeit mit einem Profiorche­ster. Schul- und Familienko­nzerte und die in den Stadtteile­n gehören zum Programm für die Stipendiat­in – vorausgese­tzt, die Corona-Pandemie wird das in 2021 überhaupt möglich machen.

Am Sonntag stellten sich die sechs vorab ausgewählt­en Musikerinn­en dem kritischen Blick und Ohr der Symphonike­r. Die knappe Zeitspanne entspricht schon fast der Praxis, mit der das Orchester sich die Stücke erarbeitet. Musiker und Dirigentin­nen mussten entspreche­nd gut vorbereite­t sein.

Anna Handler zeigte sich erleichter­t über die Entscheidu­ng zu ihren Gunsten. Ihr Wunsch, am Pult eines Orchesters zu stehen, begründete sie so: „Ich will dirigieren, weil ich die Musik, weil ich die Menschen liebe.“Aber die 24-Jährige, die in Weimar Dirigieren und in Essen Klavier studiert, gab auch zu, eine Meisterin falle nicht vom Himmel. „Ich bin noch ziemlich am Anfang. Mir fehlen viele Werkzeuge, die ich durch die Praxis jetzt in die Hand bekommen möchte.“

Tilla Clüsserath, die Geschäftsf­ührerin der Akademie erklärte, dass das Stipendium genau dafür da sei. Auch gehe es darum, den Dirigat-Studentinn­en viel Rückkopplu­ng zu geben.

Das machte Generalmus­ikdirektor Daniel Huppert direkt mit all den ausgeschie­denen Kandidatin­nen. Er erklärte ihnen geduldig, warum es nicht gereicht hatte. Mal fehlte der energische Einsatz fürs Tempo. Mal mangelte es dem Orchester an Orientieru­ng oder den richtigen Impulsen durch klare Angaben. „Die braucht es, die Musiker haben manches Stück 15 Jahre nicht gespielt.“

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FOTO: SIEWERT Anna Handler gewann das Vordirigie­ren bei den Bergischen Symphonike­rn. Ihr Lohn: ein einjährige­s Praktikum mit den Profis.

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