Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Schmidt auszuboote­n war ein Fehler“

Der neue Bezirksbür­germeister von Mitte über seine Wahl, die AfD, Versäumnis­se der SPD und künftige Aufgaben.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE PHILIPP MÜLLER

Herr Schweikhar­t, Sie sind, für viele überrasche­nd und vor allem wohl durch eine zerstritte­ne SPD, ins Amt gekommen. Wie bewerten Sie, dass die Kandidatin Helga Bisier (Grüne) mit zwei Stimmen weniger unterstütz­t wurde, als zu erwarten war?

HANSJÖRG SCHWEIKHAR­T Ich vermute, da zeigt sich, dass es bei der SPD Mitglieder – vor allem in den unteren Chargen – gibt, die eine grüne Bezirksbür­germeister­in ablehnen. Mir war vor der Wahl schon zu Ohren gekommen, dass es knistert. Der große Fehler war sicher auch, dass die SPD meinen Vorgänger Richard Schmidt ausgeboote­t hat. Da hat sich die SPD-Führung verspekuli­ert. Wir in der CDU hatten besprochen, gemeinsam mit der SPD eine Liste aufzustell­en, bei der die SPD den Bezirksbür­germeister stellt. Wir wären in die zweite Reihe getreten. Das hatte die SPD ausdrückli­ch abgelehnt. So kam es zur eigenen Liste.

Wird es schwierige­r werden, zu gemeinsame­n Beschlüsse­n zu kommen?

SCHWEIKHAR­T Das glaube ich nicht. Es geht in der Regel um Sachthemen, die meistens einstimmig verabschie­det werden. Vieles hängt jetzt auch vom Verhalten der SPD ab. Lassen Sie mich aber noch ein Wort zur Wahl verlieren: Die CDU und ich wurden kritisiert, weil wir von der AfD unterstütz­t worden seien. Es war eine geheime Abstimmung und keiner weiß, wer wie abgestimmt hat. Ich selbst habe überhaupt keine Affinität zur AfD. Ich versichere auch: Es gab und gibt keine Gespräche und Verabredun­gen mit dieser Partei. Mein Vater war im christlich­en Widerstand gegen die Nazis, und so bin ich auch erzogen worden. Ich hasse nichts mehr als das, was man heute von solchen Leuten wieder hört. Es wäre mir am liebsten, wenn die AfD wieder von der Bildfläche verschwind­en würde. Früher traten diese Leute mit Springerst­iefeln

auf und waren leicht zu erkennen. Heute wirken sie wie Wölfe im Schafspelz. Aber: Wir leben in einer Demokratie, die AfD kann ihr Stimmrecht ausüben.

Ein Blick in die zukünftige Arbeit in der Bezirksver­tretung: Wo liegen die Herausford­erungen in Bezug auf das Konzept „City 2030“?

SCHWEIKHAR­T Es gibt große Pläne in der Innenstadt, die wir mittragen und mitverantw­orten werden. Die Innenstadt muss in den kommenden fünf Jahren neu organisier­t werden. Ein großes Problem wird dabei die Neuregulie­rung des Verkehrs in der City werden. Das hängt mit den Neubauplän­en der Sparkasse zusammen. Ich halte nichts von verkehrspo­litischen Schnellsch­üssen. Wir brauchen dringend eine neue Orientieru­ng in der Innenstadt für den Verkehr.

Welche Impulse für den Handel erhoffen Sie sich?

SCHWEIKHAR­T Wenn die Sparkasse abgerissen wird, entsteht dort viel Wohnraum mit starkem Zuzug und neuen Chancen für Einzelhänd­ler.

Wird sich das Bild der City ändern?

SCHWEIKHAR­T Die City wird zwischen Neumarkt und Clemens-Galerien bleiben. Für den unteren Bereich der Hauptstraß­e ab der Linksgasse sehe ich aber keinen Handel mehr. Dort sollte in Wohnungen investiert werden und ein Ausbau Richtung Goerdelers­traße erfolgen.

Wie soll das umgesetzt werden?

SCHWEIKHAR­T Dazu sollten sich Eigentümer­gesellscha­ften bilden. Es geht darum, die Häuser an moderne Wohnanford­erungen anzupassen. Die Chancen sind da, weil es nur mehr Zuzug in die City geben wird, wenn das Wohnangebo­t passt.

 ?? FOTO: MICHAEL SCHÜTZ ?? Der 80-jährige Hansjörg Schweikhar­t ist der neue Bezirksbür­germeister in Mitte. Er sieht im Konzept „City 2030“große Chancen für neuen Wohnraum, der den Handel befruchten kann. Einer Zusammenar­beit mit der AfD erteilt der CDU-Politiker eine klare Absage.
FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Der 80-jährige Hansjörg Schweikhar­t ist der neue Bezirksbür­germeister in Mitte. Er sieht im Konzept „City 2030“große Chancen für neuen Wohnraum, der den Handel befruchten kann. Einer Zusammenar­beit mit der AfD erteilt der CDU-Politiker eine klare Absage.

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