Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Neue Möglichkeiten hinter den Kulissen
Seit gut zwei Wochen verfügt die Schreinerei des Teo Otto Theaters nun über bessere Sägen.
Eigentlich können sich Klaus Wasow (55) und Luca Krüger (21) bei der Unfallversicherung bedanken. Denn der Beleuchtungsund Bühnenmeister sowie der Auszubildende zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik verdanken den Versicherungsexperten die neue Ausstattung der Schreinerei des Teo Otto Theaters.
Bei einer Begehung war den Inspektoren im Oktober aufgefallen, dass die Kreis- und Bandsäge nicht mehr den heutigen Standards entsprechen. Zwar liefen sie noch – klar, sie waren von Arnz Flott –, doch seit den 1970ern haben sich die Bestimmungen geändert, die alten „Hündchen“durften fortan nicht mehr benutzt werden. „Die Sägen hatten keine Bremse und drehten minutenlang nach. Das ist zu gefährlich“, erklärt Klaus Wasow.
Auch die Absauganlage für Holzspäne war von anno Tuff. Der Filter bestand lediglich aus einem Leinensack – der Holzstaub ging durch. „Der dringende Handlungsbedarf war mir schon länger klar“, sagt der Leverkusener. Doch die 10.000-Euro-Investition musste schließlich erst „ganz oben“, sprich im Rathaus, abgesegnet werden. Seit gut zwei Wochen verfügt die Schreinerei nun über eine neue Kreissäge, eine neue Bandsäge und eine moderne Absauganlage.
Und das eröffnet dem Team hinter den Kulissen ganz neue Möglichkeiten. „Auf der alten Kreissäge haben wir nicht so viel gemacht, der Tisch darunter war ja nur ein Mal ein Meter groß. Mit der neuen können wir in der Kategorie 1,60 Meter sägen“, sagt der Bühnenmeister erfreut, der in seiner Zeit am
Theater Leverkusen Schreiner-Erfahrungen gesammelt hat. Seit fast 15 Jahren ist er nun schon am Teo Otto Theater, der guten Stube Remscheids. „Winkelig sägen auf der alten Säge war eher ein Schätzen“, sagt er. Daher habe er sich auch nicht so recht an das Thema herangetraut.
„Das sind Arbeiten, für die wir im regulären Spielbetrieb keine
Zeit hätten“
Klaus Wasow Beleuchtungs- und Bühnenmeister
Nun können die Männer auch krummes Maß sägen – und damit die Marke Eigenbau stärken. „Wir bauen Spezialanfertigungen, wie wir sie brauchen“, sagt Azubi Luca Krüger. Der 21-Jährige hat so schon gemeinsam mit Klaus Wasow einen „Soundschrank“gebaut: einen Schrank mit Rollen, in dem zwei Laptops untergebracht werden können. Von diesen werden die Videoeinspieler zu Beginn einer Theatervorstellung übertragen. Das nächste Projekt prangt schon als Explosionszeichnung
an der Wand: eine Kiste für einen Beamer. „Das sind Arbeiten, für die wir im regulären Spielbetrieb keine Zeit hätten“, sagt Wasow. Insofern habe Corona auch was Gutes.
Kulissen werden in der Schreinerei nicht gebaut. Das Team hat aber viel instandzusetzen im „Schmuckkästchen“. So werden derzeit auch die Schlosserei und die Elektrowerkstatt aufgemöbelt. „Hier macht prinzipiell jeder alles“, sagt Wasow.
Für den Azubi im dritten Lehrjahr ist die Theaterwelt jeden Tag spannend. Der ehemalige GBG-Schüler, der schon die Theater-AG als Techniker begleitet hat, schätzt die Arbeit an einem bespielten Theater. „Man weiß genau, wo sein Klebeband liegt. Wenn du morgens auf dem Dienstplan siehst: Heute Russisches Staatsballett, weißt du genau, was passiert und wie ausgeleuchtet wird.“
Die Männer freuen sich schon auf Silvester. Denn wegen Corona fällt die Silvestershow aus – und das Team hat frei. Für Klaus Wasow ist es das erste Mal seit 15 Jahren. Er weiß noch gar nicht, was er mit dieser neu gewonnenen Freiheit anstellen soll. Luca Krüger weiß es indes schon genau: „Ich freue mich schon aufs Raclette.“
Theaterkasse Aufgrund der Schutzmaßnahmen bleibt das Teo Otto Theater derzeit geschlossen. Für Fragen und den Kauf von Geschenkgutscheinen öffnet die Theaterkasse aber an den folgenden Dienstagen: 15. und 22. Dezember, jeweils 10 bis 14 Uhr.