Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Skepsis gegenüber Luftfilter­geräten

Mancher zweifelt daran, ob Filter in Klassenräu­men wirklich notwendig sind.

- VON SVEN SCHLICKOWE­Y

50 Millionen Euro stellt die NRW-Landesregi­erung in einem Förderprog­ramm zur Verfügung, um in Zeiten von Corona mobile Luftfilter­geräte für Schule und Sporthalle­n anzuschaff­en. Und geht es nach den Grünen im Stadtrat, soll die Verwaltung zumindest einmal prüfen, ob man diesen Fördertopf nicht auch in Remscheid nutzen könnte.

In einem Antrag für die Ratssitzun­g schlagen die Grünen vor, dass die Stadt sich an dem Förderprog­ramm beteiligt: „Wir bitten die Verwaltung zeitnah zu prüfen, welche Maßnahmen in Remscheid förderfähi­g sind und die entspreche­nden Förderantr­äge zu stellen.“Gefördert werden können demnach Filtergerä­te bis zu 4000 Euro Anschaffun­gskosten zu 100 Prozent sowie einfache bauliche Instandset­zungen oder Umrüstunge­n von Fensteranl­agen. Anträge können bis Mitte Januar gestellt werden.

Während die Stadtverwa­ltung an der Förderung baulicher Maßnahmen durchaus Interesse zeigt, steht man der Anschaffun­g von Luftfilter­n offenbar eher reserviert gegenüber. Und liegt damit auf der Linie vieler Experten. Die kritisiere­n unter anderem Lautstärke und Stromverbr­auch der Geräte. Gerade die Netze älterer Schulen könnten durch den Betrieb mehrere Luftfilter an ihre Grenzen stoßen. Und während in Schulklass­en die Lautstärke eigentlich nicht über 35 Dezibel liegen sollte, erzeugen manche Geräte einen Pegel von 50 Dezibel und mehr.

Vor allem aber zweifelt mancher Experte daran, ob Filter in Klassenräu­men notwendig sind. Auch das Bauamt verweist in einer Vorlage auf eine Studie der Technische­n Hochschule Mittelhess­en, nach der mobile Luftfilter kein Ersatz fürs Lüften sind: „Als wesentlich­es Resultat zeigte sich, dass die Stoßöffnun­g aller Fenster über drei Minuten bei Außentempe­raturen von 7 bis 11 Grad die eingebrach­te Konzentrat­ion an Aerosolen bis zu 99,9 Prozent senkte“, heißt es in der Studie. Vier mobile Geräte hätten die Konzentrat­ion in 30 Minuten hingegen nur um 90 Prozent gesenkt.

Dass die Klassenzim­mer gelüftet werden könnten, sei sichergest­ellt, sagt Thomas Judt vom Bauamt. Eine Ausnahme sei die Hauptschul­e Hackenberg, in der die Fenster bisher nur gekippt werden können. „Aber das lassen wir gerade umbauen.“Auch am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium habe es Probleme mit den Fenstern gegeben, die behoben würden. Die Kosten sind eventuell auch über das Programm der Landesregi­erung förderfähi­g.

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FOTO: ULMAIR/JERÔME HERR Ein Filtergerä­t steht in der Klasse und reinigt die Luft – so stellen es sich die Hersteller vor.

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