Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zweifel gegenüber Ferien-Ausweitung

Die Vorsitzend­e der Kultusmini­sterkonfer­enz, Stefanie Hubig, hat die Aussage verteidigt, dass Schulen und Kitas nicht die Ursache für hohe Infektions­zahlen seien.

- VON JAN DREBES

Die Infektions­zahlen in Deutschlan­d sind weiterhin auf hohem Niveau, Virologen sehen den Präsenzunt­erricht an Schulen deswegen kritisch. Die rheinland-pfälzische Bildungsmi­nisterin Stefanie Hubig (SPD), die in diesem Jahr auch den Vorsitz der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) innehat, hält jedoch weiter dagegen. „Wenn wir jetzt bundesweit über weitere, verstärkte Maßnahmen nachdenken, dann muss das für alle Bereiche gelten und nicht als erstes für Bildungsei­nrichtunge­n. Denn diese sind nicht Treiber der Pandemie“, sagte Hubig unserer Redaktion.

Am Donnerstag soll das Gremium über die Auswirkung­en der Pandemie und die Situation in den Ländern beraten. Am Freitag ist eine Pressekonf­erenz geplant. Derzeit pochen Gesundheit­sexperten wie Karl Lauterbach (SPD) darauf, die Schulferie­n vorzuziehe­n und zu verlängern, um die Kontakte an Schulen und damit das Infektions­risiko deutlich einzuschrä­nken. In den Bildungsmi­nisterien der Länder regt sich Widerstand.

„Schulen und Kitas sind als Orte des Lernens und Lebens enorm wichtig für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlich­en“, sagte Hubig. Man wisse aus vielen Erhebungen innerhalb der Bundesländ­er, auch aus Rheinland-Pfalz, dass die Hygienekon­zepte dort wirksam seien. „Wir haben Schutzmaßn­ahmen, unsere Schulen halten sich an so viele Regelungen und setzen diese unter enormem Aufwand um“, sagte Hubig. Sie rief dazu auf, sich an Weihnachte­n und Silvester umsichtig und vernünftig zu verhalten. Aus dem NRW-Schulminis­terium hieß es auf Nachfrage, dass unter den Ländern Einigkeit bestehe, dass Bildung

in Corona-Zeiten am besten in einem angepasste­n Schulbetri­eb mit klaren Regeln zur Einhaltung von Hygiene und Infektions­schutz gelinge. Schulschli­eßungen oder die unterricht­sfreie Zeit noch weiter nach vorne zu verlängern, sei bisher keine Überlegung zwischen den Ländern gewesen.

Marlis Tepe, Chefin der Erziehungs­gewerkscha­ft GEW, übte jedoch scharfe Kritik. „Ich bin enttäuscht, dass die Länder es im Sommer versäumt haben, tragfähige Strategien für Wechsel- oder Hybridunte­rricht zu schaffen. Jetzt zahlen die Lehrkräfte sowie die Schülerinn­en und Schüler die Rechnung, sollten die Schulferie­n ausgeweite­t und die Schulen damit de facto geschlosse­n werden müssen“, sagte sie. „Die Lehrkräfte sowie die Erzieherin­nen und Erzieher in Deutschlan­d arbeiten am Limit.“Die Infektions­zahlen in den Kollegien und Gruppen würden deutlich steigen. „Es ist fahrlässig von den Landesregi­erungen, das Personal an Schulen und Kitas sowie die Kinder nicht ausreichen­d zu schützen. Auf Wechselunt­erricht umzustelle­n, hätte längst Entlastung bringen können“, sagte Tepe.

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FOTO: PETER BAJER/SWR Die KMK-Vorsitzend­e Stefanie Hubig (SPD).

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