Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das „Who-is-who?“der HSV-Handballer
Beim HSV haben in den den zurückliegenden Jahren schon zahlreiche namhafte Handballer ihr Glück gesucht – und bisweilen auch gefunden. Ein Überblick von A wie Anpilogov bis T wie Tichonowitsch.
Beim HSV haben schon zahlreiche namhafte Handballer ihr Glück gesucht. Ein Überblick von A wie Anpilogov bis T wie Tichonowitsch.
Gary Hines trägt seit Sommer 2020 das Trikot des HSV Solingen-Gräfrath – in der Bezirksliga. Der US-Nationalspieler ist im Vergleich zu anderen prominenten HSV-Stars aber ein relativ kleines Licht. Ein Überblick gefällig?
Svetlana Minevskaja (52) Die Halblinke und Spielmacherin war Weltmeisterin 1986 und 1990 mit Russland, kam 1993 mit 26 Jahren als weißrussische Nationalspielerin aus Minsk zum damaligen Oberligisten HSV Gräfrath. Unter anderem, weil ihr Ehemann Andrej, Olympiasieger 1992 mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), beim TV Lenzinghausen in der Westfalen-Oberliga angeheuert hatte. „Svet“feierte ihr Debüt am 24. Oktober 1993 beim 21:14 in Duisburg-Bruckhausen mit sieben Treffern, zum letzten Mal lief sie am 14. Dezember 1997 in Stemmer auf: Nach insgesamt 63 Partien und 514 Treffern wechselte sie zum ambitionierten Zweitligisten DJK/MJC Trier.
Kerstin Reckenthäler (38) Die aktuelle Trainerin des HSV, erinnert sich gut an erfolgreiche gemeinsame Jahre: „Ich bin mit 16 Jahren nach Trier gekommen. Sie hat mich an die Hand genommen und uns jungen Spielerinnen viel mit auf den Weg gegeben.“Mit Torjägerin Minevskaja und dem aufstrebenden Talent Reckenthäler stieg Trier im Jahr
2000 in die Bundesliga auf und wurde 2003 Deutscher Meister. Reckenthäler musste nach 18 Länderspielen wegen hartnäckiger Knieprobleme
2005 ihre Karriere beenden.
Andrej Minevski (51) Der Mann von Svetlana war beim Ohligser TV der Garant für den Oberliga-Aufstieg 1996. Die gemeinsame Tochter Shenia Minevskaja, am 31. Oktober 1992 in Minsk geboren, spielt professionell äußerst erfolgreich Handball. Nach einigen Stationen in der Bundesliga und im französischen Brest läuft die deutsche Nationalspielerin inzwischen in Rumänien für den Champions League-Teilnehmer Ramnicu Valcea auf.
Raissa Tichonowitsch (49) Die Rechtshänderin auf Rechtsaußen sprang am 27. November 1994 zum ersten Mal ein. Der HSV war in großer Not, weil Minevskaja wegen einer Knie-Operation einige Monate passen musste und ihr Team in Abstiegsgefahr geriet. Die weißrussische Nationalspielerin lief kurz zuvor zweimal für Universität Gomel
(Weißrussland) im Europapokal gegen Borussia Dortmund auf. Das Hinspiel hatte der HSV ausgerichtet. Dank ihrer Treffsicherheit blieb Gräfrath in der Regionalliga.
Corinna Kunze (57) Der Transfer im Sommer 1996 war spektakulär, hatte die Ex-Nationalspielerin (62 Einsätze)
doch bei zahlreichen Vereinen (Engelskirchen, Minden, Leverkusen, Dortmund) in der Bundesliga gespielt. Wegen einer vom HSV verschuldeten Panne war sie zum Saisonstart nicht spielberechtigt. Später kam der auf dem Papier überragend besetzte Rückraum mit ihr, Minevskaja und Annette Freudenberg
nicht auf Touren. Trainer Bernd Vatter warf das Handtuch, sein Nachfolger Ralf Schade wurde entlassen, ehe Jörg Hermes übernahm. Kunze blieb nur eine Saison.
Silke Gnad (54) Gräfrath stieg 2004 aus der Regionalliga in die Oberliga ab. Spielertrainerin wurde die Bundesliga
erprobte Annekatrin Brzoskowski. Die Solingerin brachte Silke Gnad von der HG Remscheid mit. Von da an ging es bergauf. Die Linksaußen hatte bereits 1986 für die DDR debütiert, nach der Wende unter anderem bei Walle Bremen Erfolge gefeiert. In Ost und West wurde sie siebenmal nationale Titelträgerin. Im
Nationaldress holte sie Platz vier bei den Olympischen Spielen sowie den Vize-Titel bei der EM 1994. Acht Jahre war sie insgesamt spielende Co-Trainerin. Vor allem dank ihrer Klasse gelang 2005 der sofortige Wiederaufstieg, 2009 sogar die Westdeutsche Meisterschaft. Die damalige Clubführung verzichtete aus finanziellen Gründen auf den Zweitliga-Aufstieg.
Kamila Caluzynska (39) Die Verpflichtung der polnischen Nationalspielerin manifestierte das Bestreben des damaligen HSV-Sponsors und Geschäftsführers der Spielbetriebs-GmbH Michael Kölker, ab 2012 den Sprung in die Zweite Bundesliga zu wagen. Der Verein orientierte sich aber 2015 neu, kündigte den Vertrag mit Kölker zum Ende der Spielzeit 2015/16. Es folgten jede Menge Turbulenzen und ein gewaltiger Umbruch – Torjägerin Caluzynska und viele andere gingen.
Vitali Sidorenko (52) Der 2,01 Meter große Linkshänder aus Minsk war 1992 der erste internationale Transfercoup des HSV, der bis dahin nahezu ausschließlich Top-Spieler aus Solingen und Umgebung angezogen hatte. Bei SKA Minsk war er Ergänzungsspieler, eingefädelt hatte den Deal HSV-Vorstandsmitglied Dr. Gerd Butzeck.
Alexander Anpilogov (66) Der über zwei Meter große Rückraum-Shooter aus Tiflis (Georgien) holte 1976 mit der UdSSR Olympia-Gold und 1982 den WM-Titel – und coachte in der Saison 2000/2001 die Gräfrather Männer. Nach 15 Jahren in der Verbandsliga stieg der HSV sang- und klanglos ab. „Sascha“Anpilogow mischte sogar selbst mit, zum Beispiel beim 24:25 gegen den Hastener TV. Anpilogovs Landsmann Beka Ordjonikize, 50-mal international für Georgien am Ball, war ebenfalls im Einsatz – auch er schaffte es nicht mehr, den HSV-Abstieg nach 15 Jahren in der fünfthöchsten Klasse zu verhindern.
Alexander Gladun (47) Der Deutsch-Ukrainer kam Ende März
2012 als „Heilsbringer aus dem Kloster Ettal“zum HSV, der vehement um den Bezirksliga-Klassenerhalt kämpfte. „Sascha“Gladun, zwischen November 1997 und Juni
1998 für den damaligen Süd-Zweitligisten SG Solingen aktiv, kam aus Freundschaft zu HSV-Vorstandsmitglied Stefan Bögel. Selbst die Transfers der Emsdettener Top-Talente Christopher Kreft und Mathias Boese reichten nicht.