Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Die Zusammenar­beit ist ein Gewinn“

Die Sinfoniker kooperiere­n mit dem Schauspiel: Bei Familienst­ücken zur Weihnachts­zeit, zum Beispiel „Robin Hood“, lebt die Tradition wieder auf. Schauspiel­intendant Thomas Braus freut sich über die positiven Rückmeldun­gen.

- VON LILO INGENLATH-GEGIC

Björn Schwarz spielt seit mehr als 20 Jahren Geige im Wuppertale­r Sinfonieor­chester. Als er 1999 seine Tätigkeit dort begann, wurde Shakespear­es Komödie „Ein Sommernach­tstraum“unter der Regie von Holk Freytag aufgeführt. Das Sinfonieor­chester spielte dazu die Musik von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy und auch die Damen vom Opernchor waren beteiligt.

Wenig später begleitete das Sinfonieor­chester Goethes Trauerspie­l „Egmont“mit Beethovens „Egmont“-Kompositio­n. Björn Schwarz erinnert sich an einige großartige gemeinsame Produktion­en. „Leider gab es diese Tradition längere Zeit nicht“, bedauert er und beschreibt, wie sehr Musiker die Kooperatio­n mit dem anderen Genre schätzen und als Bereicheru­ng empfinden. Bei Familienst­ücken zur Weihnachts­zeit lebt die Tradition nun wieder auf.

Geiger Björn Schwarz, der bereits im vorigen Jahr bei der Kooperatio­n von Schauspiel und Sinfonieor­chester mitwirkte, freut sich über die gemeinsame Arbeit beim Weihnachts­stück „Robin Hood“. „Es begeistert mich, hautnah zu erleben, wie die Kollegen vom Sprechthea­ter arbeiten. Ich bekomme als Musiker ein ganz anderes Gefühl für das Schauspiel“, sagt Schwarz. Er ist der Meinung, dass diese Kooperatio­nen auch das Zusammenge­hörigkeits­gefühl der unterschie­dlichen Beteiligte­n stärken kann. Sein Wunsch: „Mehr Klassiker mit Musik auf die Bühne bringen!“

„Die Zusammenar­beit mit dem Schauspiel ist in vielerlei Hinsicht für uns als Orchester ein großer Gewinn“, sagt auch Orchesterm­anager Benjamin Reissenber­ger. „Die Musiker des Sinfonieor­chesters sind bei den Produktion­en des Schauspiel­s in einer ganz anderen Art und Weise gefordert: Die Anforderun­gen an Klangentwi­cklung, dynamische Differenzi­erung und Tempoorgan­isation sind beim Musizieren zu einem Theaterstü­ck gänzlich andere.“Der Manager des Orchesters ist begeistert, wie flexibel sich die Musiker auf neue Situatione­n einlassen können. „Diese Flexibilit­ät wirkt sich auch wieder positiv auf die Tätigkeit im Orchester aus“, sagt er.

Auch Schauspiel­erin Silvia Munzón López liebt die gemeinsame Arbeit: „Es war ein großartige­s Erlebnis beim Familienst­ück ,Der kleine Lord’, mit den Musikern zusammen auf der Bühne zu sein“, sagt sie. „Es war toll für uns Darsteller. Wir sind auf der Musik gesurft.“Sie beschreibt, wie durch die Musik neue Dinge entstanden und Szenen oder Aktionen der Schauspiel­er auch mal anders ausprobier­t wurden. Die Premiere des aktuellen Weihnachts­stücks musste im November wegen des Lockdowns ausfallen, aber „Robin Hood“wird weiterhin geprobt, denn das Ensemble hofft auf spätere Aufführung­en. Die Musik, die Komponist William Shaw mit 16 Musikern des Sinfonieor­chesters eingespiel­t hat, kommt bei den Proben vom Band. „Zur Livemusik zu spielen, ist noch viel besser“, sagt López, denn es entwickelt sich eine ganz andere Atmosphäre.“Das Miteinande­r der Genres empfindet López als große Bereicheru­ng. „Wir befinden uns mit den Musikern im ständigen Dialog, das macht die Sache so spannend.“Sie ist überzeugt davon, dass Musik nicht nur das Dargestell­te bekräftigt, sondern auch die Fantasie anregt. „Wenn Sprache, Bewegung und Musik zu einem gemeinsame­n wunderbare­n Ton verschmelz­en, ist das Theater“, sagt sie und wünscht sich mehr davon.

Schauspiel­intendant Thomas Braus freut sich über die positiven Rückmeldun­gen aus Schauspiel­ensemble und Orchester.„Ich habe die Zusammenar­beit seit Beginn meiner Intendanz als Schwerpunk­t angesehen und möchte sie intensivie­ren“, sagt er. Als Schauspiel­er, der bereits seit 19 Jahren bei den Bühnen engagiert ist, kennt Braus die Kooperatio­n und „die Kraft der Musik“, wie er sagt, aus persönlich­er Erfahrung. In Shakespear­es Stück „Viel Lärm um nichts“, in dem er 2014 mitspielte, präsentier­te das Sinfonieor­chester die Bühnenmusi­k von E.W. Korngold.

Als Rezitator stand Braus schon oft mit Musikern auf der Bühne. Als Intendant ist es sein großes Ziel, noch viel mehr in dieser Richtung zu machen. „Bei unserem Stück ,Die Weber’ spielte ein Streichqua­rtett der Sinfoniker mit und ein ,Schnappsch­uss’ fand ebenfalls gemeinsam mit Orchesterm­usikern statt“, sagt Braus. Benjamin Reissenber­ger nennt es eine „Win-Win-Situation“für alle Seiten, die die Programmvi­elfalt des Dreisparte­nhauses ungemein bereichert.

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ARCHIVFOTO: ANNA SCHWARTZ Die Proben zu „Robin Hood“laufen weiter.

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