Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Heimat ist, wo der Kirchturm leuchtet.
Verein Lenneper Lichter hat viel Geld investiert, damit defekte Technik an der Evangelischen Stadtkirche ersetzt werden konnte.
Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Hochbetrieb auf den Intensivstationen – vieles ist anders im Advent 2020. Eines aber ist geblieben: der abendliche Glanz der evangelischen Stadtkirche in der Lenneper Altstadt. Noch bis zum 6. Januar erstrahlt ihr Zwiebelturm dank zahlreicher Leuchtkörper und spendet Trost in Zeiten der Pandemie.
Verantwortlich dafür ist der Verein Lenneper Lichter, der Jahr für Jahr Spenden sammelt, um das leichtende Projekt finanzieren zu können. „Es ist eine Dauerbaustelle,“erklärt der Vorsitzende Thomas Schmittkamp, der Ende Oktober mit einigen Mitstreitern zur Tat schritt. Die Ehrenamtler ersetzten defekte Lichtschläuche an den Konturen des Turms, verlegten Leitungen, erneuerten Kabelbinder. Das alles muss buchstäblich jeden Tag Wind und Wetter trotzen. „Glücklicherweise haben wir Fachleute in unserem Team, zum Beispiel Elektriker und Ingenieure“, berichtet Schmittkamp.
Sie nutzten bei der Frischzellenkur für das Lichtermeer eine günstige Gelegenheit: Wegen Sanierungsarbeiten auf dem Turm hatten Handwerker ein großes Gerüst aufgebaut. Und so seien in luftiger Höhe von über 40 Metern Elektroteile ersetzt worden, an denen der Zahn der Zeit genagt hatte. „Sie sind ja einer großen Belastung ausgesetzt. Mittlerweile setzen wir übrigens komplett auf LED-Technik“, fügt Schmittkamp an.
Sie hilft, Geld zu sparen. Auf rund 1000 Euro beziffert der Vorsitzende die Kosten für die Leuchtsaison, die am ersten Advent beginnt. Mit der herkömmlichen Technik sei der Betrag mehr als doppelt so hoch gewesen. Für die Sanierungsaktion vor einigen Wochen habe der Verein mehrere Tausend Euro ausgegeben, sagt Schmittkamp, der beim Beleuchtungsprojekt auf Hilfsbereitschaft angewiesen ist. Die Rückmeldung sei Jahr für Jahr durchweg positiv – und ganz besonders in diesem: „Es ist für viele ein Hoffnungslicht. Der Turm steht für Identität und für Heimat“, erklärt der Vorsitzende.
Mit Lenneper Lichter knüpfte Schmittkamp vor neun Jahren an eine Initiative der Stadt Remscheid an, die 2009 diverse Orte in der Weihnachtszeit ausleuchtete. Danach gingen die Geldmittel und schließlich auch die Lampen aus. Den Blickfang an der evangelischen Stadtkirche bewahrte der
Verein vor dem Untergang, indem er immer wieder Geld sammelte und die Lichter ersetzte. Normalerweise kommt dazu vor der Beleuchtungssaison ein Hubwagen zum Einsatz, diesmal half das Gerüst.
Der Turm leuchtet nicht nur in der Weihnachtszeit. Wer möchte, kann die Kirchenlichter auch für einen großen privaten Augenblick buchen. Thomas Schmittkamp ist zur Stelle, um bei Heiratsanträgen oder Geburtstagsfeiern die Lampen nach einer entsprechenden Terminabsprache anzuschalten. Kostenpunkt: 100 Euro, die in das Beleuchtungsprojekt fließen.
Es ist längst zu einem Publikumsmagneten und einem beliebten Foto-Motiv geworden. Und entpuppte sich als Wahrzeichen der Altstadt, das Thomas Schmittkamp auch als Vorsitzenden des Vereins Lennep Offensiv besonders am Herzen liegt.
In dieser Funktion ist er unter anderem für diverse Veranstaltungen im historischen Stadtkern zuständig. Alle fielen zuletzt der Pandemie zum Opfer – vom Lenneper Adventskalender, bei dem Geschäfte und Einrichtungen zum Treffpunkt werden, bis hin zum Weihnachtstreff. „2021 würde als Großevent unser Altstadtfest anstehen“, blickt Schmittkamp in die Zukunft. „Bevor wir Künstler für das Bühnenprogramm engagieren, müssen wir aber erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt.“
Denn kaum etwas ist in der Adventszeit 2020 gewiss – außer dem Lichtermeer, das die Stadtkirche über den Dächern der Lenneper Altstadt erstrahlen lässt.