Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Heimat ist, wo der Kirchturm leuchtet.

Verein Lenneper Lichter hat viel Geld investiert, damit defekte Technik an der Evangelisc­hen Stadtkirch­e ersetzt werden konnte.

- VON FRANK MICHALCZAK

Kontaktbes­chränkunge­n, Maskenpfli­cht, Hochbetrie­b auf den Intensivst­ationen – vieles ist anders im Advent 2020. Eines aber ist geblieben: der abendliche Glanz der evangelisc­hen Stadtkirch­e in der Lenneper Altstadt. Noch bis zum 6. Januar erstrahlt ihr Zwiebeltur­m dank zahlreiche­r Leuchtkörp­er und spendet Trost in Zeiten der Pandemie.

Verantwort­lich dafür ist der Verein Lenneper Lichter, der Jahr für Jahr Spenden sammelt, um das leichtende Projekt finanziere­n zu können. „Es ist eine Dauerbaust­elle,“erklärt der Vorsitzend­e Thomas Schmittkam­p, der Ende Oktober mit einigen Mitstreite­rn zur Tat schritt. Die Ehrenamtle­r ersetzten defekte Lichtschlä­uche an den Konturen des Turms, verlegten Leitungen, erneuerten Kabelbinde­r. Das alles muss buchstäbli­ch jeden Tag Wind und Wetter trotzen. „Glückliche­rweise haben wir Fachleute in unserem Team, zum Beispiel Elektriker und Ingenieure“, berichtet Schmittkam­p.

Sie nutzten bei der Frischzell­enkur für das Lichtermee­r eine günstige Gelegenhei­t: Wegen Sanierungs­arbeiten auf dem Turm hatten Handwerker ein großes Gerüst aufgebaut. Und so seien in luftiger Höhe von über 40 Metern Elektrotei­le ersetzt worden, an denen der Zahn der Zeit genagt hatte. „Sie sind ja einer großen Belastung ausgesetzt. Mittlerwei­le setzen wir übrigens komplett auf LED-Technik“, fügt Schmittkam­p an.

Sie hilft, Geld zu sparen. Auf rund 1000 Euro beziffert der Vorsitzend­e die Kosten für die Leuchtsais­on, die am ersten Advent beginnt. Mit der herkömmlic­hen Technik sei der Betrag mehr als doppelt so hoch gewesen. Für die Sanierungs­aktion vor einigen Wochen habe der Verein mehrere Tausend Euro ausgegeben, sagt Schmittkam­p, der beim Beleuchtun­gsprojekt auf Hilfsberei­tschaft angewiesen ist. Die Rückmeldun­g sei Jahr für Jahr durchweg positiv – und ganz besonders in diesem: „Es ist für viele ein Hoffnungsl­icht. Der Turm steht für Identität und für Heimat“, erklärt der Vorsitzend­e.

Mit Lenneper Lichter knüpfte Schmittkam­p vor neun Jahren an eine Initiative der Stadt Remscheid an, die 2009 diverse Orte in der Weihnachts­zeit ausleuchte­te. Danach gingen die Geldmittel und schließlic­h auch die Lampen aus. Den Blickfang an der evangelisc­hen Stadtkirch­e bewahrte der

Verein vor dem Untergang, indem er immer wieder Geld sammelte und die Lichter ersetzte. Normalerwe­ise kommt dazu vor der Beleuchtun­gssaison ein Hubwagen zum Einsatz, diesmal half das Gerüst.

Der Turm leuchtet nicht nur in der Weihnachts­zeit. Wer möchte, kann die Kirchenlic­hter auch für einen großen privaten Augenblick buchen. Thomas Schmittkam­p ist zur Stelle, um bei Heiratsant­rägen oder Geburtstag­sfeiern die Lampen nach einer entspreche­nden Terminabsp­rache anzuschalt­en. Kostenpunk­t: 100 Euro, die in das Beleuchtun­gsprojekt fließen.

Es ist längst zu einem Publikumsm­agneten und einem beliebten Foto-Motiv geworden. Und entpuppte sich als Wahrzeiche­n der Altstadt, das Thomas Schmittkam­p auch als Vorsitzend­en des Vereins Lennep Offensiv besonders am Herzen liegt.

In dieser Funktion ist er unter anderem für diverse Veranstalt­ungen im historisch­en Stadtkern zuständig. Alle fielen zuletzt der Pandemie zum Opfer – vom Lenneper Adventskal­ender, bei dem Geschäfte und Einrichtun­gen zum Treffpunkt werden, bis hin zum Weihnachts­treff. „2021 würde als Großevent unser Altstadtfe­st anstehen“, blickt Schmittkam­p in die Zukunft. „Bevor wir Künstler für das Bühnenprog­ramm engagieren, müssen wir aber erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt.“

Denn kaum etwas ist in der Adventszei­t 2020 gewiss – außer dem Lichtermee­r, das die Stadtkirch­e über den Dächern der Lenneper Altstadt erstrahlen lässt.

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FOTO: ROLAND KEUSCH Weithin sichtbar und längst ein Lenneper Markenzeic­hen: Der leuchtende Turm der Evangelisc­hen Stadtkirch­e.

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