Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kältebus hilft am Pfarrheim
Mit heißem Kaffee, Tee und Terrinen versorgt ein ehrenamtliches Team der Malteser im Winter Arme und Wohnungslose am Pfarrzentrum St. Clemens.
Auch wenn der Kleintransporter vor der Tür in diesem Jahr mehr symbolische als praktische Bedeutung hat – seine Anwesenheit signalisiert durchgefrorenen Menschen an kalten Wochenenden, dass sie hier wärmende Getränke, Mahlzeiten und Gesprächspartner finden.
„Das funktioniert oft über Mund-zu-Mund-Propraganda“, sagt Christoph Buiting, Helfersprecher Ehrenamt bei den Maltesern. Gemeinsam mit Ärztin Laura Kahlert leitet er das Kältebus-Projekt des Hilfsdienstes. Das findet in diesem Jahr unter veränderten Vorzeichen statt: „Ansonsten fuhren wir mit dem Bus von unserem Standort an der Löhdorfer Straße in die Innenstadt und standen dann bei Peek & Cloppenburg“, berichtet Kahlert.
Um aber in Corona-Zeiten den Mindestabstand einhalten zu können, reichen die ehrenamtlichen Helfer heißen Tee, Kaffee und Stärkungen den oft wohnungslosen Besuchern nicht wie sonst aus dem Wagen heraus – sondern aus einem Fenster am katholischen Pfarrzentrum St. Clemens an der Goedelerstraße 74. Und anstelle der frisch gekochten Suppe aus dem Großgebinde rückten in diesem Jahr aus hygienischen und logistischen Gründen Instant-Produkte. „Wir haben erst einmal 48 Terrinen eingekauft“, sagt Kahlert. Neben ihr steht eine Palette mit den Fertiggerichten. Fusilli mit Bolognese gibt es dabei ebenso wie Spaghetti in Käse-Sahne-Sauce und Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln.
Es ist ein nasskalter, dunkler Sonntagabend, an dem die Helfer sich um kurz nach halb sieben in den Gemeinderäumen in der Innenstadt
eingefunden haben. „Das Wetter entspricht den Voraussetzungen, unter denen wir auch freitags und samstags hier wären“, sagt Kahlert. Denn an den ersten beiden Tagen des Wochenendes ist das stets zwei- bis dreiköpfige Kältebus-Team bei Temperaturen von zwei Grad abwärts (bei feuchter Witterung auch ab vier Grad) vor Ort, sonntags wiederum unabhängig vom Wetter. „Viele Betroffene sind dankbar für die Zuwendung“, betont Laura Kahlert in Erinnerung an ihre früheren Einsätze. Eine richtige Stammklientel gebe es nicht, ergänzt Christoph Buiting, während er im Pfarrzentrum Malteser-Jacke und Handschuhe überstreift: „Es kommen immer wieder neue Gesichter.“
Und so unterschiedlich wie die
Besucher seien auch die Gesprächsthemen. „Ein Mann berichtete uns, wie er den Weg von der Straße ins bürgerliche Leben geschafft hat“, erzählt Buiting. Aber auch für Infos über Beratungsangebote und kurzfristige Hilfeleistungen in kalten Winternächten steht das Team zur Verfügung: „Im vergangenen Jahr haben wir mal jemandem um 22 Uhr noch einen Schlafplatz vermittelt“, sagt Malteser-Pressesprecherin Bettina Heuschkel. In diesem Jahr war das bislang noch nicht nötig. „Viele Menschen sind über die Hilfsangebote in der Stadt auch gut informiert“, sagt Buiting.
Unterstützung bekommen die Malteser von den Hausherren von St. Clemens, der Caritas, die im Pfarrzentrum ihre Küche zur Lagerung
der Lebensmittel und für heißes Wasser zur Verfügung stellt, und von Ehrenamtlern der katholischen Pfarrgemeinde St. Sebastian. Den Kontakt zu letzteren stellte deren Engagementförderin Sabina Vermeegen her, die bereits seit 2018 mit den Maltesern im Ohligser Pfarrheim St. Joseph Wohlfühlmorgende für Bedürftige anbietet. „Derzeit sind viele unserer ehrenamtlichen Einsatzkräfte persönlich und hauptberuflich durch Corona stark beansprucht“, berichtet Bettina Heuschkel. Umso dankbarer ist man für die Unterstützung – und kann personell wie auch finanziell noch mehr davon gebrauchen, wie auch Christoph Buiting betont, denn: „Das Kältebus-Projekt läuft noch bis Mitte März.“
Samstag, 12. Dezember, 10 bis 14 Uhr, Kreativwerkstatt Wiesenstraße.