Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Aldi Nord eröffnet am Montag moderne Filiale in Aufderhöhe

Die Stadt wollte einen weiteren Supermarkt an der Friedenstr­aße verhindern. Jetzt ist zwischen Rewe und Kaufpark ein dritter entstanden.

- VON BJÖRN BOCH ANJA KRISKOFSKI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Nach jahrelange­m Rechtsstre­it, aber um so kürzerer Bauzeit, wird am Montag an der Friedenstr­aße ein neuer Aldi-Markt eröffnen. Auf einem Gelände, das der Telekom gehörte – direkt zwischen Kaufland und Rewe – werde die Verkaufsfl­äche mit rund 1420 Quadratmet­ern „extra großzügig“gestaltet, wie der Discounter mitteilt. Der Markt sei der viertgrößt­e im Filialnetz von Aldi Nord, das mehr als 2200 Märkte umfasst.

Zur Höhe der Investitio­n macht Aldi traditione­ll keine Angaben. „Es war aber schon eine besondere Baustelle. Mit dem Baurecht war es nicht einfach, und es gab viel Abspracheb­edarf mit der Telekom“, berichtet

Franziska Bach. Sie ist Leiterin Immobilien und Expansion bei der Aldi Immobilien­verwaltung für die Regionalge­sellschaft Radevormwa­ld – und damit unter anderem für Solingen zuständig. Enge Absprachen mit der Deutschen Telekom waren notwendig, weil das Unternehme­n einen Teil des Geländes samt technische­r Infrastruk­tur und einem Sendemast behält und dort 5-G-Technik installier­t hat.

Bereits am vergangene­n Samstag wurde die Aldi-Filiale an der Löhdorfer Straße geschlosse­n. Es handele sich um eine Verlagerun­g, die auch deswegen geplant wurde, weil der Discounter an der Löhdorfer Straße nur Mieter war.

Der Fokus in den modernen Märkten wie jetzt in Aufderhöhe liege auf einer hellen und freundlich­en Einkaufsat­mosphäre mit mehr Platz und breiteren Gängen sowie einem vergrößert­en Angebot an frischem Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Backwaren. „Natürlich haben wir mit der Filiale auch Ohligs

Bei uns ist es ganz unproblema­tisch gelaufen, weil wir bestimmte Mehrheitsv­erhältniss­e hatten. Wir hatten als SPD vier Stimmen, die Grünen hatten drei. Das waren zusammen sieben. CDU und FDP kamen gemeinsam auf fünf Stimmen. Die AfD wollen wir mal außen vor lassen. Obwohl ein SPD-Vertreter fehlte, hat die Wahl zur Bezirksbür­germeister­in geklappt (Anm. der Redaktion: Auch der Vertreter der AfD fehlte). Wir arbeiten mit den Grünen seit Jahren gut zusammen, und das wollten wir in der neuen Legislatur­periode gerne fortsetzen. Dieses Vertrauen kann man nicht verhandeln, das muss man sich erarbeiten.

Da gibt es einige. Wir sind in der glückliche­n Lage, dass wir Fördergeld­er aus dem Integriert­en Stadtteile­ntwicklung­skonzept (ISEK) bekommen. Das wäre ein Investitio­nsvolumen von 22,8 Millionen Euro, die in den nächsten Jahren nach Wald fließen könnten. Uns ist eine wohnortnah­e Versorgung wichtig und eine barrierefr­eie, fußgänger- und fahrradfre­undliche Umgestaltu­ng von Wald. Den Walder Stadtpark möchten wir als generation­sübergreif­ende Freizeitun­d Kulturstät­te weiter entwickeln. Auch die Umgestaltu­ng des Grossmann-Areals steht an. Da sehen wir die große Chance, dass wir die Verknüpfun­g zur Jahnkampfb­ahn über den Walder Marktplatz schöner gestalten können. Das ISEK beinhaltet auch einen Stadtteilm­anager. Im März wird erneut in Düsseldorf

im Blick“, sagt Franziska Bach. Dort gebe es noch nicht so viel an Lebensmitt­elversorgu­ng.

Dank einer Photovolta­ikanlage auf dem Marktdach und einer Wärmerückg­ewinnung, die den Marktraum kühlen und beheizen kann,

vorgesproc­hen, um weitere Projekte fördern zu können.

Für das Konzept sind auch Jugendlich­e befragt worden, die in Wald Freizeitan­gebote für sich vermissen.

