Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Lockdown bringt neue Zielgruppe
Mit seinem Abhol- und Lieferangebot hat sich Christian Jablonski im „Grund“in der Corona-Krise zusätzliche Kundschaft erschlossen.
Mit seinem Abhol- und Lieferangebot hat sich Gastronom Christian Jablonski im „Grund“in der Krise zusätzliche Kundschaft erschlossen.
Darf es der Edelfischteller mit Ratatouille und Basilikumgnocchi sein? Oder doch lieber der Zwiebelrostbraten von der Deutschen Färse mit Rahmspitzkohl und hausgemachten Kroketten. Wer sich bei dieser Frage einen Kunden der gehobenen Gastronomie beim Studium der Speisekarte vorstellt, liegt fast richtig. Kleiner Unterschied: Die Speisekarte wird nicht am Tisch gereicht,
„Das Produkt, das in die Box kommt, ist dasselbe, aber es wird eben nicht auf dem Teller angerichtet“
Christian Jablonski Restaurant „Der Grund“
sondern ist im Internet abrufbar. Und Fisch oder Färse können später abgeholt werden oder werden nach Hause geliefert.
„Besser irgendwas machen, als nichts machen“, heißt seit dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr die Maxime von Christian Jablonski im Restaurant „Der Grund“. Wie so viele Köche hat er zwangsläufig umgesattelt – und ist mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. „Wir haben gut zu tun“, sagt Jablonski im Gespräch mit unserer Redaktion. Neben den Stammgästen erreicht das Angebot unter dem Motto „Take & Away“auch andere Zielgruppen. „Wir gewinnen von Tag zu Tag ein neues Publikum dazu, das Bock hat auf leckeres Essen, aber eben nicht darauf, sich für den Besuch im Restaurant noch mal aufzubrezeln.“
Das neue Angebot hat man unter anderem über Werbung in der Zeitung in andere Richtungen beworben. „Die Innenstadt, Lennep und Lüttringhausen sind ein hart umkämpftes Pflaster“, sagt der Gastronom mit Blick auf Remscheider Restaurants, die einen ähnlichen Weg gehen. „In Richtung Wuppertal-Cronenberg sieht die Welt schon ganz anders aus.“Der Kunde, der bestellt, dürfe die gewohnte Qualität erwarten. „Das Produkt, das in die Lieferbox kommt ist dasselbe, aber es wird eben nicht auf dem Teller angerichtet“. 75 Prozent der Kunden sind Abholer, die anderen werden beliefert.
Für die erweiterte Zielgruppe hat Jablonski seine Speisekarte etwas verändert. „Wir machen mehr Crossover, es ist auch mal ein Burger dabei, aber man findet auch die Dinge, die wir sonst auf der Karte haben.“Als die Restaurants nach dem ersten Lockdown vor dem Sommer wieder normal öffneten, sei das Restaurantgeschäft schnell wieder hochgefahren. „Wir hatten gut zu tun in der Zwischenzeit.“Das Take Away-Angebot wurde im kleinen Rahmen beibehalten. Aktuell hat der „Grund“mit seinem Service „deutlich mehr zu tun als im ersten Lockdown“, berichtet Jablonski. Das habe auch mit der Jahreszeit zu tun. „Die Leute stehen nicht mehr im Garten und grillen. Es ist gemütlicher, sich etwa bringen zu lassen.“
Auf diese Einstellung setzt der Gastronom auch bei seinem jüngsten Angebot. Die X-Mas-Food-Box kann nämlich seit einer Woche vorbestellt werden. Der Kunde kann sich ein Vier-Gänge-Menü zusammenstellen. „Das ist eher was für Weihnachten, Silvester oder an den Feiertagen.“Es ist vakuumiert, eine kleine „Betriebsanleitung“liegt bei. „Man muss es eigentlich nur warmmachen.“Selbst die Schupfnudeln sind vorgebraten, ein Stück Butter liegt dabei. „Das schafft jeder“, sagt Jablonski.
Es sei der erste Versuch in diese Richtung. „Aber es gibt schon gute Rückläufer. Wenn das so weitergeht, war es keine schlechte Idee.“Nicht nur, weil es überraschend gut ankommt, kann der Fan des 1. FC Köln dem neuen Geschäftszweig viel abgewinnen. „Das ist natürlich nicht das, was wir unbedingt machen wollen. Aber man darf es auch nicht unterschätzen.“
Für viele sei es gut zu wissen, dass man momentan abseits von der Pizza oder McDonald’s noch etwas anderes zu Essen bestellen könne. „Wenn man auf diesem Weg eine Gans, ein Steak oder ein schönes Schnitzel bekommen kann, warum denn nicht?“