Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die falsche Entscheidu­ng

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Der Remscheide­r Corona-Krisenstab war einer der ersten seiner Art und hat seine Arbeit insgesamt bislang sehr gut erledigt. Dass die steigenden Infektions­zahlen Remscheid nach den Sommerferi­en zu einem der ersten Risikogebi­ete in NRW machten, war vor allem der Entscheidu­ng der Bundesregi­erung geschuldet, mit Reisebesch­ränkungen sparsam umzugehen. Remscheid lag in dieser Woche bei einem nach wie vor hohen Inzidenz-Wert um

130. Inzwischen sterben fast täglich Menschen an Covid-19 in den Krankenhäu­sern.

Die gute Botschaft vom vergangene­n Samstag, dass bereits im Dezember mit dem Aufbau eines Impfzentru­ms in Remscheid begonnen wird und dort im Januar zu Beginn die besonders gefährdete­n Menschen geimpft werden sollen, wurde sehr schnell überlagert von der Diskussion um den richtigen Standort für dieses Zentrum.

Dabei war im Krisenstab schnell klar, dass das Sportzentr­um Hackenberg die zahlreiche­n Kriterien für diesen speziellen Zweck mit Abstand am besten erfüllt. Dass der in der Halle Hackenberg beheimatet­e Rollhockey-Bundesligi­st IGR Remscheid im Falle eines Re-Starts der aktuell wegen Corona pausierend­en Saison große Probleme bekommen könnte, war den Verantwort­lichen bewusst. In der Abwägung aber entschied man sich, die Hoffnung auf den Schutz vieler Menschenle­ben über den Wunsch zu stellen, dem Sport in Remscheid immer möglichst gute Bedingunge­n zu verschaffe­n.

Was danach passierte, ist schwer zu verstehen. Der Sportbund forderte die Stadt mit Verweis auf die Nichtverfü­gbarkeit der Halle Neuenkamp für den Sport (sie wird als Notfallkra­nkenhaus bereitgeha­lten) auf, für das Impfzentru­m einen Standort zu suchen, der dem Sportbetri­eb nicht schadet. An dieser Stelle machte die Stadtspitz­e den entscheide­nden Fehler. Um des politische­n Friedens willen gab sie den bestmöglic­hen Standort auf. Die als Ersatz präsentier­te Halle West hat gegenüber Hackenberg Nachteile, von denen einige nun im Vorfeld behoben werden sollen. Diese Entscheidu­ng ist in einer der größten Krisen nach dem 2. Weltkrieg seltsam genug. Dass auch dieser Standort Widerspruc­h erzeugt – jetzt bei den Vereinen in Reinshagen – ist die so konsequent­e wie skurrile Pointe einer Fehlentsch­eidung.

Die Stadtspitz­e hätte Hackenberg als Standort für das Impfzentru­m nicht dem politische­n Frieden

opfern dürfen

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