Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Größter Hafen für Flusskreuzfahrten
Eine Studie der IHK Köln zeigt: Rund 2770 Flusskreuzfahrtschiffe steuern pro Jahr die 17 Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe an. Weitere 16 Anlegestellen gibt es für Schiffe, die zu Ausflugs- und Eventfahrten einladen.
Ohne sie würde dem Rhein etwas fehlen. Sie gehören zu Köln wie der Dom, die Museen und die Einkaufsstraßen: Die Fluss-Schiffe, die Tag für Tag in Köln an- und ablegen. Ob für die gemächliche Sightseeing-Tour, zum abendlichen Event oder im Rahmen einer Kreuzfahrt - zahlreiche Kölner und Touristen entern Tag für Tag die Boote am Rheinufer. In Corona-Zeiten reduziert, aber immer noch gerne.
Aber wie viele Ausflügler sind es eigentlich, die im Jahr stunden- oder tageweise auf dem Rhein schippern? Wie viele Touristen kommen per Schiff in die Stadt? Was investieren die Reedereien? Wieviel Geld geben die Schiffsgäste aus und wer profitiert davon? Kurz und gut: Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die Fahrgast- und Personenschifffahrt für Köln? Fragen, die sich im vergangenen Jahr der Ausschuss Gastronomie, Touristik und Freizeit der IHK Köln stellte. Fragen, auf die es keine Antworten gab, denn über den Umfang der Flussschifffahrt in Köln war wenig bekannt.
„Wir hatten das Gefühl, dass die Fahrgastschifffahrt in Köln in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und auch der Kölner Politik als Wirtschaftsfaktor sehr unterschätzt wird“, erzählt Alexander Hoeckle, der bei der IHK Köln auch den Bereich Tourismus verantwortet. Deshalb regten die Unternehmen des Ausschusses an, einmal genauer hinzuschauen, Fakten zu sammeln und Daten zu erheben.
In Kooperation mit Köln-Tourismus und einigen Schiffsreise-Anbietern startete die IHK Köln daraufhin eine Umfrage unter den Anbietern und beauftragte die ift-Freizeit- und Tourismusberatung GmbH mit einer Studie. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse testieren Köln eine Spitzenstellung und lassen sich zusammenfassen: Köln ist Deutschlands größter Flusskreuzfahrthafen.
In Zahlen heißt das: Rund 2770 Flusskreuzfahrtschiffe sind es, die pro Jahr die 17 Anlegestellen für die Kreuzfahrtschiffe ansteuern. Weitere 16 Anlegestellen gibt es für die Schiffe, die zu Panorama-, Ausflugsund Eventfahrten einladen.
Am bekanntesten ist in Köln dabei wohl die Flotte der KD Schifffahrt. Die jedoch, wenn auch bei den Ausflugsfahrten mit erheblichem Marktanteil, nur eine von insgesamt 46 nationalen und internationalen Reedereien ist, deren Schiffe in Köln vor Anker gehen. Darunter die Kölntourist Personenschiffahrt am Dom, Viking River Cruises, Rhein River Company, Feenstra Rijn Lijn, Siebengebirge, Weisbarth Fahrgastschifffahrt oder auch Avista.
Die Zahl der Menschen, die Jahr für Jahr per Schiff zum Kölnbesuch anreisen oder Schiffe ab Köln für Ausflugsfahrten nutzen, ist gigantisch: Fast anderthalb Mal die gesamten Einwohner der Stadt, rund 1,4 Millionen. Rund 460.000 davon sind Gäste der Kabinenschifffahrt, die auf mehrtägigen Reisen auch in Köln Halt machen. Und mit diesen spült der Rhein über 12,6 Millionen Euro in die Stadt. Geld, das die Kreuzfahrtgäste für Essen und Trinken, den Besuch kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen, für Souvenirs und Shopping ausgeben. Hinzu kommen weitere positive Effekte auf die Finanzlage der Stadt, beispielsweise über Steuern und Gebühren. Rund eine Million Gäste haben die Tagesausflugs-Schiffe pro Jahr. Hier werden allein durch den Ticketverkauf Umsätze von rund 26,5 Millionen Euro pro Jahr generiert.
Ob Kreuzfahrt oder Ausflug: Die immense Zahl der Schiffsgäste zieht Kreise wie ein ins Wasser geworfener Stein. Gastronomie und Hotellerie, Handel, Städteführer, Busanbieter, Kunst und Kultur, öffentlicher Nahverkehr und Taxen – sie alle profitieren von den Schiffsgästen. Unter den Altstadtwirten und Händlern sind bereits einige, die um die Bedeutung der per Schiff anreisenden Gäste wissen. Sie haben sich auf diese eingestellt, es gibt erste Ansätze zu Kooperationen mit den Reedereien.
Wie die kommenden Herausforderungen gemeistert werden können, soll in den nächsten Wochen schließlich ausgelotet werden. Auch die zuständigen städtischen Dezernate haben bereits, kurz nachdem die IHK ihnen die aktuelle Studie vorgestellt hat, Gesprächstermine angeboten.