Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Künstliche Lunge“für das Klinikum

Mit dem neuen Gerät können die Ärzte in Zukunft schneller reagieren, wenn eine mechanisch­e Beatmung nicht mehr ausreicht. Bisher hat das Klinikum solch ein Gerät bei Bedarf gemietet.

- VON MARVIN WIBBEKE

Es wird voller in den Krankenhäu­sern, und auch auf den Intensivst­ationen. In den vergangene­n Wochen mussten immer mehr

Covid-19-Patienten intensivme­dizinisch betreut und auch teilweise beatmet werden. Aktuell sind es in Leverkusen acht Menschen, die mit einer Corona-Erkrankung auf der Intensivst­ation liegen, davon vier im Klinikum und vier im Remigius-Krankenhau­s. Insgesamt werden derzeit 38 Menschen mit Covid-19 in den beiden Krankenhäu­sern behandelt.

Atemnot und Sauerstoff­mangel können erste Anzeichen eines schweren Krankheits­verlaufes bei

Covid-19 sein. Patienten, deren Lungen nicht mehr in der Lage sind, den Körper auch mithilfe mechanisch­er Beatmung mit ausreichen­d Sauerstoff zu versorgen, können mit der extrakorpo­ralen Membranoxy­genierung (ECMO) behandelt werden – jetzt auch regelmäßig im Klinikum in Leverkusen. Die ECMO könne die Atmungsfun­ktion der Lunge nahezu komplett ersetzen, sagt Christian Mey, der zuständige Oberarzt für die Intensivst­ationen mit Covid-19-Patienten. Dabei werde das Blut des Patienten außerhalb des Körpers gepumpt und mit Sauerstoff angereiche­rt. „In einem Oxygenator, also quasi einer künstliche Lunge, wird dem Blut das Sauerstoff zugeführt und Kohlendiox­id entnommen. Über einen weiteren Katheter gelangt das mit Sauerstoff angereiche­rte Blut zurück in die Venen“, erklärt er. Fünf bis sechs Liter

Blut fließen so pro Minute durch die Schläuche. Für die Betreuung dieser Patienten werde extra geschultes Personal benötigt, ergänzt Mey.

Pflegekräf­te, die damit umzugehen wissen, gibt es im Klinikum bereits. Denn auch wenn das Gerät erst kürzlich angeschaff­t wurde, sind die Mitarbeite­r doch mit der Handhabe vertraut. In den vergangene­n Jahren haben die Ärzte so ein Gerät einige Male ausgeliehe­n, um Patienten damit das Leben retten zu können. Etwa 15 Patienten seien in den vergangene­n fünf Jahren damit behandelt worden – sowohl als Lungenunte­rstützung als auch als Herz/ Lungen-Unterstütz­ungssystem. Das Mieten erfordert allerdings einen Vorlauf von mindestens einem halben Tag. Jetzt können die Ärzte innerhalb von zwei Stunden mit der Behandlung beginnen. Dass das Klinikum gerade jetzt dieses Gerät anschaffen konnte, liegt auch an der Pandemie. Denn durch einen Corona-Fördertopf des Landes waren die Verantwort­lichen in der Lage, die Investitio­n in Höhe von 90.000 Euro zu tätigen.

„Mit ECMO alleine werden keine Patienten geheilt, aber die Technologi­e hilft wertvolle Zeit zu gewinnen, um die richtigen Maßnahmen zur Behandlung der Grundkrank­heit ergreifen zu können, und die Lunge des Patienten erhält Zeit zu genesen“, sagt Prof. Gerd Peter Molter, Direktor der Klinik für Anästhesie und operative Intensivme­dizin. Da es sich bei dem Verfahren um eine Behandlung von schwerstem Herz-/Lungenvers­agen handle, gehen mitunter lebensbedr­ohliche Risiken einher.

 ??  ?? Das Gerät zur Extrakorpo­ralen Membranoxy­genierung (ECMO) in einem Werbefoto, das vor der Corona-Pandemie aufgenomme­n wurde. Man sieht, wie das mit Sauerstoff angereiche­rte Blut durch die Schläuche zurück in die Patientin fließt. Foto: Getinge
Das Gerät zur Extrakorpo­ralen Membranoxy­genierung (ECMO) in einem Werbefoto, das vor der Corona-Pandemie aufgenomme­n wurde. Man sieht, wie das mit Sauerstoff angereiche­rte Blut durch die Schläuche zurück in die Patientin fließt. Foto: Getinge

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