Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Triathlon-Liebe ist noch nicht erloschen
Der gebürtige Remscheider Wolfram Friedrich lebt in Hamburg und trainiert für sein Comeback im Dreikampf.
Remscheid? Nein, seine Heimat vergisst Wolfram Friedrich nicht. Schließlich wohnt seine Schwester Ricarda im Bergischen Land. Zudem gibt es noch ein paar Freunde von früher, zu denen er Kontakt hält. So überraschte es nicht wirklich, dass der mittlerweile 61-Jährige beim nicht zuvor angekündigten Telefonanruf ins Plaudern geriet.
Der Wahl-Hamburger erinnerte sich nur zu gerne. An die Zeit in der Alexander-von-Humboldt-Schule, wo er seine Mittlere Reife machte. An die Samstage, an denen man sich am Kringel vor dem Tchibo mit den Kumpels traf. An das Jobben im Café Fritz in der Martin-Luther-Straße. An die Ausbildung bei AEG Elotherm. Und schließlich an das Fachabitur in Neuenkamp. Stationen seines Lebens. Stationen eines Sportlers.
Was bei der Aufzählung fehlte: Wolfram Friedrich hat sich früh der Leichtathletik, und da vor allem dem Ausdauersport verschrieben. Beim Remscheider TV ist er in seiner Kindheit bei Trainer Helmut Degenhardt mit dem Laufen in Berührung gekommen und hat gemerkt: Je weiter es geht, desto besser.
Ein Faible, das er bis heute nicht abgelegt hat, da er als Ehemann und zweimaliger Vater in Hamburg lebt und arbeitet. Er wollte Ingenieur werden – wie sein Vater. Deshalb ließ er auf seine Bundeswehrzeit (1982 bis 1984) ein Studium im Wirtschaftsingenieurwesen in Wilhelmshaven folgen. Dort, im Nordwesten der Republik, kam er über einen Bekannten so richtig mit dem Laufsport in Kontakt.
Der erste Marathon? Den absolvierte Wolfram Friedrich 1986 in Berlin – in einer Zeit von 4.46 Stunden. „Damals“, sagt er heute, „habe ich Blut geleckt.“Und nennt wie zum Beweis den Bremen-Marathon, der nur ein halbes Jahr später folgte. Seine Zeit: 3.14 Minuten. Eine Verbesserung um mehr als anderthalb Stunden.
Wenn der Remscheider etwas will, dann schafft er das auch. Fast, jedenfalls. Er wollte mehr, wollte weiter – und entdeckte den Triathlon für sich. Erste Mitteldistanz 1988, erste Langdistanz 1989. Im holländischen Almere kam er nach 11.47 Stunden ins Ziel. Und es wäre sogar noch eine deutlich bessere Zeit möglich gewesen, wenn er sich nicht auf der Schwimmdistanz (3,8 Kilometer) unterkühlt hätte. Er musste erst einmal eine Pause einlegen, ehe es weiter aufs Rad (180 Kilometer) und auf die Laufstrecke (42,195 Kilometer) ging.
In seinem Kopf „pochte“Hawaii. Es ist der Traum eines jeden Triathleten, sich einmal dafür zu qualifizieren. Friedrich sah sich gerüstet, als es für ihn vor genau 30 Jahren in Roth um die Qualifikation ging. Doch es wurde nichts daraus. Er musste eine lange Pause einlegen, weil er sich nach 90 Kilometern auf dem Rad übergab. „Ich hatte mich nur mit Flüssigem ernährt“, weiß er noch genau. „Das war ein Fehler. Ich hätte das besser mal beim Training ausprobiert.“So kam er „erst“nach 12.14 Stunden ins Ziel. Keine Quali für Hawaii.
Wolfram Friedrich fuhr sein Programm drastisch herunter, blieb sportlich, nahm an Wettbewerben teil. Aber nicht mehr so ambitioniert. „In der Zwischenzeit habe ich künstliche Hüftgelenke bekommen“, schildert er. Um 30 Jahre danach sein Triathlon-Comeback zu feiern. Wieder Almere in Holland, wieder die Langdistanz. Um perfekt vorbereitet zu sein, hatte er eigens seinen Urlaub in Neuseeland fürs Radtraining genutzt. In den drei Wochen fuhr er 1400 Kilometer.
Umso kurioser, dass er ausgerechnet beim Radfahren in Almere die Segel streichen musste. Nach
92 Kilometern auf der windanfälligen Strecke ging „nichts mehr“, wie er sagt. „Wenn dein Puls bei 160 ist, hat das keinen Zweck mehr.“
Doch Friedrich ist hartnäckig, bleibt dran. Zwar war das Jahr 2020 überwiegend coronabedingt von Absagen geprägt, doch nun schaut er nach vorne. Die Langdistanz soll es noch einmal sein In Glücksburg.
2021. Der in Hamburg-Norderstedt als Einkäufer tätige Friedrich spart durch seine Arbeit im Homeoffice viel Zeit. „Ich habe rund anderthalb Stunden täglich mehr zur Verfügung“, berichtet. Die nutzt er (zusätzlich) zum Training. Wenn schon nicht auf Hawaii, dann will er das große Triathlon-Glück halt noch einmal in Glücksburg erleben. Und er wird sich irgendwann daran erinnern, wie ihn die gute Förderung beim Remscheider TV auf den sportlichen Weg gebracht hat.
„Jetzt werde ich doch noch berühmt“, sagte er lächelnd, als sich das Gespräch dem Ende zuneigte. Um abschließend noch ein paar Namen zu nennen, die ihm wichtig sind und waren. Von Freunden und einer Freundin aus guten alten Remscheider Zeiten, die er erwähnt wissen möchte: Hans-Ulrich „Wülli“Wüllenweber, Erhard „Nenno“Krumm, Ulrich Rücker (vom Café Fritz) und Vera Julius. Machen wir gerne, Wolfram Friedrich.