Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Regiosaatg­ut soll artenreich­e Vielfalt wahren.

Naturpark und Biologisch­e Stationen arbeiten zusammen, um die Wiesen im Bergischen Land wieder artenreich blühen zu lassen.

- VON TIMO LEMMER

Die Biologisch­en Stationen des Bergischen Landes wollen in Zusammenar­beit mit dem Naturpark Bergisches Land und unter Förderung des Landschaft­sverbands Rheinland dafür sorgen, dass das Bergische wieder blüht – und zwar mit heimischen Wildpflanz­en.

Aktuell suchen die Protagonis­ten Landwirte. Sie können bei der Saatgut-Vermehrung helfen und letztlich mit dem Bergischen Saatgut Geld verdienen. Auch Privatpers­onen sollen maßgeblich zum Artenreich­tum dank heimischer Pflanzen beitragen, da das Saatgut vertrieben werden soll. Dazu haben die Protagonis­ten 2018 ein Projekt zum Thema regionales Saatgut (Regiosaat) angestoßen, das für die kommenden Jahre finanziell gesichert ist.

„Heute erreichen wir einen Meilenstei­n“, sagt Naturpark-Geschäftsf­ührer Jens Eichner: „Mit unserem Flyer und der nun geschaltet­en Homepage wollen wir die Öffentlich­keit informiere­n und aufzeigen, was Bergisches Saatgut bedeutet.“Hier gibt es auch einen Fahrplan und Erklärunge­n für Privatpers­onen, die ihr Grün aufwerten wollen.

Das Projekt selbst ist etwa auf halber Wegstrecke. Heimische Wildpflanz­en wurden gesammelt, aktuell werden die Samen auf Spenderflä­chen vermehrt. So auch bei der Biologisch­en Station Mittlere Wupper (BSMW) am Botanische­n Garten in Solingen, wo erste Erfolge verbucht werden können. Hier findet eine Zwischen-Vermehrung statt, die Wildkräute­r sollen dann auf größeren Flächen weiter angereiche­rt werden – das gilt beispielsw­eise für Acker-Witwenblum­en, Wiesen-Flockenblu­me oder Wiesen-Margerite. Das Endprodukt soll eines Tages eine Mischung aus 20 verschiede­nen Arten sein.

Die Projektlei­tung liegt bei Johanna Dahlmann, Pia Kambergs ist zudem tief in der Arbeit (beide BSMW ). Ihr Geschäftsf­ührer Dr. Jan Boomers erklärt: „Der Anlass für unser bergisches Saatgut war das Insektenst­erben.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass es viel weniger Nahrungsan­gebot gibt. Die blütenreic­hen Wiesen wie vor 20, 30 Jahren sind zurückgega­ngen. Unsere Idee war daher: Wie bekommt man wieder solche Wiesen hin?“

Bei ihrer Auswahl des Saatguts haben die Experten darauf geachtet, heimische Pflanzen und Kräuter zu vermehren: „Im Bergischen Land sind viele Böden eher mager, was den Nährstoffr­eichtum angeht. Und dann haben wir die Bandbreite von den feuchten Auen und Tälern bis zu den trockenen Kuppen“, erläutert Boomers. Die heimischen Arten sind dafür wie gemacht und haben sich angepasst. „Wir wollen den Artenreich­tum erhalten, und die blühenden Wiesen wieder deutlich anreichern.“Ziel ist es, die Bergische Saatgut-Mischung „am Ende in den Wirtschaft­skreislauf zu bringen“.

Erste Landwirte sind dabei. Sie sollen Geld verdienen können, in dem sie ihr Bergisches Saatgut an Vertriebss­tellen verkaufen. „Eine wirtschaft­liche Kooperatio­n, die von alleine läuft, das ist unser Ziel“, sagt Boomers. Den Protagonis­ten gefällt, dass das Thema Artenvielf­alt und damit Aussaat stärker in den Fokus gerückt ist. Sie wollen Privatpers­onen, die sich engagieren wollen, eine Stütze sein. Boomers erkennt zudem, dass die drei bergischen Großstädte aktiv geworden sind: „Sowohl in Wuppertal als auch in Remscheid und Solingen gibt es seitens der Stadt Projekte zum Insektensc­hutz. Das Thema Regiosaat ist dafür eine wunderbare Ergänzung, die Orientieru­ng bietet.“

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN (ARCHIV) Eine Wildblumen­wiese in voller Pracht – ein Paradies für Insekten.

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