Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Regiosaatgut soll artenreiche Vielfalt wahren.
Naturpark und Biologische Stationen arbeiten zusammen, um die Wiesen im Bergischen Land wieder artenreich blühen zu lassen.
Die Biologischen Stationen des Bergischen Landes wollen in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Bergisches Land und unter Förderung des Landschaftsverbands Rheinland dafür sorgen, dass das Bergische wieder blüht – und zwar mit heimischen Wildpflanzen.
Aktuell suchen die Protagonisten Landwirte. Sie können bei der Saatgut-Vermehrung helfen und letztlich mit dem Bergischen Saatgut Geld verdienen. Auch Privatpersonen sollen maßgeblich zum Artenreichtum dank heimischer Pflanzen beitragen, da das Saatgut vertrieben werden soll. Dazu haben die Protagonisten 2018 ein Projekt zum Thema regionales Saatgut (Regiosaat) angestoßen, das für die kommenden Jahre finanziell gesichert ist.
„Heute erreichen wir einen Meilenstein“, sagt Naturpark-Geschäftsführer Jens Eichner: „Mit unserem Flyer und der nun geschalteten Homepage wollen wir die Öffentlichkeit informieren und aufzeigen, was Bergisches Saatgut bedeutet.“Hier gibt es auch einen Fahrplan und Erklärungen für Privatpersonen, die ihr Grün aufwerten wollen.
Das Projekt selbst ist etwa auf halber Wegstrecke. Heimische Wildpflanzen wurden gesammelt, aktuell werden die Samen auf Spenderflächen vermehrt. So auch bei der Biologischen Station Mittlere Wupper (BSMW) am Botanischen Garten in Solingen, wo erste Erfolge verbucht werden können. Hier findet eine Zwischen-Vermehrung statt, die Wildkräuter sollen dann auf größeren Flächen weiter angereichert werden – das gilt beispielsweise für Acker-Witwenblumen, Wiesen-Flockenblume oder Wiesen-Margerite. Das Endprodukt soll eines Tages eine Mischung aus 20 verschiedenen Arten sein.
Die Projektleitung liegt bei Johanna Dahlmann, Pia Kambergs ist zudem tief in der Arbeit (beide BSMW ). Ihr Geschäftsführer Dr. Jan Boomers erklärt: „Der Anlass für unser bergisches Saatgut war das Insektensterben.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass es viel weniger Nahrungsangebot gibt. Die blütenreichen Wiesen wie vor 20, 30 Jahren sind zurückgegangen. Unsere Idee war daher: Wie bekommt man wieder solche Wiesen hin?“
Bei ihrer Auswahl des Saatguts haben die Experten darauf geachtet, heimische Pflanzen und Kräuter zu vermehren: „Im Bergischen Land sind viele Böden eher mager, was den Nährstoffreichtum angeht. Und dann haben wir die Bandbreite von den feuchten Auen und Tälern bis zu den trockenen Kuppen“, erläutert Boomers. Die heimischen Arten sind dafür wie gemacht und haben sich angepasst. „Wir wollen den Artenreichtum erhalten, und die blühenden Wiesen wieder deutlich anreichern.“Ziel ist es, die Bergische Saatgut-Mischung „am Ende in den Wirtschaftskreislauf zu bringen“.
Erste Landwirte sind dabei. Sie sollen Geld verdienen können, in dem sie ihr Bergisches Saatgut an Vertriebsstellen verkaufen. „Eine wirtschaftliche Kooperation, die von alleine läuft, das ist unser Ziel“, sagt Boomers. Den Protagonisten gefällt, dass das Thema Artenvielfalt und damit Aussaat stärker in den Fokus gerückt ist. Sie wollen Privatpersonen, die sich engagieren wollen, eine Stütze sein. Boomers erkennt zudem, dass die drei bergischen Großstädte aktiv geworden sind: „Sowohl in Wuppertal als auch in Remscheid und Solingen gibt es seitens der Stadt Projekte zum Insektenschutz. Das Thema Regiosaat ist dafür eine wunderbare Ergänzung, die Orientierung bietet.“