Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Maximale Disziplin ist das Gebot

- VON HOLGER MÖHLE BERICHT MERKELS MAHNUNG, POLITIK

Eine Ausnahmesi­tuation. Ein Ausnahmeja­hr. Ein Ausnahmeha­ushalt. Eine Ausnahmela­ge – selbst für Angela Merkel im mittlerwei­le 16. Jahr ihrer Kanzlersch­aft. Nichts ist normal in diesen Corona-Zeiten. Entspreche­nd ist auch dieser Bundeshaus­halt nicht normal. Die Schuldenbr­emse bleibt ausgesetzt, weil der Staat auch im kommenden Jahr so viel Geld wie nie braucht, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, Betriebe vor der Zahlungsun­fähigkeit zu retten und Arbeitnehm­ern den Weg in die Arbeitslos­igkeit zu ersparen. Die Pandemie verlangt eine nationale Kraftanstr­engung, auch wenn die immensen Schulden, die jetzt angehäuft werden, von kommenden Generation­en zurückgeza­hlt werden müssen. Der Bundeshaus­halt 2021 ist ein Etat in einer Notlage.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat emotional wie selten noch einmal an die Vernunft im Land appelliert. Es ist auch ein Aufruf zu Zusammenha­lt und Solidaritä­t. Die Bürgerinne­n und Bürger sollen verstehen, dass es trotz Weihnachte­n und Silvester zwingend notwendig ist, die eigenen Kontakte zu reduzieren. Es wird noch Monate dauern, bis ein nennenswer­ter Teil der Bevölkerun­g einen Impfschutz gegen Corona haben wird. Bis dahin muss maximale Disziplin das Gebot bleiben. Auch an Weihnachte­n, auch an Silvester. Das neue Jahr kann, wenn es kein weiteres Ausnahmeja­hr werden soll, auch ohne Böller begrüßt werden. Wenn alles gut läuft, erleben wir hoffentlic­h im zweiten Halbjahr 2021 so etwas wie neue Normalität, vielleicht dauert es auch länger.

Die Politik der schwarzen Null ist deswegen noch lange nicht Geschichte. Der Bundeshaus­halt 2021 ist in mehrerlei Hinsicht historisch. Es ist auch der letzte Etat von Angela Merkel als Bundeskanz­lerin. Und sie will eines bestimmt nicht: abtreten in einem Land im permanente­n Lockdown.

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