Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Werkzeugmuseum präsentiert eine Sonderausstellung.
Das Deutsche Werkzeugmuseum in Hasten hat die Sonderausstellung „(K)ein Kinderspiel“eröffnet, die bis Mai 2021 zu sehen sein wird. Das technische Spielzeug steht im Vordergrund, aber es gibt auch eine Puppen-Vitrine.
Die Gäste tummeln sich vergnügt um die Glasvitrinen, Sätze wie „Damit haben mein Vater und ich immer sonntags gespielt“wechseln sich bei einem Gläschen ab, während sich gegenüber einige Besucher auf den großen Puzzleteilen verewigen. Vielleicht hält auch jemand eine verspielte Rede. So oder so ähnlich hat sich das Team des Deutschen Werkzeugmuseums
„Wenn wir vermitteln können, dass sich die Besucher Gedanken über all diese Dinge machen, haben wir
gewonnen“
Dr. Andreas Wallbrecht
Museumsleiter
vermutlich die heutige Eröffnung der neuen Sonderausstellung „(K) ein Kinderspiel“vorgestellt, die bis Mai 2021 zu sehen sein wird. Wegen des Lockdowns fällt sie aus. „Aber sobald wir wieder öffnen dürfen, holen wir das nach“, verspricht Museumsleiter Dr. Andreas Wallbrecht.
Schließlich sollen die Museumsgäste bald selbst sehen, woran das Team in den letzten Monaten gearbeitet hat. Und das kann sich sehen lassen: Acht Vitrinen mit ein paar hundert Ausstellungsstücken bilden den Lebensmittelpunkt gleich mehrerer Generationen von Menschen ab: Spielzeug vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1990 wird im Werkzeugmuseum zum Ausstellungsobjekt. Durch den Aufruf in der Zeitung hatten sich viele Remscheider gemeldet und stellten ihr eigenes Spielzeug zur Verfügung.
Da ist etwa die alte Märklin-Eisenbahn vom Anfang des 20. Jahrhunderts, deren gelötete Umbiegebleche von hoher Qualität zeugen. Oder die Minitrix-Bahn, die Modellbahn, die im Aktenkoffer daherkam. Oder der Distler Electromatic 7500. Der Porsche röhrt nur dann auf, wenn der Zündschlüssel – übrigens samt stilechtem Lederetui
– ins Schloss gesteckt wird. „Weil wir ein Werkzeugmuseum sind, steht bei uns natürlich das technische Spielzeug im Vordergrund“, erklärt Dr. Wallbrecht: „Wir möchten aber die Bandbreite auch von anderen schönen Sachen zeigen.“
Von Metall-Stabilbaukästen bis Lego, von Steinbaukästen aus den 30er-Jahren bis zur aktuellen Carrerabahn. Doch bei „(K)ein Kinderspiel“geht es nicht nur um die Entwicklung des Spielzeugs. „Dahinter steckt auch eine andere Bedeutung: Meist spielten nämlich nicht nur Kinder damit, sondern auch Erwachsene. Vor allem Väter mit ihrer Eisenbahn.“
Eine klare politische Botschaft sandte so zum Beispiel die Dampfmaschine von Märklin mit, die ein kleines Kernkraftwerk war – übrigens in Loriots „Weihnachten bei Hoppenstedts“zu sehen.
„Damit stieg Märklin in den politischen Diskurs ein, als die Debatte um die Kernenergie aufkam.“Zudem besitze technisches Spielzeug eine prägende Funktion: „Wir glauben, dass jemand, der lange zum
Beispiel mit einem Metallbaukasten spielt, eine höhere technische Affinität aufweist und somit eher einen solchen Beruf ergreift“, erklärt der Museumsleiter.
Natürlich gibt es auch eine Vitrine mit Puppen und Melitta-Kaffee-Service in Rosa. Highlight ist ein kleiner Herd samt Pfanne. „Da kann man ein Ei drin machen“, ist Wallbrecht baff: „Mädchen wurden früh auf ihr Rollenbild konditioniert“, erklärt er. Und das machte sich auch die Werbebranche zunutze. „Wenn wir vermitteln können, dass sich die Besucher Gedanken über all diese Dinge machen, haben wir gewonnen“, sagt Wallbrecht.