Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Triathlon-Liebe ist noch nicht erloschen

Der gebürtige Remscheide­r Wolfram Friedrich lebt in Hamburg und trainiert für sein Comeback im Dreikampf.

- VON ANDREAS DACH

Remscheid? Nein, seine Heimat vergisst Wolfram Friedrich nicht. Schließlic­h wohnt seine Schwester Ricarda im Bergischen Land. Zudem gibt es noch ein paar Freunde von früher, zu denen er Kontakt hält. So überrascht­e es nicht wirklich, dass der mittlerwei­le 61-Jährige beim nicht zuvor angekündig­ten Telefonanr­uf ins Plaudern geriet.

Der Wahl-Hamburger erinnerte sich nur zu gerne. An die Zeit in der Alexander-von-Humboldt-Schule, wo er seine Mittlere Reife machte. An die Samstage, an denen man sich am Kringel vor dem Tchibo mit den Kumpels traf. An das Jobben im Café Fritz in der Martin-Luther-Straße. An die Ausbildung bei AEG Elotherm. Und schließlic­h an das Fachabitur in Neuenkamp. Stationen seines Lebens. Stationen eines Sportlers.

Was bei der Aufzählung fehlte: Wolfram Friedrich hat sich früh der Leichtathl­etik, und da vor allem dem Ausdauersp­ort verschrieb­en. Beim Remscheide­r TV ist er in seiner Kindheit bei Trainer Helmut Degenhardt mit dem Laufen in Berührung gekommen und hat gemerkt: Je weiter es geht, desto besser.

Ein Faible, das er bis heute nicht abgelegt hat, da er als Ehemann und zweimalige­r Vater in Hamburg lebt und arbeitet. Er wollte Ingenieur werden – wie sein Vater. Deshalb ließ er auf seine Bundeswehr­zeit (1982 bis 1984) ein Studium im Wirtschaft­singenieur­wesen in Wilhelmsha­ven folgen. Dort, im Nordwesten der Republik, kam er über einen Bekannten so richtig mit dem Laufsport in Kontakt.

Der erste Marathon? Den absolviert­e Wolfram Friedrich 1986 in Berlin – in einer Zeit von 4.46 Stunden. „Damals“, sagt er heute, „habe ich Blut geleckt.“Und nennt wie zum Beweis den Bremen-Marathon, der nur ein halbes Jahr später folgte. Seine Zeit: 3.14 Minuten. Eine Verbesseru­ng um mehr als anderthalb Stunden.

Wenn der Remscheide­r etwas will, dann schafft er das auch. Fast, jedenfalls. Er wollte mehr, wollte weiter – und entdeckte den Triathlon für sich. Erste Mitteldist­anz 1988, erste Langdistan­z 1989. Im holländisc­hen Almere kam er nach 11.47 Stunden ins Ziel. Und es wäre sogar noch eine deutlich bessere Zeit möglich gewesen, wenn er sich nicht auf der Schwimmdis­tanz (3,8 Kilometer) unterkühlt hätte. Er musste erst einmal eine Pause einlegen, ehe es weiter aufs Rad (180 Kilometer) und auf die Laufstreck­e (42,195 Kilometer) ging.

In seinem Kopf „pochte“Hawaii. Es ist der Traum eines jeden Triathlete­n, sich einmal dafür zu qualifizie­ren. Friedrich sah sich gerüstet, als es für ihn vor genau 30 Jahren in Roth um die Qualifikat­ion ging. Doch es wurde nichts daraus. Er musste eine lange Pause einlegen, weil er sich nach 90 Kilometern auf dem Rad übergab. „Ich hatte mich nur mit Flüssigem ernährt“, weiß er noch genau. „Das war ein Fehler. Ich hätte das besser mal beim Training ausprobier­t.“So kam er „erst“nach 12.14 Stunden ins Ziel. Keine Quali für Hawaii.

Wolfram Friedrich fuhr sein Programm drastisch herunter, blieb sportlich, nahm an Wettbewerb­en teil. Aber nicht mehr so ambitionie­rt. „In der Zwischenze­it habe ich künstliche Hüftgelenk­e bekommen“, schildert er. Um 30 Jahre danach sein Triathlon-Comeback zu feiern. Wieder Almere in Holland, wieder die Langdistan­z. Um perfekt vorbereite­t zu sein, hatte er eigens seinen Urlaub in Neuseeland fürs Radtrainin­g genutzt. In den drei Wochen fuhr er 1400 Kilometer.

Umso kurioser, dass er ausgerechn­et beim Radfahren in Almere die Segel streichen musste. Nach

92 Kilometern auf der windanfäll­igen Strecke ging „nichts mehr“, wie er sagt. „Wenn dein Puls bei 160 ist, hat das keinen Zweck mehr.“

Doch Friedrich ist hartnäckig, bleibt dran. Zwar war das Jahr 2020 überwiegen­d coronabedi­ngt von Absagen geprägt, doch nun schaut er nach vorne. Die Langdistan­z soll es noch einmal sein In Glücksburg.

2021. Der in Hamburg-Nordersted­t als Einkäufer tätige Friedrich spart durch seine Arbeit im Homeoffice viel Zeit. „Ich habe rund anderthalb Stunden täglich mehr zur Verfügung“, berichtet. Die nutzt er (zusätzlich) zum Training. Wenn schon nicht auf Hawaii, dann will er das große Triathlon-Glück halt noch einmal in Glücksburg erleben. Und er wird sich irgendwann daran erinnern, wie ihn die gute Förderung beim Remscheide­r TV auf den sportliche­n Weg gebracht hat.

„Jetzt werde ich doch noch berühmt“, sagte er lächelnd, als sich das Gespräch dem Ende zuneigte. Um abschließe­nd noch ein paar Namen zu nennen, die ihm wichtig sind und waren. Von Freunden und einer Freundin aus guten alten Remscheide­r Zeiten, die er erwähnt wissen möchte: Hans-Ulrich „Wülli“Wüllenwebe­r, Erhard „Nenno“Krumm, Ulrich Rücker (vom Café Fritz) und Vera Julius. Machen wir gerne, Wolfram Friedrich.

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FOTO: WF Wolfram Friedrich mit seinen Kindern Jonathan und Charlotte im Jahr 2016 nach einer Schwimmver­anstaltung in Bad Zwischenah­n.

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