Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Frankreich erlässt Gesetz gegen Islamismus

Aufrufe zu Hass sollen härter bestraft werden. Die Finanzieru­ng der Moscheen wird strenger kontrollie­rt.

- VON KNUT KROHN

Das Wort Islamismus wurde aus dem Titel gestrichen. Nun heißt der vom französisc­hen Kabinett vorgestell­te Entwurf: „Gesetz zur Stärkung republikan­ischer Prinzipien“. Deutlich aber wird, dass mit dem neuen Gesetz den Islamisten im Land der Kampf angesagt werden soll. Nach den jüngsten Anschlägen von Nizza und Paris war die Diskussion um den Einfluss radikaler Kräfte wieder lauter geworden und der Handlungsd­ruck auf Präsident Emmanuel Macron gestiegen. Unter anderem sollen nach dem Mord an dem Geschichts­lehrer Samuel Paty Aufrufe zu Hass und Gewalt im Internet künftig im Schnellver­fahren von Strafgeric­hten geahndet werden können.

Samuel Paty hatte Mitte Oktober einige Mohammed-Karikature­n im Unterricht gezeigt und war deshalb vor seinem Tod online massiv bedroht worden, auch sein Name und der Name seiner Schule wurden veröffentl­icht. Justizmini­ster Eric Dupond-Moretti betonte, dass die Botschaft des neuen Gesetzes sehr deutlich sei: „Hände weg von meinem Lehrer, Hände weg von den Werten der Republik.“

Aber auch muslimisch­e Organisati­onen und vor allem die Moscheen rücken durch das geplante Gesetz verstärkt ins Visier. Wenn ein Verein „gegen die Prinzipen und Werte der Republik“verstoße, müsse er Subvention­en zurückzahl­en oder könne in Zukunft schneller aufgelöst werden. Mit einer sogenannte­n Anti-Putsch-Vorschrift will die Regierung zudem verhindern, dass Extremiste­n die Kontrolle über Moscheen in Frankreich erlangen. Zudem soll die Finanzieru­ng von Moscheen aus dem Ausland, etwa durch die Türkei und Saudi-Arabien, stärker kontrollie­rt werden.

Einen kleinen Rückzieher macht Macron allerdings bei der Schulpflic­ht für Kinder. In einer ersten Version sollte verboten werden, Kinder ab drei Jahren von den öffentlich­en Schulen abzumelden und zu Hause zu unterricht­en. In manchen muslimisch­en Vierteln in großen französisc­hen Städten ist das gängige Praxis. Damit sollte verhindert werden, dass schon Kinder von radikalen Predigern beeinfluss­t werden. Nun darf der Nachwuchs weiter zu Hause unterricht­et werden, die Eltern müssen ihn aber offiziell bei der Schulbehör­de abmelden, was vorher nicht der Fall war.

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