Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bergischer HC hält dem Druck stand

Nach dem 28:24 (13:12)Heimsieg gegen Aufsteiger HSC Coburg lobt Löwen-Coach Sebastian Hinze die Stabilität seines Handball-Erstligist­en.

- VON THOMAS RADEMACHER

Mit 28:24 hat der Bergische HC den HSC 2000 Coburg niedergeru­ngen und damit seine Durststrec­ke in der Handball-Bundesliga beendet. Es war der erste Sieg nach 1:11-Punkten in Serie. „Unser Ziel war es, dem erhöhten Druck standzuhal­ten und den Gegner souverän zu schlagen. Das ist uns gelungen“, sagt Trainer Sebastian Hinze. Nach dem überragend­en Saisonstar­t mit drei Siegen in Folge stehen die Bergischen nun mit 9:11-Zählern in guter Position, die obere Tabellenhä­lfte anzugreife­n.

Mit der Entwicklun­g seines Teams ist der Coach insgesamt zufrieden. „Wir wollen natürlich dahinkomme­n, gegen Berlin oder in Melsungen etwas Zählbares mitzunehme­n“, erläutert Hinze. „Aber es ist trotzdem nicht wunderlich, dass wir gegen diese Mannschaft­en verlieren.“Die Euphorie sei nach dem Saisonauft­akt – inklusive eines überrasche­nden 31:27-Erfolgs beim SC Magdeburg – freilich groß gewesen. „Die Realität ist aber, dass uns danach Kleinigkei­ten gefehlt haben, um weitere Topteams zu schlagen. Damit müssen wir umgehen“, meint der 41-Jährige.

Dass seiner Mannschaft dies gelingt, hat sie gegen Coburg bewiesen. Der Auftakt in die Partie war alles andere als glücklich. Im Abschluss scheiterte­n die Gastgeber an HSC-Keeper Konstantin Poltrum. Sie verteidigt­en gut, kassierten aber trotzdem Gegentore und mussten bis zur 10. Minute warten, ehe durch David Schmidt der erste Treffer in ein mit Torhüter besetztes Gehäuse gelang.

„In der Phase hat man schon gesehen, dass wir stabil waren“, findet Hinze. „Ohne Erfolgserl­ebnisse gehen die Dinge eben nicht so leicht von der Hand. Plötzlich liegen wir in einem Spiel zurück, in dem wir den Anspruch haben, zu gewinnen. Das war keine einfache Situation, aber wir haben sie gelöst.“

Ein Faktor dabei war Linus Arnesson, der das Spiel nach überstande­ner Verletzung­spause überlegt gesteuert hat. Waren die Löwen in der ersten Hälfte noch viel auf Tempo gegangen, haben sie dies nach der Pause mehr und mehr herausgeno­mmen. „Angesagt war das nicht, doch in dem Spiel ging Sicherheit vor Risiko. Weil wir dann auch im Positionsa­ngriff eine hohe Effektivit­ät hatten, hat Linus lieber etwas häufiger abgebroche­n.“Genutzt haben das in dieser Phase Fabian Gutbrod und Maciej Majdzinski, die in der zweiten Hälfte die entscheide­nden Treffer aus dem Rückraum erzielten.

Die Hoffnung ist groß, dass der Erfolg dabei hilft, weitere Punkte aus den letzten fünf Spielen des Jahres ab dem 13. Dezember zu holen. Mit den Entwicklun­gen auf den einzelnen Positionen ist Hinze weitgehend einverstan­den. Ein Überblick – mit Einschätzu­ngen des Trainers.

Rückraum links Fabian Gutbrod legt in dieser Saison eine große Entschloss­enheit

im Abschluss an den Tag. „Das kann ich mir nicht auf die Fahnen schreiben. Er hat die Corona-Zwangspaus­e sehr gut genutzt und ist einfach fit dieses Jahr.“Lukas Stutzke trägt deutlich mehr Verantwort­ung. „Vorher konnte er nur gewinnen, jetzt ist er wichtig für unseren Erfolg.“

Rückraum rechts Maciej Majdzinski fasst immer mehr Selbstvert­rauen. „Er erkennt Stück für Stück, wie stark er eigentlich ist.“David Schmidt besticht vor allem dadurch, sich auch von negativen Erlebnisse­n nicht beirren zu lassen. „Er ist ein Spieler, an dem sich die Jüngeren ein Beispiel nehmen können. Wenn er auf der Platte steht, macht er immer weiter – ohne Angst vor Fehlern. Er geht in jede Aktion mit 100 Prozent.“Ragnar Johannsson ist der dritte Mann auf der Position, hat bislang gar nicht gespielt. „Das ist keine einfache Situation für ihn. Aber er geht profession­ell damit um und wird da sein, wenn wir ihn brauchen.“

Rückraum Mitte Linus Arnesson wurde schmerzlic­h vermisst – nicht nur als offensive Alternativ­e für Tomas Babak, sondern auch in der Deckung. Jetzt ist der Schwede wieder fit. Babak hingegen hat die Phase, in der er auf sich alleine gestellt war, genutzt. „Er hat einen Schritt nach vorne gemacht – gerade, wenn es um das Thema Führung geht.“

Außen Auf der linken Seite sind die Leistungen noch wechselhaf­t, rechts hingegen stark. Hinze hat inzwischen die Qual der Wahl, ob er Arnor Gunnarsson oder Yannick Fraatz einsetzt. Letzterer wird immer besser. „Seine Entwicklun­g ist kontinuier­lich stark.“

Kreis Max Darj dürfte der stabilste Spieler des Kaders sein, Tom Kare Nikolaisen hat sich nach kurzer Anpassungs­zeit hervorrage­nd eingefunde­n. Tom Bergner ist hier der dritte Mann. „Er wird seine Rolle noch bekommen. Von Beginn der Vorbereitu­ng bis jetzt hat er vielleicht sogar den größten Entwicklun­gsschritt gemacht.“

Deckungsze­ntrum Auch hier ist Darj über jeden Zweifel erhaben, Csaba Szücs hingegen hat noch nicht seine Leistungsg­renze erreicht. „Man merkt ihm an, dass er nicht komplett fit ist. Mit der Leiste hat er schon länger zu kämpfen. Das beeinfluss­t ihn.“

Tor Zu Saisonbegi­nn spielte Tomas Mrkva überragend, nach einem Kopftreffe­r sprang Christophe­r Rudeck ein und hielt ebenfalls stark. „An dieses Niveau haben die beiden in der Phase mit den Niederlage­n nicht angeknüpft – was immer auch im Paket mit der Abwehr zu betrachten ist. Wie gut auch mal zwei freie Paraden tun, haben wir gegen Coburg gesehen. Das ist unser Anspruch.“

 ?? FOTO: PETER MEUTER ?? Die einstigen Teamkolleg­en bei der SG Solingen, Sebastian Hinze (r.) und Alois Mraz, standen sich in der Klingenhal­le erstmals als Trainer-Kontrahent­en gegenüber. Nach der Partie analysiert­en beide das Spielgesch­ehen.
FOTO: PETER MEUTER Die einstigen Teamkolleg­en bei der SG Solingen, Sebastian Hinze (r.) und Alois Mraz, standen sich in der Klingenhal­le erstmals als Trainer-Kontrahent­en gegenüber. Nach der Partie analysiert­en beide das Spielgesch­ehen.

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