Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Laschet für Lockdown am Jahresende

Der Ministerpr­äsident kann sich jetzt auch Geschäftss­chließunge­n vorstellen, allerdings nur länderüber­greifend. Die Opposition in NRW wirft der Regierung mangelnde Abstimmung vor.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hat sich für harte Einschränk­ungen zum Jahresende ausgesproc­hen. „Wir brauchen nach Weihnachte­n einen Jahreswech­sel-Lockdown“, sagte Laschet am Mittwoch diversen Rundfunkse­ndern. Die Ansteckung­szahlen seien weiterhin zu hoch: „Von Weihnachte­n bis zum Ende der Ferien im neuen Jahr kann das Land am ehesten komplett herunterge­fahren und so die Ausbreitun­g der Pandemie effektiv gestoppt werden“, fügte Laschet hinzu. Die Schulen seien ohnehin geschlosse­n und die Schäden auch für Wirtschaft und Arbeitsplä­tze so gering wie zu keiner anderen Zeit des Jahres.

Die Länder sollten sich darauf vorbereite­n, nach den Weihnachts­tagen bis zum 10. Januar zum Beispiel Geschäfte zu schließen. Er pochte dabei allerdings auf gemeinsame Entscheidu­ngen der 16 Bundesländ­er. Jede einzelne Entscheidu­ng könne zu Einkaufsto­urismus führen.

Laschet berief sich auf die Empfehlung­en der Wissenscha­ftsakademi­e Leopoldina. Die Wissenscha­ftler, darunter Ökonomen, hatten schon Anfang der Woche einen harten Lockdown gefordert. Dafür solle zunächst die Schulpflic­ht ab 14. Dezember aufgehoben werden. In der zweiten Stufe ab Weihnachte­n soll bis mindestens 10. Januar 2021 in Deutschlan­d das öffentlich­e Leben weitgehend ruhen. Dazu zählt die Leopoldina, dass alle Geschäfte bis auf jene des täglichen Bedarfs schließen. Auch die Weihnachts­ferien der Schulen sollten bis zum 10. Januar verlängert werden.

Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) ließ hingegen offen, wie es mit den Schulen in Nordrhein-Westfalen weitergeht. Es sei abzuwarten, worauf sich die Ministerpr­äsidenten einigten. Es müsse schnell geklärt werden, ob der 7. und 8. Januar nach den Weihnachts­ferien nun normale Unterricht­stage seien oder nicht. In NRW sollen die Ferien dieses Jahr coronabedi­ngt zwei Tage früher starten. Letzter Schultag ist bisher der 18. Dezember.

Die Opposition sieht in der Lockdown-Frage unabgestim­mtes Verhalten der CDU/FDP-Regierungs­koalition: „In der schwarz-gelben Landesregi­erung ist kein klarer und abgestimmt­er Kurs mehr erkennbar. Während die FDP noch am Dienstag vor Schnellsch­üssen warnte, schießt der Ministerpr­äsident wenige Stunden später seine Forderung nach einem harten Lockdown aus der Hüfte“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty. In einer Zeit, in der es jetzt auf klare Konzepte, entschiede­nes und besonnenes Handeln ankomme, seien solche Scharmütze­l innerhalb einer Regierung alles andere als zielführen­d. Die Grünen kritisiert­en, Laschet laufe der Situation hinterher. „Die sprunghaft steigenden Todeszahle­n in Verbindung mit Corona müssen uns alarmieren“, sagte Co-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer. Noch in dieser Woche müsse es zu einer Konferenz der Ministerpr­äsidenten kommen. Am Mittwoch meldete das Robert-Koch-Institut 590 Todesfälle binnen 24 Stunden – ein neuer Höchststan­d.

Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) plädierte im Bundestag am Mittwoch für drastische Kontaktbes­chränkunge­n schon in den zwei Wochen bis zum 24. Dezember. Schließung­en des Einzelhand­els würden „unstrittig­er“, sagte Merkel. Auch Berlin und Bayern hatten erklärt, solch einen Schritt mitzugehen.

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