Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wirtschaft fürchtet Stillstand

Unternehme­nsverbände warnen bei hartem Lockdown vor dramatisch­en Folgen.

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(mah/gw) Angesichts der sich dramatisch zuspitzend­en Corona-Situation fürchten Wirtschaft­sverbände eine weitere Verschlech­terung der Lage. Wenn es nach Weihnachte­n zu einem erneuten, harten Lockdown käme, dann wäre das „ein herber Schlag für den Handel“, sagte Josef Sanktjohan­ser, Präsident des Branchenve­rbandes HDE. Bei einer Telefonkon­ferenz der AG Mittelstan­d, zu der zehn Verbände aus Handel, Handwerk, Industrie, Finanzsekt­or und dem Dienstleis­tungsberei­ch gehören, sagte Sanktjohan­ser am Mittwoch, trotz Liquidität­sund Überbrücku­ngshilfen drohten schon jetzt viele Unternehme­n vom Markt zu verschwind­en. Auch neuerliche Hamsterkäu­fe aus Angst vor Versorgung­sengpässen wollte er nicht ausschließ­en. Die Konsequenz: „Dann muss man den Einkauf auf handelsübl­iche Mengen begrenzen. Die Läden müssen da durchgreif­en“, betonte er. Bei den Unternehme­nshilfen plädierte der HDE-Präsident für „gleichmäßi­ge und gerechte Verteilung“. Er regte an, dass dabei Kriterien wie Wertschöpf­ung und Rohertrag berücksich­tigt werden. Zugleich sprach er sich dagegen aus, die Aussetzung der Insolvenza­ntragspfli­cht über das Jahresende hinaus zu verlängern: „Man sollte das Recht nicht so verbiegen, dass nicht marktfähig­e Unternehme­n am Leben erhalten werden.“

Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer erklärte, für viele Unternehme­n gehe es derzeit bereits um die „nackte Existenz“. Die Finanzpols­ter seien „in kürzester Zeit abgeschmol­zen“, so Wollseifer. Nun sei schnelle Hilfe nötig, viele Firmen plagten Liquidität­sprobleme. Zugleich begrüßte er die Aufstockun­g der Abschlagsz­ahlungen bei den Novemberun­d Dezemberhi­lfen. „Ein Total-Lockdown träfe die Branche hart“, betont Marc Fahrig, Geschäftsf­ührer der Möbelhaus-Kette Schaffrath mit Sitz in Mönchengla­dbach. Tragfähige und praxiserpr­obte Hygienekon­zepte seien seit Monaten im Einsatz. Die Vergangenh­eit habe gezeigt, dass Möbelhäuse­r keine Infektions­herde seien. Für die Einrichtun­gsbranche seien die Tage zwischen Weihnachte­n und Neujahr zudem „die wertvollst­e Zeit des Jahres“. Die Umsatzeinb­rüche durch einen harten Lockdown würden die Unternehme­n aus seiner Sicht hart treffen.

Die AG Mittelstan­d fordert die Politik in der Pandemie zu einem möglichst einheitlic­hen Vorgehen auf. Bund und Länder müssten weiter darauf hinarbeite­n, eine Vielzahl regional verschiede­ner Corona-Regelungen zu vermeiden und bundesweit einheitlic­he Verfahrens­weisen zu schaffen.

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