Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Gladbacher trotz 0:2 im Achtelfinale
Das Team von Trainer Marco Rose verliert bei Real Madrid. Durch das 0:0 von Inter Mailand und Schachtjor Donezk wird Borussia dennoch Zweiter der Gruppe B und zieht erstmals in die K.o.-Runde ein.
Borussia Mönchengladbach hat am 14. Dezember einen wichtigen Termin. Aber so schlau waren sie bereits nach dem vierten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase gewesen, als die Fohlen frühzeitig das internationale Überwintern klarmachten. Am Montag wird in Nyon ausgelost, um 12 Uhr zunächst das Achtelfinale der Königsklasse, um 13 Uhr die Zwischenrunde der Europa League.
Die genaue Uhrzeit fehlte den Borussen noch, trotz einer 0:2-Pleite bei Real Madrid können sie sensationell 12 Uhr in Kalender eintragen. Denn im Parallelspiel teilten Inter Mailand und Schachtjor Donezk beim 0:0 die Punkte, womit Borussia aufgrund des besseren direkten Vergleiches mit Donezk auf Platz zwei ins Ziel einlief. Der letzte Schritt in die Runde der besten 16 Teams Europas war pures Zittern. Aufgrund der Leistungen in den ersten Spielen muss man jedoch sagen: Sie hatten es sich verdient.Gladbachs Trainer Marco Rose konnte hinten wieder auf Nico Elvedi bauen, vorne war nominell maximale Wucht angesagt: Marcus Thuram, Breel Embolo und Alassane Plea begannen in einer Dreierreihe vor Lars Stindl. Als sie nach nervösen Anfangsminuten erstmals den Weg nach vorne suchten, nutzte Real gleich den ersten Fehler: Stindl verlor beim Umschalten den Ball, trotzdem war Borussia hinten ordentlich abgesichert. Aber Oscar Wendt attackierte Lucas Vazquez im Halbfeld überhaupt nicht, im Zentrum hielten Matthias Ginter und Stefan Lainer gebührenden Abstand zu Karim Benzema. Gegen dessen Klasse-Kopfball hatte Yann Sommer keine Chance.
Was man den Gladbachern lassen musste: Sie wirkten vom Rückstand nach neun Minuten nicht schockiert. Unmittelbar danach gab Thuram den ersten Torschuss ab. Solange es zwischen Inter und Donezk unentschieden stand, war Borussia auch in dieser Konstellation weiter. Noch hatte es ohnehin keinen Sinn, mit einem Auge nach Mailand zu linsen. Sich auf sich selbst zu konzentrieren, das ging gut auf: Borussia verteidigte fleißig – und schaltete in der 25. Minute beinahe gewinnbringend um. Florian Neuhaus hatte das perfekte Timing beim Steilpass auf Plea. Doch dem misslang der letzte Kontakt vor dem Abschluss, mit links chippte er den Ball rechts vorbei.Statt 1:1 stand es nach gut einer halben Stunde 0:2 aus Borussia-Sicht: Wieder bestrafte Real eiskalt einen Ballverlust. Diesmal war Elvedi doppelt involviert, der erst den Fehlpass spielte und dann Rodrygo flanken ließ. Benzema hatte erneut leichtes Spiel per Kopf, weil Ginter nicht bei ihm war. Ab jetzt benötigte Gladbach ein legendäres Comeback, um es aus eigener Kraft zu schaffen. Dass Luka Modric vor der Pause noch den Pfosten traf, deutete noch weniger darauf hin.Rose wechselte zur zweiten Hälfte doppelt: Valentino Lazaro kam für Wendt und übernahm dessen Position hinten links. Denis Zakaria ersetzte Embolo, womit Borussia fortan mit Kramer als Sechser, mit Zakaria und Neuhaus als Achtern sowie mit Stindl als Zehner-Neuner-Hybrid unterwegs war. Die gute Nachricht nach einer Stunde: Gladbach wurde stabiler und in Mailand war noch immer kein Tor gefallen.
Wann würden die Fohlen ins Risiko gehen? Im Falle einer Niederlage wäre deren Höhe egal. Am gefährlichsten blieb Plea, dem bei einem Drehschuss nur Zentimeter fehlten. Doch insgesamt fehlte es Borussia an Idee, Dynamik und Genauigkeit. Sommer parierte stark gegen Sergio Ramos, Benzema traf im Nachschuss die Latte, Vazquez später den Pfosten. So blieb nur der bange Blick nach Mailand, wo beide Mannschaften dringend ein Tor benötigten.Drei Neue brachte Rose kurz vor Schluss, doch das war nebensächlich. Die Entscheidung fiel in Mailand - indem dort nichts mehr passierte. Das 0:0 sorgte für großen Gladbacher Jubel in Madrid.