Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Rassismus-Eklat in Paris
Die Skandal-Nacht in der Champions League schlug hohe Wellen.
(dpa) „Zeichen in Europa“, „historische Entscheidung“– und ganz viel Solidarität: Selten in der Geschichte des Profifußballs hat ein Spielabbruch solche Reaktionen hervorgerufen. Mit ihrem gemeinsamen Abgang nach einem Rassismus-Vorfall durch den Schiedsrichter-Assistenten sendeten die Champions-League-Teilnehmer Basaksehir aus Istanbul und Paris St. Germain ein Zeichen der Stärke und der Entschlossenheit.
„Diskriminierung hat keinen Platz. Nicht im Fußball, nicht auf der Welt“, schrieb PSG-Profi Thilo Kehrer, Brasiliens Superstar Neymar veröffentlichte ein „Black Lives Matter“(Schwarze Leben zählen), und von Kylian Mbappé hieß es: „Say no to Racism. M. Webo we are with you“( Wir sind bei dir). Weil die Gäste aus der Türkei sich am Dienstagabend nach den Äußerungen des Vierten Offiziellen weigerten, weiterzuspielen, entschied die Uefa kurz vor Mitternacht, die Partie nicht wieder anzupfeifen und am Mittwochabend mit einem neuen Schiedsrichter-Team beim Stand von 0:0 nach 15 Minuten fortzusetzen.
Der Entscheidung der Teams, vor allem forciert vom ehemaligen Hoffenheimer Bundesliga-Profi Demba Ba, der mittlerweile für den türkischen Meister spielt, zollten Politik,
Verbände und internationale Top-Stars Respekt. „Heute Abend haben Sportler, Athleten eine historische Entscheidung getroffen“, schrieb Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu bei Twitter.
Darüber, was passiert war, gab es keinerlei Zweifel. Der Assistenztrainer der Gäste, der frühere kamerunische Nationalspieler Pierre Webo, hatte in der ersten Halbzeit die Rote Karte gesehen. Dabei kam es zu einer rassistischen Beleidigung durch den Vierten Offiziellen. Sebastian Coltescu wurde vorgeworfen, eine rassistische Formulierung benutzt zu haben, die im Deutschen inzwischen mit dem Begriff „N-Wort“umschrieben wird. Dieser Ausdruck war im leeren Stadion während der TV-Übertragung deutlich zu hören. Das Schiedsrichter-Team aus Rumänien
versuchte, sich damit zu verteidigen, dass der Vierte Offizielle das rumänische Wort für Schwarzer (negru) benutzt habe und nicht das „N-Wort“.
Webo, Ba wiesen anschließend lautstark darauf hin, dass die Schiedsrichter bei einem weißen Spieler auch nicht „der Weiße“gesagt hätten, um diesen zu identifizieren. Basaksehir twitterte sofort nach dem Vorfall das Logo der Uefa-Kampagne „No to Racism - Respect“. Auch die ansonsten heftig rivalisierenden Istanbuler Vereine wie Galatasaray oder Fenerbahce äußerten in den sozialen Netzwerken Respekt und Solidarität.
Schiedsrichter Ovidiu Hategan, der versuchte, die Spieler zum Weitermachen zu bewegen, hatte schon mal mit Rassismus in einem Champions-League-Spiel zu tun. Vor sieben Jahren leitete er die Partie von Manchester City bei ZSKA Moskau, in der ihn Yaya Touré auf beleidigende Rufe aus dem Publikum aufmerksam gemacht hatte. Hategan hatte die Vorfälle in seinen Spielbericht aufgenommen, aber ansonsten keine weiteren Maßnahmen eingeleitet. Die Fortsetzung des Spiels am Mittwochabend unter Leitung des niederländischen Unparteiischen Danny Makkelie endete mit einem 5:1-Sieg für Paris.