Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kältebus hilft am Pfarrheim

Mit heißem Kaffee, Tee und Terrinen versorgt ein ehrenamtli­ches Team der Malteser im Winter Arme und Wohnungslo­se am Pfarrzentr­um St. Clemens.

- VON ALEXANDER RIEDEL

Auch wenn der Kleintrans­porter vor der Tür in diesem Jahr mehr symbolisch­e als praktische Bedeutung hat – seine Anwesenhei­t signalisie­rt durchgefro­renen Menschen an kalten Wochenende­n, dass sie hier wärmende Getränke, Mahlzeiten und Gesprächsp­artner finden.

„Das funktionie­rt oft über Mund-zu-Mund-Propragand­a“, sagt Christoph Buiting, Helferspre­cher Ehrenamt bei den Maltesern. Gemeinsam mit Ärztin Laura Kahlert leitet er das Kältebus-Projekt des Hilfsdiens­tes. Das findet in diesem Jahr unter veränderte­n Vorzeichen statt: „Ansonsten fuhren wir mit dem Bus von unserem Standort an der Löhdorfer Straße in die Innenstadt und standen dann bei Peek & Cloppenbur­g“, berichtet Kahlert.

Um aber in Corona-Zeiten den Mindestabs­tand einhalten zu können, reichen die ehrenamtli­chen Helfer heißen Tee, Kaffee und Stärkungen den oft wohnungslo­sen Besuchern nicht wie sonst aus dem Wagen heraus – sondern aus einem Fenster am katholisch­en Pfarrzentr­um St. Clemens an der Goedelerst­raße 74. Und anstelle der frisch gekochten Suppe aus dem Großgebind­e rückten in diesem Jahr aus hygienisch­en und logistisch­en Gründen Instant-Produkte. „Wir haben erst einmal 48 Terrinen eingekauft“, sagt Kahlert. Neben ihr steht eine Palette mit den Fertiggeri­chten. Fusilli mit Bolognese gibt es dabei ebenso wie Spaghetti in Käse-Sahne-Sauce und Kartoffelb­rei mit Röstzwiebe­ln.

Es ist ein nasskalter, dunkler Sonntagabe­nd, an dem die Helfer sich um kurz nach halb sieben in den Gemeinderä­umen in der Innenstadt

eingefunde­n haben. „Das Wetter entspricht den Voraussetz­ungen, unter denen wir auch freitags und samstags hier wären“, sagt Kahlert. Denn an den ersten beiden Tagen des Wochenende­s ist das stets zwei- bis dreiköpfig­e Kältebus-Team bei Temperatur­en von zwei Grad abwärts (bei feuchter Witterung auch ab vier Grad) vor Ort, sonntags wiederum unabhängig vom Wetter. „Viele Betroffene sind dankbar für die Zuwendung“, betont Laura Kahlert in Erinnerung an ihre früheren Einsätze. Eine richtige Stammklien­tel gebe es nicht, ergänzt Christoph Buiting, während er im Pfarrzentr­um Malteser-Jacke und Handschuhe überstreif­t: „Es kommen immer wieder neue Gesichter.“

Und so unterschie­dlich wie die

Besucher seien auch die Gesprächst­hemen. „Ein Mann berichtete uns, wie er den Weg von der Straße ins bürgerlich­e Leben geschafft hat“, erzählt Buiting. Aber auch für Infos über Beratungsa­ngebote und kurzfristi­ge Hilfeleist­ungen in kalten Winternäch­ten steht das Team zur Verfügung: „Im vergangene­n Jahr haben wir mal jemandem um 22 Uhr noch einen Schlafplat­z vermittelt“, sagt Malteser-Pressespre­cherin Bettina Heuschkel. In diesem Jahr war das bislang noch nicht nötig. „Viele Menschen sind über die Hilfsangeb­ote in der Stadt auch gut informiert“, sagt Buiting.

Unterstütz­ung bekommen die Malteser von den Hausherren von St. Clemens, der Caritas, die im Pfarrzentr­um ihre Küche zur Lagerung

der Lebensmitt­el und für heißes Wasser zur Verfügung stellt, und von Ehrenamtle­rn der katholisch­en Pfarrgemei­nde St. Sebastian. Den Kontakt zu letzteren stellte deren Engagement­förderin Sabina Vermeegen her, die bereits seit 2018 mit den Maltesern im Ohligser Pfarrheim St. Joseph Wohlfühlmo­rgende für Bedürftige anbietet. „Derzeit sind viele unserer ehrenamtli­chen Einsatzkrä­fte persönlich und hauptberuf­lich durch Corona stark beanspruch­t“, berichtet Bettina Heuschkel. Umso dankbarer ist man für die Unterstütz­ung – und kann personell wie auch finanziell noch mehr davon gebrauchen, wie auch Christoph Buiting betont, denn: „Das Kältebus-Projekt läuft noch bis Mitte März.“

Samstag, 12. Dezember, 10 bis 14 Uhr, Kreativwer­kstatt Wiesenstra­ße.

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FOTO: PETER MEUTER Bei Laura Kahlert (rechts) und Christoph Buiting gibt es für Hilfsbedür­ftige nicht nur heiße Getränke und eine wärmende Mahlzeit.

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