Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Demokratie­konferenz und Verleihung des Silbernen Schuhs

- VON BJÖRN BOCH

Wie denken die Menschen in Solingen über die Stadt, in der sie leben? Wie beurteilen sie den Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft? Welche Einstellun­gen haben sie zu anderen Kulturkrei­sen und abweichend­en Lebensentw­ürfen? Das will die Stadtverwa­ltung gemeinsam mit dem Diakonisch­en Werk und der Universitä­t Bielefeld in einer großangele­gten Befragung herausfind­en. 10.000 Personen erhalten in diesen Tagen einen Fragebogen.

Der wird im kommenden Jahr wissenscha­ftlich ausgewerte­t. „Wir wollen genauer wissen, wo wir mit unserem Handlungsk­onzept stehen und welche weiteren Schritte erforderli­ch sind“, erklärt Anne Wehkamp, Leiterin des Stadtdiens­tes Integratio­n. Die Menschen seien zufällig per Computer ausgewählt worden, berichtet Michael Roden vom Stadtdiens­t – allerdings sei die Auswahl so gestaltet worden, dass sie die Stadtgesel­lschaft repräsenta­tiv abbilde. Das sei wichtig, zum Beispiel in Bezug auf den prozentual­en Anteil der Einwohner mit Migrations­hintergrun­d.

Die Befragung, die erstmals durchgefüh­rt wird und alle vier Jahre wiederholt werden soll, wird aus dem Bundesprog­ramm „Demokratie leben“und von der Landeszent­rale für politische Bildung finanziert. Es geht um soziale Gerechtigk­eit, Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheit­sversorgun­g, aber auch zur Demokratie und ihren Institutio­nen.

„Wir wollen herausfind­en, wie demokratis­ch unsere Gesellscha­ft eigentlich ist, wie wir Spannungen und Unterschie­de aushalten“, sagt Ulrike Kilp, Geschäftsf­ührerin des Diakonisch­en Werks. Mit der Befragung sollen auch Menschen erreicht werden, „die wir sonst nicht erreichen“– und es gelte herauszufi­nden, wie Menschen reagieren, die sich nicht repräsenti­ert fühlen, ergänzt Michael Roden. Man hoffe auf eine Anzahl von Antworten im vierstelli­gen Bereich.

Um Fragen von Toleranz, Diskrimini­erung, Integratio­n und Rassismus, aber auch um Verschwöru­ngstheorie­n oder religiösen Extremismu­s geht es außerdem bei der Demokratie­konferenz, die von der Stadt seit 2014 jährlich veranstalt­et wird. Aufgrund der Pandemie findet die Konferenz in diesem Jahr ohne Publikum vor Ort statt, wird aber aus der Alten Maschinenh­alle auf dem Gelände des Gründer- und Technologi­ezentrums an der Grünewalde­r Straße in Höhscheid live im Internet übertragen. Der Livestream ist ab kommenden Dienstag, 15. Dezember, 16 Uhr, hier abrufbar unter www.zusammen-solingen.de.

Neben einem Grußwort von Oberbürger­meister

Tim Kurzbach gibt es Beiträge von Dr. Guido Hitze, Leiter der Landeszent­rale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, sowie von Prof. Dr. Andreas Zick von der Uni Bielefeld, der die Stadt bei der großangele­gten Befragung unterstütz­t. Livemusik gibt es von Erwin Paech. Im Anschluss an das Programm, bei dem auch der Silberne Schuh an Ursula und Hermann Josef Dörpinghau­s verliehen wird, gibt es verschiede­ne Workshops. Ursula und Hermann Josef Dörpinghau­s arbeiten ehrenamtli­ch mit großem Einsatz am Zusammenha­lt der Stadtgesel­lschaft und für gesellscha­ftlichen Frieden. Beide haben unter anderem das Forum „Politik und Geschwiste­rlichkeit“aufgebaut.

Dagmar Becker (Grüne), Dezernenti­n für Integratio­n, betont die Wichtigkei­t der Befragung und der Konferenz: „Ich bin aufgewachs­en mit dem Gefühl, dass die Gesellscha­ft immer besser, offener, toleranter und demokratis­cher wird. Aber das ist leider nicht der Fall. Demokratie ist kein Geschenk, sondern etwas, das immer wieder bewahrt werden muss.“

Wer bei Workshops im Anschluss mitmachen will, sollte sich vorab anmelden: t1p.de/deko2020. Weitere Informatio­nen über die Demokratie­konferenz und die Workshops: https://t1p.de/jgnr.

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