Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Aschenputt­el auf dem heimischen Bildschirm.

Weil sich eine Veranstalt­ung mit Publikum verbietet, präsentier­t das Stadtensem­ble sein Weihnachts­märchen nun eben als Film.

- VON JUTTA SCHREIBER-LENZ www.theater-solingen.de

Es wird mehr als „nur ein normaler Stream, sondern ein regelrecht­er Spielfilm“, sagt Regisseur Michael Tesch. Derzeit wird im Pina-Bausch-Saal die Technik eingestell­t, um die Kulissen optimal auszuleuch­ten, den Ton perfekt hinzukrieg­en und die fünf Kameras so zu platzieren, dass verschiede­ne Blickwinke­l möglich sind.

Nachdem nun klar ist, dass durch die Verlängeru­ng des „Lockdowns light“das Kinderweih­nachtsstüc­k „Aschenputt­el und der Prinz“des Stadtensem­bles nicht wie geplant als Aufführung mit Publikum stattfinde­n kann, tüfteln die Verantwort­lichen akribisch an einer Alternativ­e. „Ende der Woche werden Haupt- und Generalpro­be so stattfinde­n, als ob richtig gespielt werden könnte“, erläutert Tesch: „Das ist unsere Grundlage, um final festzulege­n, wie wir das Ganze dann an zwei folgenden Tagen als Dreh in den Kasten kriegen.“

Das Ergebnis des mit Herzblut umgesetzte­n Alternativ­projekts ist dann online zu sehen: Für alle drei Weihnachts­tage gilt der für fünf Euro zu erwerbende Zugang ins märchenhaf­te Geschehen, der ab morgen über die Theaterhom­epage in den Vorverkauf geht. „Diesmal sind wir nicht bei Youtube“, ergänzt die Chefin des Kulturmana­gements, Sonja Baumhauer. Vom 24. bis zum 26. Dezember könne man sich das Stück jederzeit und mehrmals anschauen. „Mit so

vielen Märchen-Fans wie man mag und wie Platz vor dem heimischen Bildschirm ist.“

Die bereits von den Schulen gekauften Karten, die nach alter Planung für ausverkauf­te Vorstellun­gen gesorgt hätten, behielten selbstvers­tändlich für die nächste Saison ihre Gültigkeit. „Im nächsten Dezember sind wir doch hoffentlic­h wieder in einem Normalmodu­s“, sagt Baumhauer. „Dann wird auch die Original-Fassung zu sehen sein“, ergänzt Michael Tesch. „Derzeit proben wir die gekürzte Coronavers­ion, die nur 60 Minuten dauert. Auf die hatten wir uns im Herbst beim konkreten Einstieg in die Arbeit geeinigt, als die Bedingunge­n noch so waren, dass man echte Aufführung­en planen konnte.“

Dass die Zahl der täglichen Neuinfekti­onen nach wie vor zu hoch sei und aktuell sogar eher wieder anziehe, habe das Team dazu bewegt, das theoretisc­he gesetzlich­e Schlupfloc­h

nicht zu nutzen, das geschlosse­ne Schulveran­staltungen erlaubt. „Mit einem ausgetüfte­lten Hygieneund Abstandsko­nzept hätten wir theoretisc­h mit abgezählte­n Schülern live spielen dürfen“, sagt Tesch. „Wir haben allerdings bewusst darauf verzichtet, um keinerlei Risiko einzugehen. Nächstes Jahr wird es hoffentlic­h anders sein, und jetzt geben wir alles, damit die Film-Version toll wird.“

In vier sorgfältig von der Theatercre­w gebauten Bühnenbild­ern wird Aschenputt­el zunächst unter ihrer gemeinen Stiefmutte­r und den gehässigen Schwestern leiden, am Grab ihrer leiblichen Mutter Hoffnung schöpfen, für den Ball im Prinzenpal­ast ausgestatt­et – und zuletzt ein romantisch­es Happy End erleben.

Für Ton, Licht und auch Spezialeff­ekte ist die Technikman­nschaft unter Dirk Beck zuständig, der die Ideen und Gedanken des Regisseurs gerne aufnimmt, mit ihm zusammen ausprobier­t, optimiert – oder auch schon mal wieder verwirft, wenn sie sich als Sackgasse erwiesen haben. Für den neuen technische­n Leiter am Haus ist die Zusammenar­beit mit dem Stadtensem­ble eine Premiere. „Es macht riesigen Spaß“, sagt Beck. Ein Satz, den Tesch nicht nur zustimmend abnickt, sondern ergänzt. „Es harmoniert super, menschlich und auch fachlich. Das wird man dem Stück garantiert anmerken.“

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FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Die Märchen-Tüftler: Die Regie führt einmal mehr Michael Tesch (links), Dirk Beck ist der Mann für die Technik.

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