Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Weitere Corona-Fälle im Haus Lennep
Infektionszahlen in dem Alten- und Pflegeheim sind gestiegen. Stadt meldet derweil das 47. Todesopfer.
Nach dem Corona-Ausbruch im Haus Lennep haben sich 29 weitere Bewohnerinnen und Bewohner sowie sechs weitere Beschäftigte mit dem Coronavirus angesteckt. Die Zahl der Corona-Positiven in dem Lenneper Alten- und Pflegeheim stieg damit auf 93. Dabei handelt es sich der Stadtverwaltung zufolge um 64 betagte Menschen und 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wie zuvor Amtsarzt Dr. Frank Neveling zeigte sich auch Thomas Neuhaus, Gesundheitsdezernent und Leiter des Corona-Krisenstabes, im Gespräch mit der Redaktion tief besorgt. Zwar zeigen laut Bergischer Diakonie Aprath, die das Haus Lennep betreibt, alle Infizierten einen milden Verlauf, lediglich fünf zeigen leichte Symptome, niemand ist im Krankenhaus. Aber, sagt Krisenstabsleiter Thomas Neuhaus: „Alle befinden sich in den ersten Tagen der Ansteckung. Die Erfahrung zeigt, dass den Menschen die gefährlichste Phase möglicherweise noch bevorsteht.“
Unterdessen meldete das Gesundheitsamt der Stadt am Dienstag das 47. Todesopfer, das es in
Zusammenhang mit der Lungenkrankheit in Remscheid zu beklagen gibt. „Eine 91-jährige Remscheiderin ist mit Covid-19 als Begleiterkrankung verstorben.“Die Krankenhäuser vermeldeten derweil 28 positive Fälle in stationärer Behandlung. Von den Patienten liegen sechs auf der Intensivstation, zwei müssen beatmet werden.
Auch an den Schulen reißen die Neuinfektionen nicht ab. Das Gesundheitsamt schickte 47 weitere Schülerinnen und Schüler in Quarantäne. Betroffen sind Klassen beziehungsweise Kurse des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums, der Albert-Schweitzer- und der Alexander-von-Humboldt-Realschule sowie des Elterninitiative-Kindergartens Hackenberg. Mit ihnen befinden sich aktuell 919 Remscheider als Verdachtsfälle in häuslicher Isolierung.
Der Ausbruch im Haus Lennep ließ die 7-Tage-Inzidenz für Remscheid noch einmal steigen. Anders als Wuppertal und Solingen hat sie die 200er-Marke jedoch nicht überschritten. Die Mitglieder des Krisenstabes – dazu zählen unter anderem das Gesundheitsamt, das Sana-Klinikum und die Feuerwehr – zählen deshalb nicht zu denen, die einer
Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen das Wort reden. „Natürlich ängstigt auch mich diese Zeit“, sagt Krisenstabsleiter Thomas Neuhaus. Knallerverbote zu Silvester, nächtliche Ausgangssperren oder eine Schließung der Geschäfte hält er in Remscheid dennoch für unangemessen.
„Unsere Innenstadt ist nicht die Altstadt von Düsseldorf“, sagt Neuhaus. Ohnehin sei er „darüber erstaunt, was auf Ministerpräsidentenebene alles gefordert wird. Vor einigen Monaten konnte einigen gar nicht stark genug gelockert werden.“Am heutigen Mittwoch kommt der
Krisenstab turnusgemäß wieder zusammen, um die Lage zu beraten.
Im Haus Lennep hat das Gesundheitsamt gestern eine weitere Reihenuntersuchung für den morgigen Donnerstag angeordnet. Darüber hinaus unterzieht die Bergische Diakonie alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Dienstbeginn einem Schnelltest.
Das Besuchsverbot für Angehörige gilt weiterhin. Ebenso die strikte Trennung der Wohnbereiche. Dem Heim werden seitens der Remscheider Behörden keine Vorwürfe gemacht. Die Bergische Diakonie ist Träger auch der Stockder Stiftung in Alt-Remscheid und versucht, die erheblichen Personalausfälle im Haus Lennep insbesondere im Pflegebereich mit eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu kompensieren.
Allerdings, das erklärte Diakonie-Sprecherin Renate Zanjani gegenüber der Redaktion, fehlen diese Kräfte dann natürlich in den anderen Einrichtungen der Bergischen Diakonie und können auch nicht dorthin zurückkehren. Die Heimaufsicht der Stadt Remscheid will im Bedarfsfall auf einen Plan B zurückgreifen, um die Pflege sicherzustellen.