Das kann ich verstehen. Früher gab es viele Einrichtun­gen wie zum Beispiel den Jugendtref­f an der Poststraße oder im Ittertal. Das ist alles weggefalle­n. Es wäre sinnvoll, dass Jugendlich­e einen eigenen Aufenthalt­sort für sich gestalten können. Der Paritätisc­he Wohlfahrts­verband hat das übernommen und auch bereits eine Mitarbeite­rin, Marina Dirks, dafür eingestell­t. Ihr Büro ist übergangsw­eise an der Stresemann­straße. Die Räumlichke­iten für den Jugendtref­f stehen noch nicht fest.

Als großes Bauvorhabe­n steht auch das Projekt „Greeen“auf dem Gelände von Breuer & Schmitz an.

Auch da soll etwas Schönes mit 177 Wohneinhei­ten entstehen. Wir haben den Bebauungsp­lan bereits beschlosse­n. Zudem wollen wir auch weiterhin bezahlbare­n Wohnraum in Wald haben. An der Friedrich-Ebert-Straße werden 52 Sozialwohn­ungen gebaut. komme das Gebäude ohne fossile Brennstoff­e aus. Von mehr als 100 Parkplätze­n, die von Rewe und Kaufland abgegrenzt sein werden, stehen anfangs noch nicht alle zur Verfügung – ein alter Funkturm der Telekom müsse noch niedergele­gt werden. Zu den Parkplätze­n kommen Fahrradstä­nder und Sonderstel­lflächen für Familien sowie für Menschen mit Behinderun­gen.

Mit Eröffnung des Marktes nach nur rund vier Monaten Bauzeit – eigentlich war die Eröffnung erst für das Frühjahr 2021 geplant – endet ein jahrelange­s Verfahren. Die Stadt hatte sich gegen die Ansiedlung eines Supermarkt­es an dieser Stelle gewehrt. Verwaltung, Stadtrat und Bezirksver­tretung argumentie­rten, das stehe im Widerspruc­h zum Einzelhand­elskonzept

Ich bin ein bisschen stolz auf unseren Walder Einzelhand­el. Hier wurde nach Lösungen gesucht, in diesen schwierige­n Zeiten zusammenzu­halten und trotzdem noch Umsätze zu haben. Die Händler haben sich schnell umgestellt und Alternativ­en gefunden, zum Beispiel indem ein Lieferserv­ice angeboten wurde. Sie haben nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern versuchen, das Beste daraus zu machen. Das ist genau richtig in dieser Zeit.

Wie ist die Entwicklun­g bei der Walder Immobilien- und Standortge­meinschaft (ISG), für die bereits ein Verein gegründet wurde?

Die Situation ist im Moment wegen der Corona-Pandemie ein bisschen schwierig. Um eine gesetzlich­e ISG installier­en zu können, sind viel Aufwand und Zeit nötig. Man muss Gespräche mit den einzelnen Eigentümer­n führen, um ihnen zu erläutern, was sie von einer ISG haben. Wir sehen die Chancen, um den Stadtteil weiterzuen­twickeln, und hoffen, dass es weitergeht.

Was zeichnet Wald aus?

Wir haben in Wald ein tolles bürgerscha­ftliches Engagement. So viele Vereine und Verbände sind engagiert. Da sind wir sehr gut aufgestell­t. Wenn es irgendwo Schwierigk­eiten gibt, wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. Das zeichnet unseren Stadtteil aus.

der Stadt Solingen. Ein Projektent­wickler gewann allerdings vor Gericht. Verwaltung und Politik haben sich mit dieser Entscheidu­ng gezwungene­rmaßen arrangiert – was nicht zuletzt dadurch sichtbar wird, dass Bezirksbür­germeister­in Gundhild Hübel am Tag der Eröffnung für den guten Zweck an der Kasse sitzen wird.

Offenbar war auch Lidl an der Fläche an der Friedenstr­aße interessie­rt – der Discounter gehört wie der künftige Aldi-Nachbar Kaufland zur Schwarz-Gruppe. Konkurrenz zwischen den drei Märkten an der Friedenstr­aße sieht Franziska Bach von Aldi Nord nur bedingt. Sie geht davon aus, dass das Angebot für die Kunden durch die neue Filiale „eher ergänzt“werde.

 ??  ?? Franziska Bach von der Immobilien­verwaltung im neuen Aldi: Mit der Eröffnung am Montag endet ein jahrelange­r Rechtsstre­it. Foto: Christian Beier
Franziska Bach von der Immobilien­verwaltung im neuen Aldi: Mit der Eröffnung am Montag endet ein jahrelange­r Rechtsstre­it. Foto: Christian Beier

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